Überprüfung durch ExpertenSchulbusverkehr ist den Politikern zu teuer

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Wipperfürth – Wie kommen Grundschüler aus Egen, Ohl, Thier und anderen Orten morgens in die Schule und mittags wieder nach Hause? Zumeist mit dem Schulbus, dem sogenannte „Schülerspezialverkehr“ (SSP). Alle Kinder, die weiter als zwei Kilometer von der nächsten Grundschule (siehe Infokasten) entfernt wohnen, haben Anspruch auf Beförderung.

Die Grundschulen

St. Antonius, St. Nikolaus, Agathaberg und Wipperfeld sind Katholische Grundschulen (KGS), die Albert-Schweitzer-Schule ist eine evangelische Schule (EGS), Kreuzberg hat eine nicht-konfessionelle Gemeinschaftsgrundschule (GGS).

Laut NRW-Schulgesetz können Eltern wählen, ob ihr Kind eine Bekenntnisschule oder eine Gemeinschaftsgrundschule besucht. Alle Kinder, deren einfacher Schulweg zur nächsten Schule zwei Kilometer überschreitet, haben Anspruch auf Beförderung. 18 Schüler besuchen eine Konfessionsschule obwohl einen anderen Grundschule näher liegt. (cor)

Den Transport organisieren die Oberbergischen Verkehrsbetriebe (OVAG), durchgeführt wird er von ortsansässigen Busunternehmen. Elf Kleinbusse sind zwischen 7 und 14 Uhr im Einsatz, zwischendrin bringen sie die Schüler zum gesetzlich vorgeschriebenen Schwimmunterricht ins WLS-Bad.

Für den Schülerspezialverkehr zahlt die Stadt pro Jahr rund 650 000 Euro an die OVAG. Nach Ansicht der Politik ist das zu teuer, die Verwaltung wurde beauftragt, mit der OVAG neu zu verhandeln.

Im Ausschuss für Schule und Soziales wurde das Thema kontrovers diskutiert. Die OVAG sieht keine großen Einsparmöglichkeiten, denn durch Schließung der Schulstandorte in Thier und Ohl hätten sich die Tageskilometer deutlich erhöht. Die Busunternehmer hätten in neue Fahrzeuge investiert, und durch Einführung des Mindestlohns seien die Personalkosten deutlich gestiegen. In einem Punkt kommt die OVAG der Stadt entgegen. Seit Schließung der Wipperschule Ohl wird ein zusätzlicher Bus eingesetzt, der extra bezahlt wurde. Dieser Bus soll nun ebenfalls Bestandteil des allgemeinen Vertrags werden, die Stadt spart dadurch pro Jahr 26 400 Euro.

„Die Fahrpläne der Busse funktionieren ziemlich passgenau“, heißt es in einer Stellungnahme der drei Grundschulleiterinnen Helga Kohlgrüber, Sabine Biesenbach und Susanne Beyer. Schon heute fängt der Unterricht in Agathaberg erst um 8.30 Uhr an. Eine weitere Veränderung der Schulanfangszeiten würde keine Verbesserung erzielen. Die Eltern an den Fahrtkosten für den Schülerspezialverkehr zu beteiligen, ist laut Verwaltung rechtlich nicht möglich.

CDU-Fraktionschef Friedhelm Scherkenbach ist damit nicht zufrieden. Die OVAG habe doch davon gesprochen, dass Wipperfürth Leistungen auf einem sehr hohen Niveau abrufe – dann müsse es auch Möglichkeiten der Kostenreduzierung geben. Die Verwaltung solle noch intensiver verhandeln, die OVAG sei ein Dienstleister und müsse sich bewegen, andernfalls werde man über eine Neuausschreibung des Schülerspezialverkehrs nachdenken.

Frank Mederlet (SPD), Vorsitzender des Schulausschusses, reagierte skeptisch. Die OVAG sei der Wunschpartner, die zudem ortsansässige Busunternehmen als Subunternehmer beschäftige. „Wenn wir europaweit ausschreiben, dann bekommen wir vielleicht günstigere Preise, aber handeln uns vermutlich auch viele Beschwerden ein.“

Christoph Stock, Prokurist der OVAG, verweist auch auf einen anderen Punkt. Die vergleichsweise hohen Kosten hängen auch damit zusammen, dass Wipperfürth – anders als andere Kommunen – sowohl konfessionelle als auch Gemeinschafts-Grundschulen hat. „Das führt dazu, dass etwa Kinder aus Kreuzberg mit dem Bus in die Stadt gefahren werden, wenn die Eltern auf einer katholischen Grundschule bestehen, und Kinder aus Wipperfeld nach Kreuzberg, wenn die Eltern eine Gemeinschaftsgrundschule bevorzugen.“

Kämmerer Dirk Kremer schlug vor, dass die Verwaltung einen externen Disponenten beauftragt, der den Schülerspezialverkehr und die Kosten genauer untersuchen soll. Der Vorschlag fand allgemeine Zustimmung.

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