Dom, Kölsch und jede Menge LebenslustWas lieben Touristen an Köln?

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Touris lieben Köln

Was lieben Touristen eigentlich an Köln?

Köln – Unzählige Touristengruppen knubbeln sich im Sommer rund um den Dom. Köln ist nach wie vor ein beliebtes Reiseziel.

Allein 2016 zählte Kölntourismus gut 5,8 Millionen Übernachtungen. Doch was zieht Briten, Amerikaner, Franzosen oder Spanier eigentlich nach Köln? Dom, Museen, Brauhäuser, Altstadt und 4711 sind offensichtlich ein Muss.

Doch fast unisono loben die ausländischen Reiseführer Köln auch als Stadt mit besonderem Flair, mit hoher Lebensqualität. Die eigentliche Attraktion aber seien die Kölner selbst, „die Latinos unter den Deutschen“.

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Für Spanier

Köln sei „eine Stadt von großer touristischer Attraktivität“, schreibt das Autorenpaar im Reiseführer „Alemania esencial“, und fängt nicht gleich mit dem Dom an, sondern mit den „Geschäften und Lokalen, Kunstgalerien und Museen, und dann: Lebendigkeit, Unordnung, Verkehr und Luftverschmutzung“. Man merkt, die Autoren kennen die Stadt und mögen sie in ihrer Unvollkommenheit. „Die Rheinländer stehen im Ruf, die sympathischsten Leute Deutschlands zu sein, und Köln die Stadt mit dem besten Nachtleben nach Berlin.“

Vor allem versteckten sich die Nachtschwärmer hier nicht in den Bars und Kneipen, sondern „bewegen sich durch die Straßen“ – in Altstadt, Severinsviertel und rund um den Hohenzollernring. “ Angetan haben es den Autoren die Kölschkneipen. „Bevor man ein Glas ausgetrunken hat, hat der Kellner schon das nächste hingestellt“, bemerken sie beeindruckt – und listen 18 „cervecerías tradicionales“ auf. Zwischen allen touristischen Highlights – Dom, Groß St. Martin, Museen und Rheinufer – machen die Autoren auch auf kleinere Besonderheiten aufmerksam: Tünnes- und Schäl-Denkmal, Wolf Vostells „Ruhenden Verkehr“, HA Schults „Goldenen Vogel“. Und auf den Schokolabrunnen im Schokoladenmuseum. „Lo más atractivo de la ciudad“, den Attraktivsten der Stadt. (mda)

Für Griechen

Travel Plorer, eines der meistbesuchten Internet-Reiseportale in Griechenland, hält Köln für die Landeshauptstadt NRWs – da blicken die Düsseldorfer also in die Röhre. Lob bekommen der Flughafen Köln-Bonn mit seinem ICE-Anschluss, aber auch die KVB. Auch die vielen Radwege finden Anerkennung. Besondere Empfehlungen gelten den Weihnachtsmärkten und den Kölner Lichtern. Fazit: „Köln ist eine sichere, junge und lebhafte Stadt, die zu jeder Jahreszeit etwas bietet. Die Stadt hat uns mit ihrer wunderbaren Atmosphäre gefallen.“

Auch das Internetportal Athens Voice lobt die hohe Lebensqualität in Köln: „Die Kölner lassen sich vom düsteren nordeuropäischen Klima nicht unterkriegen, sondern nutzen jeden Sonnenstrahl im Freien.“ Warmherzig und offen“ seien die Kölner, die Stadt habe ein Flair wie sonst in Deutschland nur Berlin und Hamburg. Köln sei „eine Stadt, die zum Spazieren einlädt“ stellt das Reiseportal Clickatlife fest. Neben den Hinweisen auf Dom, romanische Kirchen und Museen kommen kulinarische Tipps nicht zu kurz: Kölsch, Currywurst und Fritten mit Mayo.(gh)

Für Lateinamerikaner

Der Tourist wird auf den einschlägigen Internetportalen meistens auf den Reichtum an historischen Gebäuden und Orten in der Rhein-Metropole hingewiesen. Und natürlich steht dabei immer der Dom im Vordergrund. Das Internetportal „Guiadealemania“ beschreibt Köln als eine der wichtigsten Städte Deutschlands und nennt an erster Stelle Römisch-Germanisches Museum, Museum Ludwig und Overstolzenhaus. Aber auch auf Bauwerke wie die Hohenzollernbrücke wird hingewiesen.

Der „Guiamundialdeviajes“ stellt den Dom, die „fantastischen“ Museen und die angeblich meisten Brauereien Deutschlands heraus sowie die typisch kölsche Gastfreundlichkeit. Auch wenn Köln eine religiöse Stadt sei, würde man dort fröhlich feiern können.

Auch der „guialowcost“ hält sich eher an den klassischen Attraktionen auf: Dom, St.Gereon, Gürzenich, Alter Markt und eine Fahrt mit der Köln-Düsseldorfern. Lustig wirken hingegen die kulinarischen Hinweise. In Köln müsse man auf jeden Fall Ochsenschwanzsuppe, Brezeln, Landleberwurst und Currywurst essen. (khe)

Für Chinesen

Chinesischen Touristen geht es im Ausland vor allem Shopping und Selfies vor Top-Sehenswürdigkeiten. Eine große Zahl von ihnen interessiert sich zudem noch für leckeres örtliches Essen.

Auf den Reisewebseiten dominieren hier die üblichen Verdächtigen: die Kölsch-Brauhäuser. Unter den „Insider-Tipps für Gourmets“ empfiehlt das führende Reise-Portal Ctrip erst Gaffel und Früh. Es folgen die Gaststätte Lederer, Brauhaus Peters und das Haxenhaus im Rheingarten. Bald kommt schon die erste asiatische Restaurantempfehlung, das Sushiou in der Christophstraße. Da Chinesen auch im Ausland oft Heißhunger auf ihre eigene Küche bekommen, fehlt auch nicht die Empfehlung für ein authentisches China-Restaurant: Das China-Town in der Koblenzer Straße.

Auf der Webseite des Reise-Marktführers Qunar steht ein Chinese sogar auf Platz 1 der beliebtesten Lokale in Köln: Das Qing Dao in der Mindener Straße. Die Reiseführer haben auch eine Anleitung für rheinisches Essen zusammengestellt. „Himmel un Ääd“ sollte man unbedingt probiert haben, am besten bei Gilden im Zims. Neben dem Dom empfiehlt Qunar die Kleinbahn am Rheinpark als beliebteste Attraktion der Stadt. Museum Ludwig sowie Duft- und das Schokomuseum erhalten ebenfalls hohe Bewertungen. Auf Platz sieben taucht etwas überraschend asiatische Massage bei „Sukon-Thai“ auf. Qunar und Ctrip loben beide an Köln, dass die Stadt so klein sei. Es liege alles hübsch nah beieinander und sei gut zu Fuß und per U-Bahn erreichbar. Die lange Geschichte Kölns wird lobend hervorgehoben.

Fürs Einkaufen empfiehlt Qunar, bei „Roermond“ vorbeizuschauen und erwähnt schließlich auch, dass es sich dabei um eine Stadt mit Outlet-Malls in den Niederlanden handelt. Deutschland? Holland? Egal, Hauptsache billig! Die Website schickt die Reisenden danach zunächst in die Schildergasse und schließlich in die Hohe Straße. Als Bebilderung für das Belgische Viertel, die nächste Empfehlung, hat jemand einen mit Graffiti verschmierten Plattenbau eingefügt. Hier gebe es „kreative Fashion-Läden und Kunsthandwerk mit Atmosphäre“. (fmk)

Für Italiener

Köln habe nicht nur den Dom zu bieten, sondern auch interessante Museen, preist die italienische Ausgabe des Lonely Planet. Es sei wie ein dreidimensionales Geschichts- und Architekturbuch, mit antiken römischen Mauern, mittelalterlichen Kirchen, anonymen Nachkriegsbauten und neuen postmodernen Stadtvierteln. Und es halte angenehme Überraschungen für Liebhaber von Schokolade, Sport und römischer Geschichte bereit. Die Kölner seien „bekannt für ihre geistige Offenheit und Lebenslust, man kann sich mit ihnen in den Brauhäusern der Altstadt das ganze Jahr über wohlfühlen.“ Und wenn Karneval ist, „toben sie sich aus“. Als Geheimtipps empfiehlt der Trip Advisor Online Guide einen Besuch des alten Gestapo-Gefängnisses und des Melaten-Friedhofs.

Alle Reiseführer raten zum Besuch einer Kölner „Birreria“, eines Brauhauses mit eigener Produktion. Dort gebe es auch gutes Essen zu günstigen Preisen, schreibt der Lonely Planet. Als besonderen Tipp empfiehlt er das Kölner Schwarzbrot zu probieren, das für das beste in ganz Deutschland gehalten werde. Das Brauhaus Päffgen legt er italienischen Touristen als „voll, laut und fröhlich“ ganz besonders ans Herz. Und Gaffel am Dom serviere die besten „frittelle di patate“, also Reibekuchen, von ganz Köln. Ansonsten wird zu Schnitzel bei „Oma Kleinmann“ geraten. Empfohlen wird auch der „Salon Schmitz“.

Bei den Souvenirs wird zu Kölnisch Wasser geraten. „Nicht besonders anspruchsvoll, aber erfrischend“, 4711 – „das klassische Mitbringsel für die Mamma“. (rek)

Für Franzosen

„La Cathédrale de Cologne“ ist ein absolutes Muss. Selbst der kompakte Deutschlandreiseführer „Petit Futé“ (Kleiner Schlaumeier), der die Reize der Bundesrepublik komprimiert auf 146 kleinen Seiten abhandelt und dabei Köln ganze elf Zeilen zugesteht, präsentiert das Gotteshaus in all seiner Pracht. Wer es bei Sakralem nicht belassen will, tut nach Ansicht französischer Köln-Kenner gut daran, erst einmal den 28. Stock des Triangle-Turmes aufzusuchen und sich einen Überblick zu verschaffe – für drei Euro beliebig lange. Dem Panoramablick zum Schnäppchenpreis folgt dann die Qual der Wahl. Während das Forum den Franzosen nun den Besuch des NS-Dokumentationszentrums oder des Weihnachtsmarktes empfiehlt, ermuntert der sich vor allem an junge Leute wendende Reiseführer „Routard“ zur Begegnung mit Einheimischen: „Die Kölner sind warmherzig, gastfreundlich, spontan, offen, schnell beim Du – man sagt oft, sie sind die Latinos unter den Deutschen.“

Die Kontaktaufnahme sei umso leichter, als die Kölner beim Essen gern „auf Tuchfühlung gehen“. Und natürlich erfährt der für Gaumengenüsse traditionell empfängliche Franzose auch, wo er den Doppelschlag landen, offenherzige Kölner plus Kölsche Küche (Kölsch Kaviar, Bockwurst, Hämmchen) kennenlernen kann: in Brauhäusern. Wer das Ganze mit musikalischer Untermalung wünscht, ist nach Ansicht der Autoren im Rosebud, in der Hotelux KGB Bar oder im Six Pack gut aufgehoben.

Dem gesellschaftlich-kulinarischen Kapitel folgen gut ein halbes Dutzend Museumsempfehlungen an. Sollte die Kraft nicht mehr zum Museumsbesuch reichen, weist der Trip Adviser France den Weg zur Erholung pur: Zum Besuch des Neptunbades, das den Franzosen, hält man sich an die Online-Kommentare, fast so gut gefällt wie der Dom. (axv)

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