Das Vermächtnis des Autors

Lesezeit 2 Minuten

NEUNKIRCHEN-SEELSCHEID. Mehr als 200 Einzelbände hat er veröffentlicht, etliche darunter in rund einem Dutzend und mehr Auflagen bis in die Weimarer Zeit des zwanzigsten Jahrhunderts: Sagen und Kunstmärchen, Reiseberichte, Abenteuergeschichten, Erbauliches. Und dennoch ist der Name des Autors Wilhelm Herchenbach ein wenig in Vergessenheit geraten. Erst durch einen Artikel von Christa Gast in den Jahrbüchern des Rhein-Sieg-Kreises erfuhr der 1818 in Neunkirchen geborene und 1889 verstorbene Schriftsteller eine neue Würdigung. Jetzt kann man ihn auch wieder lesen: Am 11. November stellt der Lohmarer Verleger Franz König einen ersten Sammelband mit Geschichten Herchenbachs unter dem Titel „Der Teufel von Köln und Meister Hansen, der Scharfrichter von Siegburg“ vor.

Eine schillernde Figur war der Sohn eines Neunkirchener Landwirts, dem zunächst auch genau dieser Berufsweg zugedacht war. Seinem Onkel und zeitweiligen Ziehvater aus Düsseldorf, dem späteren Lehrer Heinrich Weeg ist es zu verdanken, dass der offenbar hochbegabte Junge schließlich doch die Schule beenden durfte. Ehrgeizig muss er gewesen sein, ein großes Durchhaltevermögen besessen haben, als er am Tage im Bürgermeisteramt und beim Gerichtsvollzieher sein Geld verdiente, um sich in der Nacht auf seinen Wunschberuf Lehrer vorzubereiten.

Bereits mit 15 Jahren, berichtet Christa Gast, ist Herchenbach in Hennef „Hülfslehrer“ geworden. Später gründete der Manne ein eigenes Institut, unterrichtete als Privatlehrer Stephanie von Hohenzollern, die spätere Königin von Portugal. Auch die Kinder Robert und Clara Schumanns gehörten zu seinen Schülern.

Der Ur-Ur-Großneffe, Michael Herchenbach, aus Ruppichteroth, hat das Oeuvre seines Ahnen sorgsam gesammelt. Und gemeinsam mit dem Verleger Franz König die Auswahl getroffen. Geschichten wie die „Rose von Seligenthal“ mit Bezug zur Region. Vielleicht wird der neue „Herchenbach“ nicht solch ein Verkaufsschlager wie anno dazumal. Und Titel wie „Negertreue und Negerrache“, wirken hochpathetisch und angestaubt, wie Christa Gast im „Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises“ feststellt, und werden aus gutem Grund höchstens noch als Zeugnis ihrer Zeit in Antiquariaten zu finden sein. Doch fiel Verleger und Herausgeber die Auswahl unter den vielen Märchen und Erzählungen schwer.

Am Dienstag, 11. November, 19 Uhr stellt Verleger Franz König den Band in der Lohmarer Buchhandlung Trapp vor. Zum Thema zeigt die Gemeindebücherei Neunkirchen vom 11. bis 28. November eine kleine Ausstellung. Und zum Abschluss liest der Herausgeber der Geschichtensammlung, der Ur-Ur-Großneffe des Autors, Michael Herchenbach, am Freitag, 28. November, 19.30 Uhr, in der Gemeindebücherei Neunkirchen aus der neuen Sammlung vor.

Rundschau abonnieren