RimowaKölner Traditionsunternehmen stellt hohe Anforderungen an Verkäufer

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Die Kölner Produktionsstätte.

Köln – Die Aluminiumstruktur mit den parallelen Rillen macht Rimowa-Koffer auf den ersten Blick erkennbar. Seit 1950 verkauft der Kölner Kofferhersteller dieses charakteristische Gepäckstück. 13 Jahre zuvor hatte Richard Morszeck, von dem der Firmenname abgeleitet wurde, der für Richard Morszeck Warenzeichen steht, bereits den ersten Überseekoffer aus Leichtmetall auf den Markt gebracht, während sein Vater und Firmengründer Paul Morszeck 1898 noch mit der Fertigung von Holzkoffern angefangen hatte.

Das Traditionsunternehmen, das etwa ein kugelgelagertes Radsystem, mit dem sich Koffer leichter bewegen lassen, 2000 den Koffer aus Polycarbonat und zuletzt den smarten Koffer, der sich per Smartphone einchecken lässt, erfunden hat, ist also wandlungsfähig. Jetzt gerade erfindet es sich neu.

Modernisiertes Logo, neue Website, neue Modellreihen und ein neues Vertriebskonzept. Der französische LVMH-Konzern mit Marken wie Louis Vuitton, Moët & Chandon, Hennessy, Givenchy, oder Bulgari trimmt das Unternehmen auf noch mehr Luxus. LVMH hatte 2016 die satte Mehrheit von 80 Prozent an Rimowa gekauft.

Allen Händlern gekündigt – neue Auflagen für Verkauf

Alexandre Arnault, der Sohn von LVMH-Chef und Inhaber der Mehrheit der Stimmrechte, Bernard Arnault, war damals Co-Geschäftsführer geworden neben Dieter Morszeck, dem Enkel des Rimowa-Gründers. Mitte Mai ist er aus der Unternehmensleitung von Rimowa ausgeschieden. Co-Geschäfstführer in Köln-Ossendorf wurde Jérôme Dandrieux.

Aufgewertet werde auch das Händlernetz, wie Rimowa im März verkündete. Die Konsequenz: Alle europäischen Händler bekamen die Kündigung und sollten sich neu bewerben. Wer von den 500 bis 600 deutschen Händlern auch im Oktober noch Rimowa-Koffer verkaufen will, muss hohe Hürden nehmen.

Rimowa verlangt einen Mindesteinkaufswert von 200.000 Euro pro Laden und Jahr. Mit Handelsspanne und Mehrwertsteuer dürfte der Verkaufspreis mehr als doppelt so hoch sein. Und bei kleineren Läden entspricht das dem Verkaufspreis über das ganze Sortiment, sagte Axel Augustin, Geschäftsführer des Handelsverbands Lederwaren.

Händler auf dem Land haben keine Chance

Damit nicht genug. Für Rimowa-Koffer müssen künftig 20 Quadratmeter Verkaufsfläche zur Verfügung stehen. Da kann es eng werden in manchen Innenstadt-Geschäften. Außerdem müssen die Händler noch zwei weitere Top-Marken anbiete. „Das ist ein absolut neues Vorgehen“, sagte Augustin.

Nach derzeitigem Stand werden aber schon über 100 Händler weiter Rimowa-Koffer im Angebot haben, sagte Augustin. In Metropolen ändere sich wenig. Auf dem Land sehe das anders aus. Hier werde auch der ein oder andere Händler sein Geschäft ganz schließen. Und auch für die, die an Bord bleiben, muss sich das nicht auf Dauer rechnen.

Der Mindesteinkaufswert ist Jahr für Jahr zu erreichen. Da müssen die Kunden bereit sein, für das edle Gepäckstück mehr zu zahlen als für Konkurrenzprodukte. Deutschland sei aber anders als Frankreich, Italien oder England kein Luxusmarkt, so Augustin. Da könnte Rimowa Kunden verlieren, zumal man in der Branche mit weiteren Preiserhöhungen von Rimowa rechnet. Ein Koffer im Spitzensegment kann heute schon mehr als 1000 Euro kosten. Weltweit werde das Konzept, die Koffer noch attraktiver zu machen, aber wohl aufgehen. Und LVMH wolle das Geschäft von Rimowa schließlich konsequent internationalisieren, sagte Augustin.

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