Diplomat im Krisengebiet

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Der deutsche Irak-Botschafter Bernd Erbel gilt als ausgewiesener Kenner des Nahen und Mittleren Ostens.

Der deutsche Irak-Botschafter Bernd Erbel gilt als ausgewiesener Kenner des Nahen und Mittleren Ostens.

Gewalt und Tod sind für ihn allgegenwärtig. Ohne Personenschutz kann Bernd Erbel seine Wohnung, sein Büro nicht verlassen. Fast täglich wird in Bagdad, wo der 58-Jährige seit Sommer 2004 als erster deutscher Botschafter seit 1999 arbeitet, gezielt getötet - Juristen, Ärzte, Lehrer. Seit einer Woche nun drehen sich alle Bemühungen des Diplomaten darum, eine Verbindung zu den Entführern von Susanne Osthoff herzustellen, ihre Identität herauszufinden, um verhandeln zu können. Auch mit Vetretern des sunnitischen Rates der Rechtsgelehrten, die sich schon für die Freilassung anderer Geiseln eingesetzt haben, steht er in Kontakt. Laut Medienberichten hatte sich der Rat am Donnerstag für Osthoff stark gemacht.

Doch die Gefahren, in die sich der kräftige Mann aus dem Hunsrück mit der Übernahme des Amtes begab, waren ihm durchaus bewusst, als er im vergangenen Jahr seine Koffer packte und in den Irak reiste.

Mit 16 erstmals

nach Ägypten gereist

Der Posten des Botschafters in Bagdad gehört wohl zu den heikelsten und gefährlichsten Jobs, die das Auswärtige Amt zu vergeben hat. Doch für Erbel ist es die schwierige Aufgabe eine Herausforderung - und der bisherige Höhepunkt seiner diplomatischen Karriere. Und es ist nicht das erste Krisengebiet, in dem der Orientbegeisterte tätig ist.

Schon mit 16, als Gymnasiast in Karlsruhe, packte Bernd Erbel die Leidenschaft zu den arabischen Länder. Damals besuchte er erstmals eines: Ägypten. Doch das Reisen allein reichte dem jungen Mann, der in Simmern im Hunsrück geboren ist, nicht aus. In München studierte Erbel nach dem Abitur Jura und Orientalistik. Er spricht sehr gut Arabisch. Nach seinem zweiten juristischen Staatsexamen tritt er am 1. April 1975 in den Auswärtigen Dienst ein.

Zwei Jahre später wurde ihm der erste Posten im Ausland angeboten, als Referent an der Botschaft in Beirut, zu Zeiten des Bürgerkrieges. In Beirut lernte er in dieser Zeit auch seine heutige Frau May kennen. Mit ihr hat er zwei Söhne und eine Tochter, die aus Sicherheitsgründen nicht mit ihm in Bagdad leben.

Auf Beirut folgten weitere Auslandsaufenthalte. Er war Ständiger Vertreter an der Botschaft Sanaa (Jemen), Ständiger Vertreter an der Botschaft Riad (Saudi-Arabien) sowie von 1995 bis 1999 Ständiger Vertreter an der Botschaft Kairo. Zwischendurch arbeitete er ihn Bonn unter anderem als Referent im Mittelmeer-Referat des Auswärtigen Amtes, als Leiter des Organisationsreferates und als ihn 2004 der Ruf ins Zweistromland erreichte, war er im Auswärtigen Amt stellvertretender Abteilungsleiter.

Die Erfahrungen, die er in diesen Jahren sammelte, kommen ihm nun zu Gute. Erbel kennt die Gepflogenheiten des Orients. Zudem gilt er als gelassen, humorvoll und uneitel - alles Eigenschaften, die ihm bei den Gesprächen mit den verschiedenen islamischen Gruppen in Bagdad durchaus helfen.

Viele hatten erwartet, dass Erbel einmal Botschafter in Kairo wird. Aber während des Irak-Kriegs wurde er nach Kuwait geschickt, wo er mit seinen umfassenden Erfahrungen in der arabischen Welt tiefgründige Analysen lieferte. Auch das mag dazu beigetragen haben, dass er das Angebot für den Botschafter-Posten in Bagdad bekam.

Wie kaum in einem anderen Krisenland unterliegt der Vertreter Deutschlands im Irak extremen Sicherheitsvorkehrungen. Nicht zuletzt die Entführung Susanne Osthoffs hat gezeigt, wie notwendig dieser Schutz ist. (bpo / dpa)

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