Köln – Draußen ist Karneval, drinnen Schlussverkauf am Ende der fast 175-jährigen Firmengeschichte des Modehauses Franz Sauer. Der Rummel mit Warteschlangen und Wühltischatmosphäre ist den meisten der 60 Angestellten fremd.

Während an einem Schaufenster zur Minoritenstraße zwei Gestalterinnen für visuelle Kommunikation das Schild „Räumungsverkauf“ befestigen, versuchen die ebenfalls ab nächstem Jahr arbeitslosen Verkäuferinnen wenigstens die Stammkunden in gewohnter Qualität zu beraten.

Doch die Rabatte auf die „wertvolle, aber dezente Eleganz“, mit der das Modehaus jahrzehntelang erfolgreich warb und eine zahlungskräftige Kundschaft auch aus Übersee und Asien ansprach, haben schon zu ungewohntem Andrang geführt.

Kein Nachfolger gefunden

1987 ist das Franz-Sauer-Haus erbaut worden. Und schon der Unternehmensgründer trug diesen Namen, als er 1842, im Jahr, in dem der Zentral-Dombau-Verein entstand, in der Kleinen Budengasse eine Stickerei eröffnete. Er stammte aus Gustorf bei Grevenbroich. Heute werden auf fünf Etagen Mode, Pelze, Wäsche, Lederwaren und Accessoires verkauft. 80 Mitarbeiter hatte das Haus vor 15 Jahren.

Der letzte Franz Sauer, seit 1966 im Haus, wird nun im Dezember 80 Jahre alt. Vier Kinder hat er, sein vor drei Jahren verstorbener Bruder Hans hinterließ zwei. Dennoch fand sich kein Nachfolger für das wirtschaftlich gesunde Unternehmen. „Sechs Jahre lang habe ich gesucht. Aber mit 1260 Quadratmetern sind wir für die einen zu klein und für die anderen zu groß“, sagt Sauer.

Seit 23. August wissen die Angestellten Bescheid. Und so wird das Haus am 31. Dezember schließen. Sollte sich nicht doch noch schnell jemand melden, der das Haus übernehmen kann, will Sauer das einst von Coersmeier Terbroke geplante Gebäude mit einer Fassade aus Worzeldorfer Quarzit verkaufen oder vermieten.