„Basarmeile“ mit 200 HelfernZum 50. Mal findet am Wochenende in Rath-Heumar das Trödel-Event statt

Lesezeit 4 Minuten
Drei Frauen stehen in einer Garage, die voll ist mit Kartons.

Elisabeth Riemschneider, Filomena Stegmann und Dorothee Timm (v.l.) sortieren Trödel.

Der Basar ist fester Bestandteil des Veedelslebens. Gründerin Elisabeth Riemschneider ist auch mit 89 Jahren noch die treibende Kraft.

Nein, mit den Quitten sieht es echt nicht so gut aus. Und das ausgerechnet im Jubiläumsjahr. Die hausgemachte Marmelade ist ein Renner auf dem Adventsbasar in Rath-Heumar, schon seit den Anfängen im Jahre 1973. Doch das letzte Frühjahr war einfach zu feucht für das Obst in den Gärten des Veedels. „Aber ich habe noch ein paar Feigen, die Marmelade schmeckt ganz gut“, erklärt Liane Völler, als sie kurz an der Garage von Elisabeth Riemschneider anhält.

Auf einem Schwarz-Weiß-Bild sind ein Mann und eine Frau zu sehen, die sich unterhalten.

Das Foto zeigt Elisabeth Riemschneider mit Winfried Pinger, lange Jahre Mitglied des Bundestages mit Schwerpunkt Entwicklungspolitik, der bis zu seinem Tod in Köln-Rath lebte. Auf dem Bild aus den Anfangsjahren des Basars öffnet er sein Portemonnaie für Lose der Tombola.

Riemschneider kennt solche Probleme, die heute 89-Jährige hatte den Basar seinerzeit ins Leben gerufen. „Mein Sohn besuchte das Hölderlin-Gymnasium und kam eines Tages mit Postkarten an, die er für einen guten Zweck verkaufen sollte“, erzählt die frühere Sozialarbeiterin. „Da dachte ich mir: Mit ein paar Postkarten kannst du doch nicht die Welt retten. Ich wollte einen ganzen Basar veranstalten.“

Katholischer Pfarrer stellte sein Pfarrheim zur Verfügung

Doch sie stieß auf Skepsis. Der Rektor der Grundschule, bei dem sie wegen der Räumlichkeiten angefragt hatte, winkte ab: „Sie kennen doch die Rath-Heumarer, die geben niemals Geld für einen guten Zweck aus“, habe er gesagt. „Beim katholischen Pfarrer hatte ich mehr Glück, Hans Macke öffnete gleich seinen Whiskey-Schrank und wir haben uns lange unterhalten.“ Der Pfarrer stellte sein Pfarrheim zur Verfügung, Riemschneider rekrutierte knapp 30 Helfer, die Handarbeiten, Gebäck und eben Marmelade lieferten. Nach drei Stunden war alles ausverkauft, rund 5000 Mark wurden an die Blindenschule von Schwester Rigoberta in Ecuador überwiesen.

Zwei Frauen stehen in einer Garage inmitten von Kartons mit Büchern.

Rosi Becker und Anita Müller sortieren Second-Hand-Bücher. Die Kisten der Apfelsorte Pink Lady sind besonders beliebt, weil sie so stabil sind.

Das überzeugte auch den Grundschul-Rektor, der im zweiten Jahr seine Räume öffnete. Der Rather Basar wuchs mit den Jahren, heute sind etwa 200 Helfer aktiv eingebunden. Nicht nur an den beiden Basar-Tagen im November, sondern zum Teil übers ganze Jahr, wenn es gilt, die Second-Hand-Ware von den Spendern abzuholen, denn Trödel ist längst hinzugekommen. „In Rath-Heumar ist keine Fahrt eine Leerfahrt“, sagt Filomena Stegmann lachend und öffnet die Hecktür ihres Pkw, der wieder mit Kartons angefüllt ist. Im September beginnt immer die heiße Phase, jetzt, kurz vor dem Basar, sortiert sie mit Dorothee Timm noch schnell Kleider, Sakkos, Schuhe und Taschen.

Aktuell wird der Basar von vier eigens gegründeten Vereinen getragen, die sechs Projekte in Nepal, Brasilien oder Südafrika unterstützen, da geht es etwa um Sozial- und Bildungsarbeit, Schutz vor Menschenhandel oder die Betreuung von Waisenkindern. In fünf Jahrzehnten konnten die Veranstalter des Basars insgesamt mehr als zwei Millionen Euro an unterschiedliche Empfänger überweisen. „Mittlerweile helfen wir auch Menschen hier in Deutschland, etwa Flutopfern im Ahrtal oder einem ambulanten Kinderhospiz“, erzählt Riemschneider.

Zweitägige Basarmeile in Rath-Heumar am Wochenende

Außer der Grundschule Volberger Weg gehören jetzt die evangelische Versöhnungskirche und das Pfarrheim der katholischen Kirche zur zweitägigen „Basarmeile“. Das Angebot wurde stark ausgeweitet, zum Verkauf stehen unter anderem Weihnachtsdeko, Pflanzen und Schmuck. Kaffee und Kuchen, Reibekuchen und Bratwürste gibt’s dort ebenso wie Basteltische und Glücksrad für die Kinder.

Eine Frau sortiert in ihrem Wohnzimmer Ware für den Basar.

Anne Grassée verpackt in ihrem Wohnzimmer Preise für die Tombola.

Dann ist da noch die Tombola, die seit 2016 von Anne Grassée betreut wird. In diesem Jahr haben die Geschäftsleute wieder reichlich gespendet, sie packt rund 500 Preise liebevoll ein, Haushaltsgeräte, Warnwesten, Bücher – alles dabei. „Der Hauptgewinn ist ein großer Flachbildschirm, hatten wir auch noch nicht“, sagt Grassée. Gerade kommt noch das Paket eines Spenders aus Berlin, eine Zitronenpresse aus thermoplastischem Harz, die wird auch gleich verpackt. „In diesem Jahr veranstalten wir auch erstmals eine Kinderrallye zu fünf Standorten“, verrät Anne Grassée: „Wer fünf Stempel hat, darf sich ein Geschenk aussuchen.“

Auch Elisabeth Riemschneider wird beim diesjährigen Basar wieder einen Stand in der Turnhalle betreuen. 2007 wurde sie für ihr Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. „Ach, ich komme aus einer Bäckersfamilie in Zollstock“, winkt sie ab. „Schon mein Vater hat immer Brot an arme Menschen verteilt. Daher kommt das.“


Der Basar in der Grundschule Volberger Weg 17 und den beiden Kirchengemeinden in der Erlöserkirchstraße findet am Samstag, 18. November, von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag, 19. November, von 11 bis 17 Uhr statt. Zum Jubiläum gibt’s am Samstag ab 18.45 Uhr einen gemütlichen Abend mit Musikern des Veedels in der Turnhalle der Schule, Bömmel Lückerath ist auch dabei. 

Rundschau abonnieren