Korkenzieher-SammlungEin Prost auf den schönsten „Plopp“

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Klaus Biermann mit dem teuersten Modell: 18.000 Euro ist dieses "Reichsgebrauchsmuster" wert, ein Unikat. (Foto: Hanano)

Klaus Biermann mit dem teuersten Modell: 18.000 Euro ist dieses "Reichsgebrauchsmuster" wert, ein Unikat. (Foto: Hanano)

Briefmarken, Münzen, Bierdeckel. Damit fing es an. „Ich war schon als Kind ein Sammler“, sagt Klaus Biermann. So richtig zum Ausbruch kam das Sammelfieber bei dem inzwischen 72-Jährigen aber erst nach seinem 40. Geburtstag. „Ich bekam eine Neun-Liter-Weinflasche geschenkt. Die hatte einen Korken von mindestens vier Zentimetern Durchmesser“, erzählt der frühere Versicherungs-Vorstand. Um den edlen Bordeaux überhaupt öffnen zu können, habe er Wein-Experten im In- und Ausland befragt. „Einer riet dazu, eine Portweinzange zu nehmen. Die sprengt gleich den ganzen Flaschenhals von der Flasche.“ Seit diesem Zeitpunkt hätten ihn die ebenso praktischen wie raffinierten Flaschenöffner fasziniert, berichtet der Ökonom und Versicherungskaufmann. Auf dem Londoner Flohmarkt erstand Biermann seine ersten Korkenzieher. Mittlerweile hortet er rund 3000 Stück, ergattert auf Märkten und Auktionen. Etwa 150 Korkenzieher präsentiert der Dortmunder bis 25. September im Museum für Angewandte Kunst.

In den Vitrinen befinden sich Öffner für Wein-, Bier-, Medizin- und Parfumflaschen unterschiedlicher Technik: Stichel, Auszughaken, Hebelkorkenzieher, Scherenkorkenzieher, Drehzugkorkenzieher, Spindel-Glocken-Korkenzieher, Permanentdreher, Winden-Zahnstangen-Korkenzieher, Kellnermesser und was der Erfindungsgeist noch so alles hervorgebracht hat. Modelle für Rechts- und Linkshänder, Miniaturen für Flakons, Kuriositäten in Gestalt von Gasolinpumpen oder Frauenbeinen. Das älteste Modell, Wert über 4500 Euro, stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist erstaunlich multifunktional. „Damit konnte man versiegeln, Gewehrläufe reinigen, Medizin- und Parfumflaschen öffnen“, erläutert der Besitzer. Ähnlich flexibel: der kleine Elektro-Handbohrer, Baujahr 2010, mit Extra-Aufsatz zum Entkorken. Besonders stolz ist Biermann auf ein Unikat von etwa 1910 - ein „Reichsgebrauchsmuster“ für 18 000 Euro. „Es ist faszinierend, auf wie viele Arten man Korken aus der Flasche heben kann“, sagt der Korkenzieher-Sammler, einer von etwa 40 in Deutschland. Zum Wochenende richtet Biermann in Köln sogar das Jahrestreffen des Canadian Corkscrew Collectors Club mit rund 100 Sammlern aus aller Welt aus, ein Erfahrungsaustausch mit Auktion.

Eines seiner persönlichen Lieblingsstücke sei ein 120 Jahre alter Scherenkorkenzieher aus Stahl, sagt Biermann. „Weil der den schönsten Plopp entwickelt.“ Am praktischsten findet der Weinliebhaber allerdings die „ganz normalen Drehkorkenzieher, bei denen der Korken auf den Krätzer aufsteigt.“

Korkenzieher sind übrigens nicht das einzige, was der Ruheständler eifrig zusammenträgt, wenn er nicht joggt oder golft. Er sammle noch Chronografen, alte Stadtansichten von Dortmund sowie Herrenstockschirme mit „besonderem Innenleben“ in Form von Schreibinstrumenten, Fernrohren, Messern oder Degen, gesteht Biermann schmunzelnd. Zuhause hütet der Versicherungsfachmann seine kostbaren Schätze in Schränken, Schubladen und an den Wänden seines „Museumszimmers“. Denn: „Meine Frau hat die Korkenzieher aus dem Wohnbereich verbannt.“

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