Einsturz des StadtarchivsSelbstmord nach Wohnungsverlust

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Köln – Entsetzen bei den Einsatzkräften im Hotel Mercure und bei der Stadt: Eine 84-jährige Kölnerin, die durch den Einsturz des Historischen Archivs und dem späteren Abriss des Hauses Nr. 232 ihre Wohnung verloren hat, hat sich in der Nacht zum Donnerstag das Leben genommen.

Mitarbeiter des Hotel Mercure fanden die Leiche der 84-Jährigen am Morgen. Nach ersten Erkenntnissen gehen die Ermittler davon aus, dass sich die Rentnerin mit Tabletten das Leben genommen hat. In einem Abschiedsbrief heißt es sinngemäß: „Ich habe keine Kraft mehr“. Nach Rundschau-Informationen stehen in dem Brief beispielsweise keine Vorwürfe gegen die KVB und es ist nichts im Zusammenhang mit dem Einsturz des Archivs dort verzeichnet. Das Entsetzen ist auch deswegen so groß, weil die 84-Jährige als lebensbejahend galt und Pläne für die Zukunft machte. Den Verlust ihrer Wohnung beschrieb die Frau gegenüber Michael Schleicher von der Stadt Köln zwar als „schlimmen Vorgang“, aber sie habe nach vorne geschaut.

Kurz nach der Evakuierung habe man ihr eine GAG-Wohnung am Karl-Berbuer-Platz in der Südstadt angeboten und die Seniorin seit damit zufrieden gewesen. „Ich hatte mir gewünscht, im Severinsviertel zu bleiben. Dieser Wunsch ist in Erfüllung gegangen“, hatte die 84-Jährige der „Kölnischen Rundschau“ erzählt, als eine Redakteurin siebesuchte. Eigentlich sollte die Seniorin schon in ihren neuen Räumen wohnen, doch die bestellten Möbel waren noch nicht geliefert worden und so wollte sie noch im Hotel schlafen. Noch am Mittwochabend habe die 84-Jährige Mitarbeitern des Hotels Fotos der neuen Möbel gezeigt, sagte Schleicher weiter. Dann ging sie zu Bett. Doch vermutlich hatte die Frau Angst vor einem Arztbesuch, der gestern Vormittag anstand. Die 84-Jährige war krank. „Sie hatte Wasser in der Lunge“, sagte ein Beamter. Einer Freundin sagte sie unlängst: „Ich will auf keinen Fall wieder ins Krankenhaus“. Nach dem Arztbesuch stand dann ein Besuch der Versorgungsbetriebe in Riehl an, dort solltesie neue gesicherte Fundstücke aus der Baugrube besichtigen. Doch dazu kam es nicht.

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