Hans-Werner Riehe schlug im Mai eine Welle der Empörung entgegen. Der 56-Jährige schickte den so genannten „Koma-Schläger von Ostheim“ nicht ins Gefängnis und erntete scharfe Kritik aus der Öffentlichkeit für sein mildes Urteil. Bei dem Prozess stellte der Jugendrichter nur die Schuld des 18-jährigen Erdinc H. fest und ordnete unter anderem ein Anti-Aggressionstraining an.

Demnächst muss sich der offensichtlich unbelehrbare junge Täter wieder vor Gericht verantworten - doch Hans-Werner Riehe wird nicht mehr über den 18-Jährigen urteilen.

Vor wenigen Tagen bat Riehe seinen Kollegen Volker Baumgarten um die Prüfung, ob er in dem kommenden Prozess befangen sein könnte und stellte eine so genannte Selbstanzeige. Grund: Nach dem Prozess im Mai wurde der 56-Jährige bedroht und beschimpft. „Das war teilweise heftig, was da abgelaufen ist“, sagte der Sprecher des Amtsgerichts, Jürgen Mannebeck. Nicht nur der Richter, sondern auch die Familie erhielten E-Mails und Anrufe. Die Kritik von außerhalb und die Bedrohungen hätten nun dazu geführt, dass Riehe daran zweifele, ob er noch neutral urteilen könne. Nach der Prüfung habe Richter Baumgarten dann entschieden, dass Riehe befangen sein könnte. Wer nun künftig dem Prozess um den „Koma-Schläger“ als Vorsitzender betreut, ist noch unklar.

In der neuen Verhandlung geht es unter anderem um eine Auseinandersetzung am Deutzer Bahnhof im August. Erdinc H. soll ein Pärchen (25 und 41) beschimpft und geschlagen haben. Zudem fügte er dem 41-Jährigen durch einen Biss in den Oberarm eine größere Wunde zu, heißt es. Erdinc H. soll die beiden Männer zuvor als „schwule Säue“ beschimpft haben, als er bemerkte, dass es sich bei ihnen um ein gleichgeschlechtliches Paar handelte.

Der 18-Jährige war in die Schlagzeilen geraten, nachdem er einen Passanten nach einer Karnevalsfete ins Koma geprügelt hatte. In Haft sitzt Erdinc H., weil er mehrere Wochen nach dem milden Urteil schon wieder zugeschlagen haben soll. Der Zwischenfall ereignete sich nahe der KVB-Haltestelle in Ostheim. Opfer soll ein 18-Jähriger gewesen, der eine Gehirnerschütterung und eine Platzwunde erlitt.