Druck auf die jungen Teilnehmer nimmt zu

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Helga Dieter (64) arbeitet seit zwölf Jahren ehrenamtlich für die Aktion „Ferien vom Krieg“ des Kölner Komitees für Grundrechte und Demokratie. Mehr als 1000 Jugendliche aus Israel und Palästina lud die Organisation bisher nach Deutschland ein, um den Dialogprozess anzuregen; viele davon in die Jugendakademie nach Bornheim-Walberberg. Über die aktuelle Situation der Friedensarbeit vor dem Hintergrund der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen sprach mit Rundschaumitarbeiterin Margret Klose mit Helga Dieter.

Welchen Einfluss hat der Einmarsch der Israelis in den Gazastreifen auf ihre Arbeit?

Die aktuelle Situation ist sehr schwierig, die Konsequenzen sind für uns noch gar nicht absehbar. Aber wir wissen auch, dass es in allen Kriegsgebieten immer wieder junge Leute gibt, die neugierig darauf sind, ihre angeblichen Feinde persönlich kennen zu lernen.

Sind in diesem Jahr auch Begegnungen von israelischen und palästinensischen Jugendlichen geplant?

Ja, wir planen, wie in den vergangenen Jahren, jeweils 100 Jugendliche aus Israel und Palästina einzuladen, sicherlich auch nach Walberberg.

Gibt es schon ein positives Feedback der Gäste?

Wir und unsere langjährigen Partnerorganisationen sehen weiterhin im Dialog von unten die einzige Möglichkeit für einen gerechten Frieden. Bedauerlicherweise stehen jedoch die jungen Teilnehmer schon immer unter dem Druck ihrer Umgebung, als mögliche Spione oder Kollaborateure verdächtigt zu werden - ich fürchte, dass dieser Druck nun noch weiter zunimmt. Wir wollen ja keinen gefährden.

Sehen sie zurzeit Anhaltspunkte dafür, dass der Krieg im Gazastreifen ihre bisherige Friedensarbeit zum Teil oder ganz zerstört hat?

Die jungen Leute, die diesen intensiven Verständigungsprozess durchlebt haben, sagen alle, dass diese Erfahrungen sie für ihr Leben geprägt haben. Insofern bin ich zuversichtlich, dass der Krieg ihre Versöhnungsbereitschaft nicht zunichte gemacht hat. Wie allerdings die Bereitschaft neuer Teilnehmer, die im Sommer unter anderem nach Walberberg eingeladen werden sollen, aussieht, kann ich nicht sagen. Denn die Befürchtung liegt nahe, dass die Situation sich auch auf der Westbank zuspitzt, weil viele Menschen, die in der Westbank leben, Verwandte im Gazastreifen haben und inzwischen viele Tote und Verletzte zu beklagen haben.

Haben sie Kontakt zu den ehemaligen Seminar-Teilnehmern?

Mit vielen jungen Leuten beider Länder stehe ich noch in regem Kontakt. Es gibt sogar einen eigenen Chatroom, in dem sich die Jugendlichen von beiden Seiten verständigen. Von Vielen habe ich gerade zum Weihnachtsfest auch persönlich Post bekommen. Die israelischen Jugendlichen sind über den Angriff ihres Landes auf den Gazastreifen sehr betroffen. Ihre Hoffnung auf eine Verbesserung der Gesamtsituation ist sehr getrübt, sowohl bei den israelischen, als auch bei den palästinensischen Jugendlichen. Zu Weihnachten haben sie noch ihre Hoffnung auf ein besseres Jahr 2009 ausgedrückt - vier Tage später wurde diese Hoffnung jäh zunichte gemacht.

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