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Kölner HaiePatrick Hager suspendiert – KEC mit dem Rücken zur Wand

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Patrick Hager (1)

Der Kölner Hai Patrick Hager

Köln/Wolfsburg – Das eine Unheil hatte gerade sein bitteres Ende genommen, da kündigte sich schon das nächste an. Geschäftsführer Peter Schönberger und Manager Mark Mahon stapften am Mittwoch nach dem 1:5-Debakel der Kölner Haie im vierten Spiel der Playoff-Viertelfinalserie bei den Wolfsburg Grizzlys mit grimmiger Miene in die Kabine. Es gab Redebedarf und zwar ganz konkreten. Als das Duo 20 Minuten später mit unverändertem Gesichtsausdruck die Umkleide wieder verließ, wurde schnell klar, dass sich über Patrick Hager Ungemach zusammengebraut hatte.

„Wir nehmen jetzt erst einmal die Emotionen raus und sehen morgen weiter“, erklärte Mahon, bevor er sich mit Schönberger auf die Heimreise machte. Die Konsequenz folgte am Donnerstag nach einer Sitzung der sportlichen Leistung: Der KEC stellte Hager mit sofortiger Wirkung und „bis auf weiteres“ frei. Eine drastische Maßnahme des achtfachen deutschen Eishockeymeisters, der damit auf den 1:3-Rückstand vor dem fünften Spiel der „best of seven“-Serie am Freitag (19.30 Uhr, Lanxess) reagierte.

Letzte Chance

„Wir können teamschädigendes Verhalten nicht dulden. Bei den Kölner Haien gibt es Regeln, an die sich jeder Spieler zu halten hat“, erklärte Peter Schönberger. Details über Hagers kolportiertes Fehlverhalten in Wolfsburg gab der Club nicht bekannt. Das Trainergespann Cory Clouston und Greg Thomson informierte die Mannschaft mittags über die Entscheidung, die der KEC vor allem im Hinblick auf die nächste Partie traf.

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Sollten die Kölner erneut verlieren, wäre das Saisonaus des selbst ernannten und mit einem ebenso hochkarätigen wie hoch bezahlten Kader bestückten Titelkandidaten perfekt. „Wir sind noch drin in dieser Serie und wollen dieses Spiel gewinnen. Deshalb waren wir zu dieser Entscheidung gezwungen“, sagte Schönberger.

Fakt ist, dass Patrick Hager zum Ende der Hauptrunde im Februar und vor allem mit Beginn des Playoff-Viertelfinals weit unter Form spielte. Als einer der wichtigsten Scorer und Spieler des Teams fielen seine Leistungen besonders negativ ins Gewicht. „Er war vergangene Saison in den Playoffs Herz und Seele unseres Spiels. Er ist einer unserer besten Spieler und muss in den Playoffs auch einer der besten sein“, forderte Mark Mahon sichtlich angefressen.

Davon aber war der 28-Jährige weit entfernt. Am Freitag in Spiel zwei trug er Mitschuld am 1:3, Mittwoch zeichnete er mit einem Fehlpass für das vorentscheidende 0:2 von Brent Aubin (24.) verantwortlich. Am Rande der Partie sickerte dann die Information durch, dass Hager nach Ablauf seines Vertrages im Sommer 2018 zu Red Bull München wechseln wird. Beim Meister soll er einen Vorvereinbarung für einen Fünf-Jahresvertrag unterschrieben haben. Die Entscheidung fiel schon Ende 2016, nachdem die Haie vergeblich versucht hatten, den Kontrakt mit dem Center vorzeitig zu verlängern. Grund für den Wechsel ist wohl in erster Linie, dass die Familie des zweifachen Vaters in Rosenheim lebt.

Aufgrund dieser Nachrichtenlage und Hagers schwachem Auftritt auf dem Eis, ist die Situation anscheinend eskaliert. Ob der 2015 aus Ingolstadt nach Köln gewechselte Stürmer überhaupt noch einmal für die Haie auflaufen wird, ließ Geschäftsführer Schönberger offen. Wahrscheinlich ist, dass sein Vertrag vorzeitig aufgelöst wird, falls München bereit ist, eine entsprechende Ablösesumme zu bezahlen. Dann stünde einem sofortigen Wechsel nichts mehr im Wege. Anderenfalls ist das Szenario möglich, dass Hager in Köln eine Saison lang auf der Tribüne sitzen muss.

Seine Teamkollegen stehen nun in Spiel fünf ohne ihn mit dem Rücken zur Wand. Nach der 0:4-Heimschmach am Sonntag zeigten die Haie in Spiel vier gegen starke Grizzlys keine Reaktion. „Wir sind wieder in Unterzahl früh in Rückstand geraten, dann ist unser Spiel auseinander gefallen. Wir waren nicht gut genug“, räumte Christian Ehrhoff ein. Der Ex-NHL-Star nahm sich von der Kritik nicht aus und gleichzeitig als Führungsspieler in die Pflicht: „Ich muss mich klar steigern, um dem Team zu helfen, diese Serie noch zu drehen.“  Immerhin sorgte der 34 Jahre alte Verteidiger auf Vorarbeit von Hager und Philip Gogulla mit dem 1:5-Ehrentreffer in Überzahl noch für ein kleines Erfolgserlebnis und etwas Hoffnung an diesem unheilvollen Abend.

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