Seminare in der Kölner Uni-KlinikSo purzeln die Kilos dank Hypnose

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Weck

Abnehmen mit Hypnose - wenn der Klient bereit ist, alte Denk­mus­ter ab­zu­strei­fen, macht Manfred Weck es möglich.

Wer hustet, fliegt raus - denn sonst klappt es nicht mit der Gruppen-Hypnose. Manfred Weck ist da sehr streng. "Die Leute zahlen schließlich viel Geld, die wollen ja auch was dafür bekommen", sagt der drahtige Mann, den es beim Sprechen nicht auf dem Stuhl hält. Manfred Weck führt seit Jahren Gruppen-Hypnose-Seminare. Seine Themen sind die drei größten Geißeln unserer modernen Gesellschaft: Stress, Rauchen, Übergewicht.

Alle drei lassen sich mit Wecks Hilfe in den Griff bekommen - durch eine Mischung aus inhaltlichem Input, also einem Vortrag, und dem zweiten Teil, der Hypnose. "Der Vortrag hat zwei Teile. In der Pause dürfen die Leute dann auch gerne nochmal rauchen oder Schokolade essen, alles ist erlaubt." Nur husten nicht, denn wenn Weck mit der Hypnose beginnt, wird es ernst: Die 40 Teilnehmer liegen alle auf dem Boden, bekommen Decken und müssen ganz still sein. Sonst klappt es ja nicht mit der Entspannung.

Offene Seminare in der Kölner Uni-Klinik

Die, die husten oder schnarchen, müssen gehen, und werden im Anschluss dann einzeln hypnotisiert. Weck hat Firmen-Kunden, wie die Deutsche Bahn oder den Autobauer Ford, wo er seit Jahren regelmäßig vor Ort ist. Offene Kurse finden in Köln in einem Seminarraum der Uni-Klinik statt. Ausgebucht sind seine eintägigen Kurse, die zwischen 145 und 175 Euro kosten, allerdings schon bis Februar 2017.

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Es gibt aber auch ganztägige Einzel-Termine in seinen Räumen in Overath. Ein Tag kostet hier 2500 Euro. "Und Sie müssen sich bewerben", sagt Weck. Zu einer Bewerbung gehört eine genaue Beschreibung der Kranken-/ Leidensgeschichte, damit die Zielvorstellung klar ist. Denn für Weck sind sowohl die Motivation als auch der Gesundheitszustand des Klienten entscheidend für den anschließenden Erfolg. "Wenn eine übergewichtige Frau von ihrem Mann geschickt wird, dann brauche ich gar nicht erst anzufangen. Der Wunsch, abzunehmen oder nicht mehr zu rauchen, muss schon in der Person selbst verankert sein". Weck selber ist gertenschlank und bewegt sich trotz seiner fast 70 Jahre leichtfüßig durch den Raum. "Am liebsten wäre ich Tanzlehrer geworden, aber dann ergriff ich doch zunächst einen seriösen Beruf." Weck wurde Ingenieur, bis zu seinem 50. Lebensjahr war er Manager in der Personalabteilung bei Ford und schulte dort Führungskräfte. Er reiste viel, war unterwegs in Großbritannien, in den USA.

Auslöser war eigene Lebsnkrise

Doch mit Anfang 40 geriet er in eine Lebenskrise, die man heute vielleicht Burn-out nennen würde. "Ich besuchte ein Reiki-Seminar. Das war damals gerade en vogue. Dabei stellte ich fest, dass ich eine Gabe habe. Ich kann Menschen Kraft geben, ja, sie sogar heilen." Eine Putzfrau bei Ford kurierte er von ihrer Migräne, eine Nachbarin vom Fersensporn. Doch sein Talent wollte er nicht leichtfertig nutzen.

Weck wollte eine solide medizinische Grundlage, machte eine Ausbildung zum Heilpraktiker, Fachrichtung Psychotherapie, und ließ sich zusätzlich in Hypnose-Therapie schulen. Erst reduzierte er den Job bei Ford, schließlich verabschiedete er sich ganz aus seinem Job. Mit 50. Inzwischen arbeitet er nur noch zum Spaß. Geld hat er genug verdient.

Unterstützt wird er bei seinen Seminaren von seiner Assistentin Nicole Bachmann. Sie verteilt die Decken, geht von Teilnehmer zu Teilnehmer, berührt hier und da an der Schulter.

Weck glaubt in ihr eine Nachfolgerin gefunden zu haben. "Sie kann das, was ich mache noch viel besser". Vor Jahren saß sie im Publikum, er erkannte gleich, dass sie auch eine Gabe hat und rekrutierte sie. Manfred Weck muss sein skeptisches Gegenüber nicht von der Wirksamkeit seiner Therapie überzeugen. Dass es vielen Menschen durch seine Einwirkung besser geht, reicht ihm völlig. Und die hohen Anmeldezahlen sprechen für sich. Etwa 1500 Menschen sitzen pro Jahr in seinen Vorträgen und Seminaren. Klar ist aber auch, dass Hypnose keine Zauberei ist. Jeder, der von ihm etwas erwartet, muss auch selber etwas tun. "Wie gesagt, ohne die richtige Motivation geht es nicht, man muss sein Leben wirklich ändern wollen. Dazu gehört vor allem, eine wertschätzende Haltung sich selbst und anderen gegenüber einnehmen zu wollen."

Übergewicht als Folge von Stress

Übergewicht etwa ist für Weck in fast allen Fällen ein Stress-Symptom. "An einem bestimmten Punkt in der Biografie desjenigen ist das Gleichgewicht gekippt. Essen wurde zur Kompensation für Stress. Ich versuche, den gesamten negativen Ballast aus dem Unterbewusstsein zu tilgen." Der Klient erlebt einen kompletten Neustart - wie ein von einem Virus infizierter Computer. Die Umsetzung im Alltag muss er dann aber selber schaffen.

Buchtipp zum Thema

Die Schweizerin Tatjana Strobel ist in ihrem Heimatland eine bekannte Expertin auf dem Feld der Physiognomik. Sie analysiert Persönlichkeiten aufgrund ihres Äußeren. Daneben ist die studierte Sozialpädagogin als zertifizierte Hypnosetherapeutin mit eigener Praxis tätig. In ihrem Buch erklärt sie die von ihr entwickelte Mesmerize-it-Technik (dt. Hypnotisier-Technik), mit deren Hilfe sich jeder selbst ein Mesmerize-it-Hörbuch erstellen kann.

Die Autorin schildert Fälle aus Ihrer Praxis, in denen sie etwa einen Klienten mit Neurodermitis geheilt hat. Auch fürs Abnehmen eignet sich die Selbsthypnose, die in zwei Bestandteile zerfällt: Das Sich-in-Trance-Versetzen durch entspannende Sätze wie "Dein Körper und dein Geist sind ganz tiefenentspannt" und den zweiten Teil, der die neue Lebenshaltung durch Autosuggestionen im Unterbewusstsein verankern soll. Beim Thema Abnehmen etwa "Ich esse nur noch, wenn ich hungrig bin". Das Buch gibt dem Leser Selbsttests an die Hand, mit deren Hilfe er etwa den Stellenwert von Essen in seinem Alltag bestimmen kann.

Das Thema geringer Selbstwert und Unsicherheit spielen eine zentrale Rolle, um innere Blockaden zu lösen und den Weg freizumachen für einen befreiten Umgang mit "einschränkenden Lebensmustern".

Tatjana Strobel, Mesmerize it - Mit Hypnose zum Erfolg, Droemer-Knaur, 238 Seiten, 9,99 Euro

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