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Statt Nachbarn lieber TechnikAlternativen fürs Pflanzengießen im Urlaub

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Balkonpflanze

Oftmals kümmern sich Freunde oder Nachbarn um die Pflanzen, wenn man selbst im Urlaub weilt, doch nicht immer ist das möglich.

Ein Balkon voller Pflanzen ist schön. Doch wenn der Sommerurlaub naht, kommt die Frage auf: Wer gießt die Töpfe? Am zuverlässigsten sind natürlich Menschen: Nachbarn, die einen Schlüssel haben und bei warmem Wetter mal eben zum Blumengießen kommen können. Oder Freunde, die sowieso die Post hereinholen. Sind das keine Optionen, wird es schwierig. Denn die Alternativen sind entweder nur für eine kurze Zeit zu empfehlen oder bedeuten eine kleine Investition.

Vorab: Liegt der Balkon so, dass er in der Mittagshitze der vollen Sonne ausgesetzt ist, nützt bei anhaltenden Temperaturen über 30 Grad nur eine automatische Bewässerungsanlage. Alles andere ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Gibt es jedoch eine schattige Ecke für die empfindlichen Pflanzen - möglicherweise auch in der Wohnung - oder steht die Sonne nur ein paar Stunden auf dem Balkon, kommen alternative Bewässerungssysteme in Frage.

Kleine Speichergefäße

Eher Spielerei sind kleine Wasserspeicher, die in den Topf gesteckt werden. Im Handel gibt es mundgeblasene Glaskugeln oder Tiere aus Plastik. Sie fassen meist nur die Menge eines Wasserglases und sind daher schnell erschöpft. Ratsam sind sie nur bei kleinen Töpfen und nur, um eine kurze Zeit zu überbrücken - je nach Witterung ein bis zwei Tage.

Vorteil: Funktioniert gut, ist - je nach Geschmack - dekorativ. Nachteil: Speicher ist schnell leer.

Wasserflaschen

Länger andauernde Wasserzufuhr gewährleisten Flaschen, die kopfüber in die Töpfe gesteckt werden. Im Handel sind spezielle Kegel erhältlich, die auf Flaschen geschraubt werden, um das Versickern des Wassers zu regulieren. Notfalls geht es auch ohne solche Aufsätze, indem größere Löcher in den Flaschenverschluss gebohrt werden. Wie lange die Wasserversorgung hält, hängt von der Größe der Flasche ab. Eine Zwei-Liter-Wasserflasche passt nur in den etwas größeren Topf, kann aber mehrere Tage halten. Beim längeren Urlaub ist dies eine Möglichkeit, Freunde oder Nachbarn zu entlasten, damit sie nur ab und zu nach dem Rechten schauen und nachfüllen müssen.

Vorteil: Kostengünstig, Flaschengröße variabel.

Nachteil: Kann umkippen oder verstopfen, kann schneller leer sein, als der Urlaub zu Ende ist.

Topf mit Wasserspeicher

Hat der Topf einen integrierten Wassertank, braucht generell nur hin und wieder gegossen zu werden, auch die Urlaubszeit können Pflanzen damit gut überstehen. Wie lange, hängt von der Wassermenge ab, die in den Speicher passt. Eine Anschaffung solcher Töpfe lohnt sich für alle, die häufiger wegfahren.

Vorteil: Kein weiteres System nötig.

Nachteil: Recht teuer in der Anschaffung, kann für den langen Urlaub auch zu wenig sein.

Wasserspeichermatten

Vliese und Wasserspeichermatten können entweder vor dem Bepflanzen unten in den Topf gegeben oder später unter den Topf gelegt werden. Solche Vliese halten das Wasser gut, doch wenn es viel regnet, wird das Milieu im Blumenkasten schnell zu feucht für manche Pflanzen. Bei Trockenheit trocknet auch das Vlies aus. Wie lange es Feuchtigkeit hält, hängt von der Beschaffenheit und Größe des Topfes ab und sollte vorher getestet werden. Ein nasses Vlies, auf das Töpfe gestellt werden, kann kurzzeitig das Gießen ersparen - allerdings nicht bei großer Hitze, und zu anderen Zeiten allenfalls für ein Wochenende.

Vorteil: Relativ kostengünstig und zuverlässig.

Nachteil: Liegt die Matte im Topf unter der Erde, wird es bei Regen sumpfig. Die Drainage wird beeinträchtigt. Feuchtigkeit lässt sich schwer kontrollieren.

Do-it-yourself-System

Ein altes Hausrezept ist die Bewässerung von Topfpflanzen mit Hilfe von Wollfäden, die die Blumenerde mit einem Wasserspeicher verbinden. So etwas kann tatsächlich funktionieren, wenn die Fäden so beschaffen sind, dass sie gut Wasser leiten und nicht austrocknen. Das sollte vorher ausprobiert werden. Am besten funktioniert ein Gemisch aus Kunststoff und Baumwollfasern. Die Fäden können durch Trinkhalme oder Plastikröhrchen gezogen werden, was das Austrocknen verhindert. Benötigt wird ein großer Wasserspeicher, etwa eine Kunststoffwanne mit Deckel, durch den die Fäden zu den Töpfen geführt werden. Die Töpfe müssen tiefer als der Wasserspeicher stehen, die Fäden sollten nicht durchhängen. Dann kann auf diese Weise mehrere Wochen bewässert werden. Im Handel ist auch ein System erhältlich, das auf dem gleichen Prinzip basiert, statt mit Fäden aber mit Schläuchen und Tonkegeln arbeitet.

Vorteil: Kostengünstig.

Nachteil: Bastelarbeit erforderlich. Gefahr, dass Fäden austrocknen, dann kommt das Wasser nicht bei den Pflanzen an.

Bewässerungssystem

Es gibt eine große Zahl an Bewässerungssystemen, mit Wasserspeicher oder mit Anschluss an einen Wasserhahn. Meist sind sie nicht ganz einfach zu montieren; und von günstigen Varianten, die im Internet erhältlich sind, ist abzuraten. Sie lassen sich häufig nicht gut zusammenstecken, tun nicht genau das, was von ihnen verlangt wird, und können schnell den Geist aufgeben. Gute Systeme sind kaum unter hundert Euro zu bekommen und im Fachhandel erhältlich, wo man sich auch beraten lassen kann, um das geeignetste System für den eigenen Balkon zu finden.

Vorteil: Bei einem guten System ist eine zuverlässige Bewässerung auch dauerhaft sichergestellt.

Nachteil: Eine eher kostspielige Investition, muss montiert werden, braucht Strom und manchmal auch einen Wasseranschluss auf dem Balkon.

Pflanzen, die Trockenheit vertragen

Viele Pflanzen können sich mit einem Leben im Topf arrangieren, solange sie genügend Nährstoffe und vor allem Wasser bekommen. Auf dem Balkon kann deutlich mehr wachsen als die klassischen Petunien, Geranien und Stiefmütterchen. Was passt, hängt vom Kleinklima ab und den Sonnenstunden. Aber auch von der Zeit, die für die Pflege der Pflanzen zur Verfügung steht. Wer nicht jeden Tag gießt, wählt am besten Pflanzen, die eine Trockenperiode nicht gleich übel nehmen. Solche Pflanzen kommen auch besser durch die Urlaubszeit als etwa Tomaten, Wicken oder Buchs, die empfindlich reagieren, wenn der Topf austrocknet.

Trockenheitsverträgliche Pflanzen sind an ihrem grauen oder filzigen Laub zu erkennen oder auch an fleischigen Blättern. Lavendel, Salbei und Rosmarin mögen es warm und trocken. Wollziest und Lichtnelken sind zäh, für kleine Töpfe eignet sich Dachwurz, der lange ohne Wasser auskommen kann. Robust und unempfindlich sind Fetthennen, aber auch Storchschnabelgewächse wie Balkan-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum) und Blut-Storchschnabel (Geranium sanguineum).

Wolfsmilchgewächse mögen es ebenfalls eher trocken, etwa die Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana). An Gräsern kommen das Lampenputzergras (Pennisetum) oder ein kleinbleibendes Chinaschilf (Miscanthus sinensis) in Frage. Prachtkerzen (Gaura lindheimeri) und auch Bergenien kommen ebenfalls im Pflanztopf gut zurecht.

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