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Stiftung Warentest testet PedelecsSchlechte Bremsen, schlechte Bewertung

Lesezeit 5 Minuten
Pedelec (1)

Unterwegs mit dem Pedelec

Dem Test der Stiftung Warentest stellten sich 15 Pedelecs, genauer: Elektrofahrräder mit tiefem Rahmendurchstieg. Geprüft wurde in der Praxis auf ausgiebigen Testfahrten und auf dem Prüfstand. Sieben "gute" Modelle setzten sich vom Mittelfeld ab, aber auch fünf "mangelhafte".

Die geprüften Tiefeinsteiger kosten bis zu 3300 Euro. Am unteren Preisrand liegen Räder für 900 und 1200 Euro. Die beiden Billigheimer (Aldi, Fischer) fuhren am Ende mit einem "Mangelhaft" durchs Ziel. Aber auch drei teure Modelle (Kettler, Pegasus, Stevens) fuhren hinterher. Nicht ausreichende Bremskraft, Brüche an Sattelstütze und -klemmung führen zu Abzügen in der Wertung.

Schwächen bei höherem Tempo

Die Ansprüche an Elektrofahrräder sind hoch. Sie sollten sicher und solide sein und auch mit Gepäck stabil fahren, geradeaus wie in Kurven, langsam und schnell. Insbesondere bei Bergabfahrten, speziell bei höherem Tempo über 25 Stundenkilometer, offenbaren sich Schwächen. Vier Modelle (Diamant, Herkules, Sinus und Stevens) fühlen sich beim Fahren mit Gepäck schwammig an, geraten in Schwingung, wirken instabil. Zwei davon (Diamant und Stevens) quittieren schnelle Lenkmanöver meist mit Nachpendeln.Das Gewicht spielt auch beim Bremsen eine entscheidende Rolle. Ein schweres Fahrrad braucht länger, um zum Stehen zu kommen, als ein leichteres. Die Prüfer messen die Bremsleistung bei 150 Kilogramm Gesamtgewicht. Das setzt sich zusammen aus Fahrrad samt Akku, Fahrer und Gepäck. Drei Räder bekamen das Gewicht nicht schnell genug zum Stehen, Aldi, Pegasus und Stevens. Ein Rad, das schlecht bremst, gehört nicht auf die Straße, so das Urteil der Warentester. Im Test boten die Räder meist Akkureichweiten um 60, eins schaffte 100 Kilometer. Auf nur 47 beziehungsweise knapp 40 Kilometer kamen die Räder von Aldi und Fischer. Die ermittelten Strecken sind Vergleichswerte. Sie hängen hauptsächlich von der Kapazität des verwendeten Akkus ab und davon, wie stark sich der Pedelec-Fahrer von seinem Motor unterstützen lässt. Die Tester haben die Reichweite bei allen Modellen unter gleichen Bedingungen ermittelt: auf einer hügeligen Strecke mit der Unterstützung durch den Motor auf mittlerer und hoher Stufe; also eher ungünstigen Voraussetzungen. Im Flachland und mit geringer Unterstützung sind die Reichweiten größer. (td)

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Tipps zum entspannten Fahren

Reichweite Für die meisten E-Bikes bieten die Hersteller verschiedene Batteriegrößen an. Die Kapazität der Lithium-Akkus und damit die Reichweite nimmt mit der Zahl der Ladezyklen ab. Das können nach 500 Aufladungen schon 25 Prozent sein. Danach sinkt die Kapazität rapide weiter, am Ende brauchen Sie einen neuen Akku. Liegen Ihre regelmäßig gefahrenen Strecken gerade noch im Bereich der Akkureichweite, ordern Sie besser gleich die nächstgrößere Batterie. Nicht dass es über die Zeit mit dem Akku knapp wird. Außerdem verrät die Betriebsanleitung Ihres E-Bikes, wie die Akkus am besten behandelt werden.

Gewicht Pedelecs dürfen nur eine bestimmte Gewichtslast tragen. Wie schwer Akku, Fahrer und Gepäck zusammen sein dürfen, geben die Anbieter als zulässiges Gesamtgewicht vor. Es gibt Fahrräder, bei denen das Gesamtgewicht recht niedrig liegt - 130 Kilo zum Beispiel. Ein 90-Kilo-Mann plus 25 Kilo fürs Fahrrad, da bleiben gerade mal noch 15 Kilo fürs Gepäck. Das ist zu wenig. Grundsätzlich empfiehlt es sich aus Sicherheitsgründen den Grenzwert einzuhalten. Darauf könnte zum Beispiel die Bremskraft der Fahrradbremsen ausgelegt sein.Schaltung Hügel sind die Spezialität der Pedelecs, es hilft ja der Motor, Schwitzen unnötig. Doch gerade beim Zurückschalten am Berg machen fast alle in den geprüften Rädern verbauten Nabenschaltungen Probleme. Sie schalten nicht unter Last. Beim Fahrrad ohne Motor genügt ein Sekundenbruchteil ohne Last auf den Pedalen und der kleinere Gang ist drin. Beim Pedelec schiebt der Elektromotor zu lange nach. Durch diese Verzögerung kann das Rad sogar stehen bleiben. Dann heißt es im schlimmsten Fall Anfahren am Berg - je nach Steigung sowie Gewicht von Fahrer und Gepäck nicht einfach. Also: besser vorausschauend fahren und rechtzeitig vor der Steigung den kleinen Gang einlegen.Probefahrt Der tiefe Durchstieg der getesteten Pedelecs ist bequem fürs Auf- und Absteigen. Doch für den Entwickler des Fahrrads ist er eine Herausforderung. Ein einzelnes Rahmenrohr trägt die gesamte Last von Rad, Fahrer und Gepäck. Selbst wenn der Rahmen imstande ist, diese Last dauerhaft zu tragen, kommt es bei manchen Pedelecs insbesondere bei schnellen Ausweichmanövern schnell zu schwammigem Fahrverhalten und zu unangenehmem Nachschwingen. Damit das nicht passiert: Machen Sie auf jeden Fall eine Probefahrt mit dem Pedelec Ihrer Wahl, am besten mit Ihrem üblichen Gepäck. So erfahren Sie vor dem Kauf am besten, ob das Rad zu Ihnen passt und stabil genug fährt. (td)

Die Ergebnisse von Stiftung Warentest

Testsieger: Das beste Rad im Test ist das Flyer B 8.1 für 3300 Euro. Laut Warentestern fährt kein anderes besser oder bietet bessere Handhabung. Knapp dahinter: Victoria E-Manufaktur 7.9 für 2700 Euro, allerdings mit dem geringsten zulässigen Gesamtgewicht. Das günstigste gute (2,2) Pedelec des Tests ist Decathlon Riverside City Nexus für 1800 Euro. Mit der gleichen Gesamtnote fährt auch Raleigh Dover Impulse 8 HS für 2400 Euro und bietet eine vergleichsweise hohe Reichweite.

Durchgefallen: Fünf Modelle fallen im Test durch: Sie erhielten alle im Prüfpunkt "Sicherheit und Haltbarkeit" - und damit auch im Gesamturteil - ein "Mangelhaft": Pegasus Premio E 8 F , Stevens E-Courier Forma , Aldi (Nord)/Hansa Alu-City-Elektrorad ,Fischer Alu-Elektro-Citybike ECU 1603 und Kettler Traveller E Tour FL.

Ergebnisse aus dem Heft "test" der Stiftung Warentest, Ausgabe Juli 2016

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