LebensmittelFünf Farben für die Gesundheit – was bedeutete der „Nutri Score“?

Lesezeit 3 Minuten
Tiefkühlpizza

Tiefgefrorene Pizzen laufen über ein Transportband: Wie gesund sind sie?

Berlin – Noch steht auf der Packung Rahmspinat eines großen Herstellers eine lange Liste an Zutaten. Die kleinen Buchstaben geben Aufschluss über den Gehalt an Fett oder Zucker. Doch ob das veredelte Gemüse nun gesund ist oder zu viel andere ungesunde Beigaben enthält, erschließt sich nur gut informierten Kunden.

Das soll sich künftig ändern. Erste Unternehmen wollen freiwillig eine leicht erkennbare Nährwertkennzeichnung einführen. Auf einer Farbskala von grün bis rot wird das Feld hervorgehoben, das dem Gesamtgehalt des Produktes entspricht. Danone hat diesen sogenannten Nutri Score für seine Molkereierzeugnisse angekündigt. Tiefkühlproduzent Iglo will ab diesem Januar Fischstäbchen oder eben Spinat mit der Farbpalette versehen. „Durch den jetzigen Schritt liefern wir den Verbrauchern eine Transparenz, die immer mehr nachgefragt wird“, sagt die Chefin von Iglo Deutschland, Antje Schubert.

Anders als die Lebensmittelampel

Mit der lange diskutierten Lebensmittelampel aus Großbritannien hat der in Frankreich entwickelte Nutri Score nichts mehr zu tun. Während die Ampel mit den Signalfarben rot, gelb und grün nur anzeigt, ob zum Beispiel eine Fertigpizza zu viel Fett, Salz oder Zucker enthält, gehen andere Aspekte des Produktes verloren. Viel Gemüse oder Obst als gesunde Zutaten werden bei der Ampel nicht berücksichtigt.

Der Nutri Score erfasst und bewertet hingegen positive wie negative Zutaten. Daraus errechnet der Hersteller oder ein damit betrautes Institut einen Gesamtwert, der dann in einer Farbenreihe von A, grün, bis E, rot, auf der Verpackung hervorgehoben wird. Für die Kunden wird das Ergebnis durch einen zweiten Schritt vergleichbar. Alle Angaben beziehen sich auf die Mengenangabe 100 Gramm. So lassen sich verschiedene Produkte schnell gegeneinander abwägen. Bisher trickst die Industrie bei den Nährwertangaben gerne, indem sie die Kennzeichnung auf recht beliebig definierte Portionsgrößen bezieht. So wird bei Chips zum Beispiel der Fettgehalt optisch mitunter verringert, weil die Portion unrealistisch kleingerechnet wird.

Bevormundung der Verbraucher?

Die Ampel wurde von der Industrie lange bekämpft, weil sie durch die plakative Bewertung weniger Inhaltsstoffe eine Bevormundung der Verbraucher befürchtete. Beim Nutri Score scheinen sich diese Sorgen zumindest bei den Pionieren des Systems aufzulösen. „Essen muss Spaß machen, lustvoll sein und bedarf keines erhobenen Zeigefingers“, betont die Iglo-Chefin.

Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) ist vom französischen Vorbild überzeugt. „Verbraucher wollen sich zwischen verschiedenen Fertigpizzen oder Frühstückscerealien entscheiden“, betont VZBV-Chef Klaus Müller. Die Darstellung in einem Gesamtwert für den Nährstoffgehalt sei ein großer Fortschritt. „Es kann ein Vorbild für Deutschland sein“, sagt Müller und fordert von der Bundesregierung eine analoge Regelung. Bislang hat sich die Koalition mit einer einheitlichen Farbkennzeichnung schwer getan. Im Koalitionsvertrag sieht sie eine Neuregelung jedoch vor. Nach Frankreich kündigten auch Belgien und Spanien die Einführung des Nutri Scores an.

Rundschau abonnieren