Köln – Der Auftritt wirkt martialisch. Mit einem Spezialfahrzeug und schwerer Bewaffnung verschaffte sich die Polizei am späten Mittwochabend Zugang zum Vereinsheim eines Charters der Hells Angels in Ostheim. Nachdem vor zwei Wochen mehrere Angels auf den Ringen versucht hatten, die Geburtstagsfeier eines Mitglieds der verfeindeten Bandidos zu stören, suchten die Ermittler nun nach Beweisen und Beteiligten.

Entdeckt wurden bei der Razzia an der Rösrather Straße unter anderem eine Kiste voller Munition, mehrere Messer, Anabolika, ein Störsender, eine Machete und eine Schusswaffe – sie ist im Dezember 2014 bei einem Wohnungsdiebstahl in Brühl gestohlen worden.

Hells Angels wollten Geburtstagsfeier der verfeindeten Bandidos stören

Zwölf Mitglieder der Gruppierung seien am Mittwochabend für kurze Zeit festgehalten worden, teilte eine Polizeisprecherin mit. Auf acht von ihnen komme ein Strafverfahren zu. Sie sollen mit hoher Wahrscheinlichkeit bei dem schweren Landfriedensbruch vor rund zwei Wochen auf den Ringen beteiligt gewesen sein. Dabei versuchten Anhänger der Angels eine Polizeiblockade an der Limburger Straße zu durchbrechen. Die Männer wollten zum 30. Geburtstag des Präsidenten der verfeindeten Bandidos – eine Einladung hatten sie nicht.

Nur mit dem Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray gelang es den Beamten einer Hundertschaftschaft, die Rocker zurückzudrängen. Vor der Bandidos-Party hatte die Polizei mehrere Gespräche mit den Rockern beider Lager geführt und sie aufgefordert, Ruhe zu bewahren.

Rheinschiene Bonn, Köln, Düsseldorf gilt als Hoheitsgebiet der Angels

Doch die Party der Bandidos, inmitten des „Hells Angels“-Gebietes, war offenbar eine zu große Provokation für die Angels. Die Rhein-Schiene Bonn, Köln und Düsseldorf gilt als Hoheitsgebiet der Angels. Nach Erkenntnissen der Polizei versuchen sie dort beispielsweise die illegalen Geschäfte im Rotlichtmilieu zu beherrschen und die Vorherrschaft an den Türen der einschlägigen Clubs zu behaupten. Das Ruhrgebiet gilt als „Bandidos“-Gebiet, sie sind aus Köln verdrängt worden.

Rund 100 Beamte bis spät in die Nacht im Einsatz

Neben den Waffen sind auch Speichermedien (Handys, Laptops) gesichert worden, die nun ausgewertet werden müssten. „Es geht darum, die Kommunikationswege herauszufinden“, sagte ein Beamter. Auch Anabolika sei gefunden worden. Rund 100 Beamte waren bei der Durchsuchung bis spät in die Nacht im Einsatz.

Blickfang bei der Razzia war der Panzer-Truck „Patriot“. Bei besonderen Einsätzen kommt das schwere Gefährt auf die Straße, beispielsweise bei Flugzeugentführungen oder Einsätzen in Häusern, wenn der Zugriff durch das Fenster erfolgt. Der etwa sechs Meter lange Aufbau ist hydraulisch ausfahrbar. Das Spezialfahrzeug mit Allrad ist als Rammbock nutzbar und kann schwere Stahltore durchbrechen. Der Ford-Truck soll etwa 160 Kilometer schnell fahren können und soll rund 300 000 Euro kosten.

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Von

Daniel Taab

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Rocker Prozesse

Am Landgericht laufen derzeit zwei große Rocker-Prozesse, die noch bis Ende des Jahres dauern sollen. In beiden Verfahren befindet sich das Gericht derzeit in der langen Phase der Beweisaufnahme.

Unter anderem wegen versuchten Mordes müssen sich mutmaßliche Mitglieder der Hells Angels nach Schüssen auf Kioskbetreiber am Kölnberg verantworten. Im zweiten Prozess geht es um Drogenhandel im großen Stil, der Prozess richtet sich gegen acht Angeklagte, ebenfalls aus dem Kreis der Hells Angels. (EB)