EhrenbürgerschaftAuszeichnung als Anstoß

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Auf den ersten Blick ist es ein höchst ungleiches Paar, aber das Engagement am Rand der Gesellschaft eint beide Personen: Hedwig Neven DuMont und Kurt Holl werden in diesem Jahr mit der „Alternativen Ehrenbürgerschaft“ ausgezeichnet.

Der 73-jährige Holl ist im links-alternativen Lager tief verwurzelt. Ende der 70er Jahre setzte er sich für die Konservierung von Inschriften Gepeinigter an den Zellenwänden im El-De-Haus ein. Es folgte ein Ringen um die Gründung eines NS-Dokumentationszentrums. Schwerpunkt seiner Arbeit ist der Einsatz für Sinti und Roma, woraus die Gründung der „Roma-Initiative“ hervorging, später des Vereins „Rom e.V.“. Holl sei ein „Querulant“, der in seiner Aufforderung zum Engagement „einem auch auf den Keks gehen konnte“, sagte Kabarettist Heinrich Pachl als Mitglied des „Bürgerkomitees Alternative Kölner Ehrenbürgerschaft“. „Leben und ziviles Engagement bilden bei ihm eine Einheit.“

Das Engagement im Verein Rom e.V. verbindet Holl mit Hedwig Neven DuMont. Die Gattin des Verlegers Alfred Neven DuMont engagiert sich in zahlreichen Gremien vor allem für bedürftige Kinder und Jugendliche sowie notleidende Familien. Die Ehrung sei auch als Anstoß für das bürgerliche Milieu zu verstehen, sich für den Zusammenhalt der Gesellschaft zu engagieren. Hedwig Neven DuMont tue dies abseits des Scheinwerferlichts, leise und uneigennützig. Es sei nicht so, dass man mit der Auszeichnung dem „Sog der Mitte“ erliege, sagte Pachl, vielmehr wende sich in diesem Fall die Mitte dem Rand der Gesellschaft zu. Was Neven DuMont von anderen Frauen in hochvermögenden Kreisen unterscheide, so heißt es in der Begründung, sei die Überschreitung üblicherweise gesetzter Schranken. Neven DuMont ist seit vielen Jahren Vorsitzende des Vereins „Wir helfen“, einer Initiative des Kölner Stadt-Anzeigers.

Die alternative Ehrenbürgerschaft wurde 2002 zum ersten Mal an Pfarrer Franz Meurer vergeben. Es sollte damit der städtischen Ehrenbürgerschaft eine alternative Form gegenübergestellt werden. Als preiswürdig gilt uneigennütziges und engagiertes Handeln, und zwar unabhängig von möglichen parteipolitischen Rücksichtnahmen. Vier Jahre später wurde der Künstler Gunter Demnig ausgezeichnet, der mit seinen Stolpersteinen an das Schicksal von Verfolgten des NS-Regimes erinnert. Der diesjährige Preis soll im Oktober oder November vergeben werden.

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