Flughafen Köln/BonnEine Bombe, zehntausende Pakete

Lesezeit 3 Minuten

Unter den Flutlichtlampen, die das Vorfeld des Flughafens Köln/Bonn orange färben, beginnt für die Packer von UPS am Donnerstagabend um 22.48 Uhr ein routinierter Kampf gegen die Zeit. Um die Maschine zu entladen, die um 22.35 Uhr auf Landebahn 14L aufgesetzt hat und nun an ihrer Parkposition hält, bleiben den Männern nur Minuten. Aus der Boeing 747 hieven sie tausende Pakete auf das Fließband des Sortiersystems. Einige Stunden später erfahren die Mitarbeiter von UPS: Unter den Kisten in ihren Händen war eine Bombe.

Bis zu 110 000 Pakete kann die UPS-Sortieranlage in einer Halle am Flughafen Köln/Bonn stündlich bewegen. Auf dem 30 Kilometer langen Fließband sind sie mit den Augen kaum zu verfolgen. Die Kisten und Kartons auf ihren Inhalt zu kontrollieren, scheint unmöglich - und das ist auch nicht vorgesehen, wie Insider berichten

90 Prozent der Luftfracht in Köln sind Expresspakete

Alles zum Thema Flughafen Köln/Bonn

Pakete, die in Köln nur von einem in ein anderes Flugzeug umgeladen werden, gelten für die Packer demnach als sicher. Nur an den Ursprungsflughäfen werden sie kontrolliert. Und auch davon gibt es Ausnahmen: Wird ein Absender als vertrauenswürdig angesehen, darf ein Paket nach einer EU-Regel ohne Röntgenkontrolle in ein Flugzeug geladen werden, wie ein Luftfahrtexperte sagt.

Die Kontrollen sind selbst nach Worten von Bundesinnenminister Thomas de Maizière verglichen mit den Untersuchungen von Flugpassagieren lax. Denn das Geschäft mit den Paketen im Luftverkehr ist ein Geschäft gegen die Zeit. Am Flughafen Köln/Bonn gilt das ganz besonders: Rund 90 Prozent der jährlich rund 600 000 Tonnen Fracht an dem zweitgrößten Luftfrachtdrehkreuz Deutschlands sind nach Angaben eines Flughafensprechers Express-Sendungen. UPS - und seit Juni auch Fedex - nehmen die Pakete von Absendern oder für Empfänger aus ganz Europa entgegen. Damit die Sendungen etwa die USA innerhalb eines Tages erreichen, lässt UPS nach eigenen Angaben rund 27-mal täglich Flugzeuge in Köln starten und landen. Fedex berichtet von etwa zehn Flugbewegungen pro Tag.

Es ist nach Informationen der Rundschau der Flug mit der Nummer UPS17, mit dem in der Nacht von Donnerstag auf Freitag das Bombenpaket aus dem Jemen nach Köln kommt. Die Maschine ist in Hongkong gestartet und hat auf einem Zwischenstopp in Dubai mit der übrigen Fracht aus dem Nahen Osten Pakete aus dem Jemen aufgenommen. Wie aus Daten der Deutschen Flugsicherung hervorgeht, überfliegt die Maschine etwa Waldbröl, Nümbrecht und Engelskirchen, bevor sie über Leverkusen den Kurs wechselt und um 22.35 Uhr in Köln aufsetzt. Dreieinhalb Stunden später, genau um 2.08 Uhr, registrieren die Computer der Flugsicherung den Start des UPS-Flugs 232. Sein Zielort ist Philadelphia im Nordosten der USA. Die Flugroute führt zunächst über Lohmar und Siegburg. Ein Zwischenstopp ist im britischen East Midlands vorgesehen. Dort finden Polizisten nach einem Hinweis aus Saudi-Arabien und stundenlanger Suche die Bombe.

Viele der 2100 UPS- und 450 Fedex-Mitarbeiter schreckt die Entdeckung auf. Ihre Chefs sind noch Tage später mit der Aufarbeitung der Ereignisse beschäftigt, wie zu hören ist. Wahrscheinlich beraten sie zudem über neue Sicherheitsvorkehrungen. In Kreisen der Logistikbranche wird am Dienstag von ersten Überlegungen berichtet: Als wahrscheinlich gilt etwa, dass zumindest die Pakete aus potenziell unsicheren Ländern künftig in den Sortieranlagen durchleuchtet werden.

Rundschau abonnieren