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Stellenabbau bei BayerLeverkusen wird wohl hart getroffen

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Bayer-Fahnen Symbol Bayer Leverkusen

Fahnen wehen vor einem Schornstein auf dem Bayer-Gelände.

Leverkusen – Die Wettbewerbsfähigkeit und die Ertragskraft will Bayer steigern und inklusive von Synergien aus der Monsanto-Übernahme ab 2022 jährlich 2,6 Milliarden Euro sparen. Das hatte Konzernchef Werner Baumann Anfang Dezember 2018 angekündigt. Eine Woche zuvor hatte der Pharma- und Agrarchemiekonzern bereits angekündigt, 12 000 Stellen zu streichen. Das ist etwa jede zehnte.

Am Dienstag wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland in einem Brief darüber informiert, dass hierzulande 4500 Stellen wegfallen. Das ist etwa jede siebte der 32 000 Stellen in Deutschland.

An welchen Standorten fallen die Stellen weg?

Aussagen dazu gibt es von der Bayer-Führung noch nicht. Auch der Betriebsrat teilt mit, dass er Aussagen über die Auswirkungen an den deutschen Standorten derzeit noch nicht machen könne. Diese würden in den nächsten Monaten Schritt für Schritt im Detail geprüft und ausgestaltet würden. „Wir als Betriebsräte werden nun jeden einzelnen Schritt und jede Maßnahme kritisch hinterfragen und notwendige Schritte zur Umsetzung begleiten“, heißt es in einer Pressemitteilung. 

In welchen Bereichen wird gestrichen?

3000 Stellen fallen offenbar in Verwaltung oder der Informationstechnik weg oder entfallen auf Bereiche, in denen Bayer nach der Monsanto-Übernahme Synergien heben will. Damit dürfte zum einen Leverkusen besonders betroffen sein. Hier sitzt nicht nur die Konzernzentrale. Leverkusen ist auch der Hauptstandort der Business Services einem Dienstleister für IT, Finanzprozesse oder für die konzerninterne Managementberatung. Dem Bereich mit weltweit 6380 Mitarbeitern und einem Servicevolumen von zwei Milliarden Euro steht vor dem Aus, weil Aufgaben wieder in die operativ tätigen Divisionen zurückverlagert würden. 

Auch Monheim, der Sitz der Agrarchemie dürfte betroffen sein, weil es hier Synergien aus dem Monsanto-Zukauf zu heben gibt. Bekannt sind auch schon Stellenstreichungen in Wuppertal, wo eine neue Fabrik mit 350 Mitarbeitern für einen Blutgerinnungswirkstoff nicht in Betrieb geht. Weitere bis zu 400 Stellen könnten in der Forschung entfallen. 

Auch Berlin, der zweitgrößte Standort nach Leverkusen und vor Wuppertal dürfte hart getroffen werden. Vom ehemaligen Schering-Sitz wird nicht nur die die Pharmasparte gesteuert. Berlin ist auch wichtiger Forschungsstandort. Bereits vor Weihnachten gab es Berichte, nachdem hier 650 Stellen wegfallen sollten, was Bayer nie bestätigt hat. Dass aber in der Pharmaforschung insgesamt etwa 900 Stellen gestrichen werden, ist klar. Bayer setzt auf Kooperationen in dem Bereich.

Gibt es betriebsbedingte Kündigungen?

Der Abbau erfolge sozialverträglich, hat Bayer immer betont. Betriebsbedingte Kündigungen sind in Deutschland bis Ende 2025 ausgeschlossen nach einer Vereinbarung von Geschäftsleitung und Betriebsrat Es gibt Abfindungen in Höhe von bis zu 63 Monatsgehältern oder Hilfen für einen vorgezogenen Ruhestand.

Welche weitere Umbaumaßnahmen plant Bayer?

Der Konzern will sich von seinem 60-Prozent-Anteil am Chemieparkbetreiber Currenta und von Mitteln zum Sonnenschutz und zur Fußpflege im schwächelnden Bereichs mit rezeptfreien Mitteln. Hier sah sich Bayer bei der Bilanzvorlage Ende Februar auf der Zielgeraden. Ein Teilverkauf im Bereich Dermatologie soll im zweiten Halbjahr dieses Jahres abgeschlossen werden. Auch durch diese Maßnahmen sollen 10 000 Mitarbeiter den Bayer-Konzern verlassen. Die Stellen sind damit aber nicht verloren, sondern werden dann Unternehmen zugerechnet, die diese Bereiche kaufen. 

Spart Bayer wegen der Monsanto-Übernahme?

Dass der 63-Milliarden-Dollar-Kauf für die jetzt laufende Sparrunde verantwortlich ist, hat Bayer-Chef Baumann immer bestritten. Erst recht seien die Maßnahmen keine Reaktion auf Glyphosat-Klagen in den USA. Hier gibt es inzwischen mindestens 11 200 Kläger, die den glyphosat-haltigen Unkrautvernichter Roundup für ihre Krebserkrankung verantwortlich machen. Bayer betont, dass das Mittel bei sachgemäßer Anwendung sicher sei und verweist dabei auf zahlreiche Studien. In zwei erstinstanzlichen Urteilen, gegen die Bayer in Revision geht, ist den Klägern aber einen Millionenschadenersatz zugesprochen worden. Glyphosat bedeutet für Bayer demnach ein Milliardenrisiko.

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