AufklärungsarbeitDie Gefahren nicht unterschätzen

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„Musik beruhigt, sie gibt eine innere Wärme“, sagt Harald Mießeler. Er war wegen seiner Spielsucht ganz unten angekommen – und hat sich dank echter Vertrauter wieder zurück ins Leben kämpfen können. (Foto: Hilgers)

„Musik beruhigt, sie gibt eine innere Wärme“, sagt Harald Mießeler. Er war wegen seiner Spielsucht ganz unten angekommen – und hat sich dank echter Vertrauter wieder zurück ins Leben kämpfen können. (Foto: Hilgers)

EIFELLAND – Einige Jahre hat Harald Mießeler für den Weg aus seiner Spielsucht in ein „normales“ Leben gebraucht. Als er es geschafft hatte,engagierte sich Mießeler bereits in der Aufklärung. Er besuchte Schulen, gründete eine Selbsthilfegruppe, war Tag und Nacht für Suchtkranke und deren verzweifelte Familien da.

Irgendwann wurde ihm das alles zu viel.Er schaffte es nicht mehr, diese Zeit wieder und wieder im Schnelldurchgang zu erleben. Inzwischen hat sich das geändert.Er sieht in fast allen Kommunen Spielhallen wie Pilze aus dem Boden schießen und weiß von so vielen Spielsüchtigen, die es in allen gesellschaftlichen Schichten gibt. In seinem Umfeld haben sichin jüngerer Vergangenheit zwei Menschen das Leben genommen. Und er hatte vor kurzem eine Begegnung im Krankenhaus. Er habe mit einer jungen Frau gesprochen. Und daraus sei der Gedanke erwachsen, wieder mal „was zu machen“.

Die Spielsucht sieht er zu wenig beachtet – im Vergleich etwa zu Alkohol- oder Drogensucht. Derzeit besucht er alle Bürgermeister im Kreis, will auf die Spielsucht und dieGefahren, die von Spielhallen ausgehen, aufmerksam machen. Bei Dr. Hans-Peter Schick (Mechernich) und Herbert Radermacher (Kall) war er schon, gestern war er bei Albert Bergmann (Zülpich) zu Gast. Vor einigen Wochen hat er wiederin einer Schule von seinem Leben berichtet. Vor seinem Vortrag im Mechernicher Turmhof-Gymnasium sei er fürchterlich angespannt gewesen, habe große Angst gehabt zu versagen. Doch die Schüler hätten an seinen Lippen gehangen.

Dieser Vortrag soll keine einmalige Sache gewesen sein:Am Freitag ist er in der Realschule Zülpich zu Gast, im Mai steht ein Vortrag bei der Bundeswehr an. Doch es ist Schwerstarbeit, sein Leben binnen zwei Stunden Revue passieren zu lassen. Diese Vorträge belasten ihn sehr, er kann sie nicht jede Woche halten. Daher stehe ihm Willi Göbbel von der Stadt Mechernich zur Seite, der Anfragen ein wenig filtere.

Geld nimmt Mießeler für seine Aufklärungsarbeit übrigens nicht. „Wenn einer was Gutes tun will, soll er dem Willi Greuel was für seine Hilfsgruppe geben“, sagt Mießeler. (rha)

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