PersonalmangelDer Müllabfuhr gehen die Fahrer aus – auch Köln betroffen

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Rund 20000 Entsorgungsfahrzeuge sind bundesweit im Einsatz 

Rund 20000 Entsorgungsfahrzeuge sind bundesweit im Einsatz 

Berlin/Düsseldorf – Deutschlands Abfallbranche hat zu wenige Fahrer für die Müllabfuhr. „Der Fahrermangel ist ein Problem, das unseren Betrieben immer stärker zusetzt“, sagte der Präsident des Entsorgungsverbandes BDE, Peter Kurth. „Es gibt erste Fälle, dass Entsorgungstouren mangels Fahrern nicht gemacht werden können.“ Diese Einzelfälle drohten sich in Zukunft zu häufen, warnte er.

In der gesamten Logistikbranche, zu der Kurth den Abfallsektor zählt, gingen in Deutschland jedes Jahr 30000 Berufskraftfahrer in Rente, es gebe aber nur halb so viele Berufsanfänger. Schon jetzt fehlten 60000 bis 80000 Berufskraftfahrer im Land. Die Politik müsse dringend gegensteuern, verlangt er. In einem Brief bat Kurth Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) unlängst um Unterstützung.

Zugang für Fachkräfte aus dem Ausland vereinfachen

Der Verbandschef wirbt dafür, dass die Barrieren für ausländische Fachkräfte gesenkt werden. So findet er es unverständlich, dass die praktischen Prüfungen, die es bei Lkw-Führerscheinen und späteren Schulungen gibt, auf Deutsch sein müssen, während die Theorieprüfungen auch auf Englisch und in anderen Sprachen abgelegt werden können. „Für Berufsinteressenten aus Bosnien und aus anderen Nicht-EU-Staaten ist das ein Hindernis, das ihre Einstellung verzögert oder sogar unmöglich macht.“ Gute Englischkenntnisse reichten aus, um hierzulande ein Entsorgungsfahrzeug zu steuern.

Situation in Köln

Ein harter Konkurrenzkampf herrsche auf dem Markt um Berufskraftfahrer, berichtet eine Sprecherin der Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB). „Wir buhlen mit Logistikern, Verkehrsbetrieben und anderen Dienstleistern um die Fahrer.“

500 Fahrer benötigen die AWB für die Müll-Lkw oder auch Kehr- und Reinigungsfahrzeuge. Rund 40 Stellen sind derzeit unbesetzt. Um den eigenen Bedarf decken zu können, setzt der Betrieb auf drei Säulen.

Die Ausbildung von Fahrern steht dabei an oberster Stelle. „Vor drei Wochen haben acht junge Menschen bei uns die Ausbildung als Berufskraftfahrer begonnen“, berichtet die AWB-Sprecherin. Für das kommende Jahr sind zehn Ausbildungsplätze in diesem Bereich geplant. Die AWB unterhält eine eigene Fahrschule mit sechs Fahrlehrern. Ausgebildet wird dort auch für das städtische Grünflächenamt und die Berufsfeuerwehr. Ebenfalls Rettungssanitäter machen dort den Führerschein.

Mitarbeitende der AWB können sich zudem intern um eine Stelle als Fahrer bewerben. Je nach Ausgangslage werden sie für diese Aufgabe dann nachqualifiziert.

Der eigene Bedarf könne aber trotz dieser Bemühungen nicht abgedeckt werden.Fahrer würden stetig angeworben. (ngo)

Generell müsse Deutschland im Ausland stärker um Berufskraftfahrer werben, meint Kurth. Als problematisch empfindet der BDE-Präsident zudem die langen Wartezeiten, bis eine Prüfung abgelegt werden kann. Das liege vor allem daran, dass es zu wenige Prüfer gebe. Um dieses Problem zu lösen, solle der Staat auch hier Bürokratie abbauen. So sollten ehemalige Prüfer schnell reaktiviert werden können. Bisher dauere es sehr lange, bis die Prüferlaubnis wieder erteilt werde. Auch die Digitalisierung könne helfen, um den Fahrermangel etwas zu lindern. „Es sollten mehr Digitalkomponenten eingesetzt werden, wenn Menschen für einen Lastwagen-Führerschein lernen und später Weiterbildungen machen.“ Dadurch könnten bestimmte Präsenzveranstaltungen entfallen und stattdessen online stattfinden, sagt Kurth. Die Niederlande und Österreich seien hier viel weiter als Deutschland. „Für die Firmen und die Fahrer wäre das eine zeitliche, räumliche und finanzielle Entlastung.“ In Deutschland gibt es nach BDE-Angaben rund 20000 Entsorgungsfahrzeuge. Normalweise sind sie mit einem Fahrer und einem sogenannten Lader besetzt, Letzterer holt die Mülltonnen und leert sie aus. Manchmal sind es auch zwei Lader. Beim Fahren wechselt sich die Besatzung nicht ab, da der Lader in den meisten Fällen nicht die nötige Fahrerlaubnis und Berufsqualifikation hat. (dpa)

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