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Weiberfastnacht in KölnVeranstalter stellen Pläne für Bühne am Hohenstaufenring vor

Lesezeit 6 Minuten
Am Hohenstaufenring, auf Höhe der Schaafenstraße, wird die Bühne stehen.

Am Hohenstaufenring, auf Höhe der Schaafenstraße, wird die Bühne stehen.

Das Sicherheitskonzept für das neue Feierangebot auf den Ringen sieht vor, den Zugang zur Schaafenstraße zu sperren.

Die Pläne für die Bühne am Hohenstaufenring, mit der die Stadt Köln an Weiberfastnacht die Feiermeile Zülpicher Straße entlasten will, nehmen Gestalt an. In einer Sondersitzung der BV Innenstadt stellten die Veranstalter am Montag abend erstmals der Öffentlichkeit vor, was sie dort machen wollen - und wie sie für Sicherheit auch in der Schaafenstraße sorgen wollen.

Joachim Zöller, Präsident der KG Grosse von 1823, erklärte, was an Weiberfastnacht zwischen Schaafenstraße und Schaevenstraße unter dem Titel „Karneval op en Ring“ auf dem Ring passieren soll: Erst einmal wird es nicht die eine Bühne geben sondern drei Szeneflächen à 8 mal 4 Metern. Darauf sollen die Bands Stadtrand, Kempes Feinest, Kuhl un de Gäng und Wimmerband spielen, außerdem soll ein DJ Musik machen. Auch der Jugendchor St. Stephan hat zugesagt, ebenso wie Estella Mazur vom WDR für die Moderation. „Uns haben auch mehrere Top-Bands angesprochen“, berichtet Zöller, „aber da haben wir danke gesagt und abgelehnt. Wir wollen keinen weiteren Hotspot schaffen.“

Ziel: Stimmung regulieren, nicht hochfahren

Und damit wären wir beim Sicherheitskonzept. Das stellt die Agentur HandEvent7 vor, die sich die Karnevalsgesellschaft zur Unterstützung geholt hat. Ziel der Veranstaltung sei es, Jugendliche auf dem Weg vom Rudolfplatz zur Zülpicher für zwei bis drei Stunden auf der Fläche zu binden. In Höhe Lindenstraße und Schaafenstraße ist der Eingang, in Höhe Schaevenstraße der Ausgang. Mit den abwechselnd bespielten Szeneflächen sollen die Besucherströme gelenkt werden.

Ralf Becker von HandEvent7 erklärt: „Im Gegensatz zu dem, was ein Veranstalter normalerweise wünscht, wollen wir die Stimmung nicht hochfahren, sondern regulieren.“ Wenn sich Besucher an der einen Fläche stauen, geht das Programm an einer anderen weiter. Knubbeln sie sich dort wieder, spielt der DJ an der dritten. „Und wenn wir merken, es ist überall zu viel, kann es auch mal ein paar Stunden gar nichts geben.“

7500 Menschen soll die Fläche im Höchstfall fassen, „bei 5000 leiten wir schon Maßnahmen ein“, sagt Laura Günther von der Eventagentur. Mit Kamerasystemen werden Besucherzahl und -bewegung erfasst. Auf 5,50 Meter hohen Türmen stehen Security-Mitarbeiter, von denen insgesamt über 80 eingesetzt werden sollen. Von fünf Uhr morgens bis 20 Uhr an Weiberfastnacht soll der Hohenstaufenring auf dem Veranstaltungsabschnitt für den Verkehr gesperrt werden. 

Weiberfastnacht in Köln: LGBTQ-Community in Sorge

Besonders große Ängste um ihre Sicherheit hatte im Vorfeld wiederholt die LGBTQ-Community geäußert, die in der Schaafenstraße feiert. Deren Sorge, noch mehr Menschen würden in die Schaafenstraße gespült, die dort ausfällig gegenüber Queeren werden können, nehmen die Veranstalter in zwei Punkten auf: Wenn die Fläche keine Besucher mehr aufnehmen könne, würden die Menschen nicht in die Schaafenstraße, sondern durch die gegenüber liegende Lindenstraße abgeleitet. Zur Schaafenstraße dagegen solle der Zugang für die Masse gesperrt werden. Umgekehrt soll der Zugang von der Schaafenstraße zum Ring möglich sein.

Das ruft kritische Fragen auf den Plan. Auch wenn Joachim Zöller von der Grossen von 1823 in dieser Regelung eine Verbesserung gegenüber dem bisherigen Zustand sieht. In der vergangenen Woche habe es ein erstes Gespräch mit den Wirten der Schaafenstraße gegeben. Die Problematik, dass sich die queere Community an Weiberfastnacht nicht ausreichend geschützt sehe, gebe es schon seit vielen Jahren und sei sehr ernst zu nehmen. Jetzt würde zumindest von der Westseite aus der Zugang reduziert.

„Doch wie soll das gehen?“, fragen Vertreter der Community, die als Besucher zur BV gekommen sind. „Wollen Sie fragen: 'Bist du schwul?'“, bringt es Elfi Scho-Antwerpes auf den Punkt, die für die Stadt AG Queer gekommen ist. Es ginge ja nicht nur um Anwohner, erklärt Uwe Weiler von Cologne Pride, sondern um die Gäste, die zum Feiern kommen. Zu den Kneipen, aber auch zu den vielen Privatparties, die Weiberfastnacht an der Schaafenstraße stattfänden: „Wie wollen Sie denn kontrollieren, wer zu mir auf die Party kommen will?“

Schaafenstraße: Wie soll man den Zugang regeln?

Matthias Eiting, einer der Wirte der Schaafenstraße, erteilt der Idee eine Absage, man könne pöbelbereite Jugendliche bei Zugangskontrollen herausfiltern: „Das sieht man denen nicht an.“ Er beschreibt, wie sich so ein Szenario seiner Erfahrung nach entwickelt: „Da kommen, überspitzt gesagt, drei, vier Jungs aus der Eifel, die sind 15 Jahre alt und noch nicht sicher in ihrer Männlichkeit.“ Die wollten vom Neumarkt durch die Schaafenstraße zum Zülpicher Platz, seien gut drauf und schöben sich dann durch die für sie extravaganten Feiernden auf der gut gefüllten Schaafenstraße. „Die werden da erst aggressiv.“ 

Uwe Weiler wiederholt angesichts der jetzt vorgestellten Pläne die Forderung von Cologne Pride an die Stadt: „Sagen Sie diese unsägliche Veranstaltung ab!“ Sie würde zudem nichts bringen in Hinblick auf das Ziel, die Zülpicher zu entlasten. In dieses Horn stößt auch die SPD und fragt: „Wofür machen wir das eigentlich?“ Die Uniwiese werde dadurch ja jetzt auch nicht gerettet.

Davon abgesehen zeigen sich die Bezirkspolitiker jedochfroh, dass überhaupt etwas passieren soll. „Beim nächsten Mal kann man es besser machen, aber es ist ein Anfang“, sagt Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, der zu der außerplanmäßigen Sitzung eingeladen hat.

Kurz vor Weihnachten hatte der Rat mit einer Eilentscheidung 320.000 Euro freigegeben, um die Entlastungsfläche am Hohenstaufenring zu planen. Das Konzept von KG und Eventagentur muss noch mit der Polizei abgestimmt werden. Am Donnerstag wird es beim Runden Tisch Karneval besprochen. Der Rat muss am 6. Februar entscheiden - zwei Tage vor Weiberfastnacht.


Nutzung der Uniwiese

Der Hauptausschuss des Stadtrats hat sich erneut für eine Nutzung der Uniwiese für die Feiern an Weiberfastnacht ausgesprochen. Das Gremium beschloss am Montag, dass die bei der Stadt angesiedelte untere Naturschutzbehörde das Gebiet vom Naturschutzrecht befreien solle - zumindest für den kommenden Straßenkarneval. Die Entscheidung des Hauptausschusses war notwendig geworden, nachdem der Vorsitzende des Naturschutzbeirats mitgeteilt hatte, der Befreiung nicht zuzustimmen. Die Bezirksregierung hatte die Stadt zuvor angewiesen, ein Befreiungsverfahren durchzuführen. Eigentlich sind Veranstaltungen im Landschaftsschutzgebiet des Inneren Grüngürtels nicht zulässig.

Die Stadt begründete die Nutzung bisher mit dem Argument der Gefahrenabwehr, da die Entlastungsfläche die Menschenmassen im Zülpicher Viertel entzerren soll. Die Grünen-Fraktion stimmte gegen eine Befreiung. „Wir müssen den Inneren Grüngürtel davon befreien, dass dort immer wieder zehntausende Menschen einfallen“, sagte Manfred Richter. Auch die „Fraktion Köln“ stimmte gegen die Befreiung. Alle anderen Parteien stimmten der Befreiung zu. Die Sicherheit habe höchste Priorität, sagte Bernd Petelkau, Fraktionsvorsitzender der CDU. „Es gibt keine Alternative, um die Sicherheit der Feiernden zu gewährleisten“, sagt Christian Joisten, Fraktionschef der SPD. Eine dauerhafte Lösung soll die Uniwiese aus Sicht der Politik allerdings nicht sein.

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