Komische Szenen auf Zuruf

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HÜRTH. Gescheitert ist am Freitag- und Samstagabend nachweislich niemand. Das Improvisationstheater „Freispiel“, eingeladen vom Jungen Theater Hürth in den Löhrerhof, wollte mit ihrem Programm „Erfolgreich scheitern“ zwar das Publikum mir in den vermeintlichen Abgrund reißen, doch das Abgründige erwies sich mehr als fatal genial.

Das Publikum konnte nie enttäuscht sein, war es doch in den Ablauf des Abends maßgeblich eingebunden. Für das Grenzwertige waren die Zuschauer eben mitverantwortlich. In mehreren Staffeln sammelte Schauspielleiterin Ursula Armbruster Begriffe, Gedanken und Sprichworte aus dem Kreis der Zuschauer.

Lachsalven hagelte es aus dem Publikum, wenn die jungen Schauspieler aus Begriffen wie Hochzeit, „Scheiß Kälte“, Klimakatastrophe und Kaffeemaschine binnen Minuten ein komplettes Stück zauberten. Die auf die Schnelle oft mühsam gebastelten Zusammenhänge rangierten mitunter zwischen schierer Brechstangenkomik und blühendem Blödsinn. Doch wie gesagt: Das Publikum hatte sich auf die Spielbedingungen eingelassen. Wer die Musik bezahlt, bestimmt, was sie spielt.

Gleiches galt für das szenische Spiel des Umtauschs eines mysteriösen Elektrogerätes gegen einen Gartenzwerg, für gespielte Emotionen, die Sightseeingtour durch Transsylvanien oder die per Zuruf entstandene Klamaukepisode um das Sprichwort „Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen“.

Hervorgegangen ist das Theater Freispiel aus verschiedenen Schauspielkursen der Comedia Colonia. Unter der Leitung der Schauspiellehrerin Ursula Armbruster treten Absolventen verschiedener Kurse seit einiger Zeit zusammen als Gruppenprojekt Freispiel auf. Am Wochenende bewiesen Klaus Angel, Andreas Gruchalski, Andreas Heinze, Birgit Ising, Tanja Kolk und Gerd Peterhoff, dass sie bei Ursula Armbruster viel gelernt haben.

Vor allem aber demonstrierten sie, dass gutes schauspielerisches Rüstzeug gepaart mit schneller Auffassungsgabe und Kreativität nicht nur einen kompletten Abend gestalten kann, sondern den Zuschauern das Gefühl verleihen kann, ein unwiederbringliches Unikat erlebt zu haben. Das eben Erlebte wird es so nie mehr geben.

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