Deutsche HochstaplerinAnwalt: „Die New Yorker haben Anna Sorokin ihr Geld gegeben“

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Anna Sorokin dpa

Anna Sorokin

New York – Im Prozess gegen die deutsche Hochstaplerin Anna Sorokin in New York haben die Geschworenen ihre Beratungen aufgenommen. Die 28-Jährige, die sich eine falsche Identität als reiche Erbin zugelegt hatte, ist in zehn Punkten des Betrugs und Diebstahls angeklagt.

Sie soll ihre Opfer laut Anklage um insgesamt 275.000 Dollar betrogen haben, um einem luxuriösen Lebenswandel zu frönen. Nun droht ihr eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren.

Die in Russland geborene und mit 16 Jahren nach Deutschland gezogene Frau kam 2016 in die USA und schleuste sich unter dem Namen Anna Delvey in wohlhabende Kreise ein. Laut Anklage gelang es ihr durch geschickte Lügen und ein selbstbewusstes Auftreten, von verschiedenen Banken Kredite in Höhe von zehntausenden Dollar zu erhalten, umsonst in Privatflugzeugen zu reisen und Monate in Luxushotels in Manhattan zu leben, ohne die Rechnungen zu begleichen.

Verteidigung weist Vorwürfe zurück

Während des Prozesses wies ihr Anwalt Todd Spodek die Vorwürfe zurück. „Sie hat nichts unternommen, um die New Yorker von ihrem Geld zu trennen - sie haben es ihr gegeben.“ Die US-Metropole sei eine Stadt, die Geld und den Anschein von Geld fördere und damit „eigene Gelegenheiten“ schaffe.

Staatsanwältin Catherine McCaw hielt dagegen, Sorokin habe mit „krimineller Absicht“ gehandelt. „Die Wahrheit ist, dass die Angeklagte einem Opfer nach dem anderen eine Lüge nach der anderen aufgetischt hat, dass sie ein gefälschtes Dokument nach dem anderen vorgelegt hat, einen gefälschten Personalausweis nach dem anderen.“

Ein Prozess fasziniert New York

Der Prozess, der nach gut einem Monat vor seinem Abschluss steht, hat New York fasziniert: Sorokin hatte eine Stylistin engagiert und trat täglich mit Designer-Klamotten in den Gerichtssaal. Richterin Diane Kiesel wies die Angeklagte laut eines Medienberichts nach einer Verspätung von zwei Stunden einmal zurecht: „Das ist ein Prozess und keine Modenschau!“

Im Instagram-Feed #AnnaDelveyCourtLooks wurden die täglichen Outfits der Angeklagten rege kommentiert.

Sorokin hat bereits eineinhalb Jahre im bekannten New Yorker Gefängnis Riker's Island verbracht. Sollte sie freigesprochen werden, wollen die US-Einwanderungsbehörden sie ausweisen. Der Fall hat in den USA für großes Aufsehen gesorgt. Der Streamingdienst Netflix und der Sender HBO planen bereits, Sorokins Geschichte zu verfilmen. (afp, red)

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