Glückwünsche für den Querdenker

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„Mit Gerhart Baum kann man schärfste Auseinandersetzungen führen, ohne die Würde des jeweils anderen dabei zu verletzen“, sagte Hans-Dietrich Genscher (FDP) gestern im Sportmuseum am Rheinauhafen. Parteifreund Baum feierte dort seinen 75. Geburtstag und hatte Weggefährten sowie Freunde aus vier Jahrzehnten dazu eingeladen.

Anhand einer von Filmemacherin Bettina Ehrhardt zusammengeschnittenen Collage unternahmen die Gäste zunächst einen Streifzug durch Baums politisches Leben. Dieses wurde vor allem durch seine Zeit als Bundesinnenminister in der sozial-liberalen Koalition zwischen 1978 und 1982 sowie die Konfrontation mit dem Terrorismus der Roten Armee Fraktion (RAF) geprägt. Besonders scharf angegriffen wurde der FDP-Politiker, als er während seiner Amtszeit das Gespräch mit dem RAF-Gründungsmitglied Horst Mahler suchte. Auch seine kritische Haltung zu den Folgen des Radikalenerlasses sorgte für großes Aufsehen und Rücktrittsforderungen seitens CDU und CSU.

Seine größte Auseinandersetzung erlebte Baum aber 1982, als er sich für eine Fortführung der sozial-liberalen Koalition einsetzte und sich gegen den damaligen Parteichef Genscher stellte. „Dieser Konflikt hat uns aber nicht getrennt, sondern uns auf eine ganz neue Weise verbunden“, so der ehemalige Außenminister in seiner Laudatio.

Baum lobte Genscher im Gegenzug als Vorbild und Unterstützer. „Er hat auch zu mir gestanden, als ich sehr ungewöhnliche Entscheidungen getroffen habe“, bedankte sich der Jubilar. Nach seinen aktuellen Klagen gegen das Luftsicherheitsgesetz und die Online-Durchsuchung vor dem Bundesverfassungsgericht kündigte Baum an seinem Geburtstag auch ein Vorgehen gegen die Vorratsdatenspeicherung an: „Der Staat darf nicht alles wissen.“

Beim anschließenden Essen mit Kürbissuppe, Spießbraten und Mousse au Chocolat begrüßte Baum unter anderem FDP-Chef Guido Westerwelle, EU-Kommissar Günter Verheugen (SPD), Ex-NRW-Innenminister Burkhard Hirsch, Ex-Außenminister Klaus Kinkel, Ex-Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (alle FDP), Alt-OB Norbert Burger und die SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün.

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