Ungewöhnliche HaustiereFrettchen brauchen tolerante Halter

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Für ein junges Frettchen vom Züchter müssen Halter 200 Euro einkalkulieren.

Köln – Sie lieben Knisterfolie, zerknülltes Zeitungspapier, Blumentöpfe und Röhrentunnel - und machen die ganze Wohnung unsicher: Frettchen sind wuselig und nichts für schwache Nerven. "Man muss schon ganz schön Abstriche machen", sagt Gisela Henke. Die zigfache Frettchenmama und Tierärztin schreckt das nicht ab. Dafür sind die Tiere einfach zu liebenswürdig.

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Gisela Henke ist Tierärztin und hält selbst Frettchen. Die Mardertiere sind sehr verspielt und liebevoll, findet sie.

Am Anfang stehen aber zunächst die Anschaffungskosten - und die sind nicht ohne. Für ein Jungtier vom Züchter sollte man bis zu 200 Euro einkalkulieren. Dazu kommen zwei Impfungen für je rund 30 Euro und nach einem Dreivierteljahr die Kastration für rund 120 Euro. Einen geräumigen Käfig kann man selbst bauen. "Eigentlich sind Frettchen keine Käfigtiere. Da sollten sie nur nachts rein, denn sie haben einen starken Bewegungsdrang", sagt Henke.

Und der muss täglich befriedigt werden. "Man muss ihnen ein superabwechslungsreiches Gehege zur Verfügung stellen und die Wohnung frettchensicher machen", sagt Daniela Rickert von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). Frettchen brauchen verschiedene attraktive Schlafplätze, Höhlen, Röhren, Hängematten, Äste, Wurzeln, Knisterpapier und Folie. Außerdem spielen sie gerne in Kartons mit zerknülltem Zeitungspapier sowie mit Hunde- und Katzenspielzeug. Auch Kisten zum Buddeln in Erde, Sand und Kies sind angesagt - und mindestens ein Frettchen als Partner.

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Frettchen sind neugierig und lieben Spielzeug: Das kann von Höhlen oder Röhren bis hin zu Knisterfolie alles sein.

Auch die gemeinsame Haltung mit anderen Tieren wie Hunden oder Katzen ist möglich - allerdings nur unter entsprechender Aufsicht und Gewöhnung. "Pflanzenfresser wie Kaninchen und Meerschweinchen sind dagegen ihre Beutetiere und somit völlig ungeeignet", sagt Kleintierarzt Thomas Göbel.

Ins Gehege gehören mindestens zwei Katzenklos. "Frettchen werden aber nie zu 100 Prozent stubenrein", warnt Rickert. Die Wohnung muss auf jeden Fall niet- und nagelfest sein. Denn anders als eine Katze stellen Frettchen sonst viel Unfug an. "Alles Gummiartige wird gnadenlos verschleppt und kommt ins Geheimversteck zusammen mit dem Futter", so Rickert. Deshalb sei es wichtig zu wissen, wo die Verstecke des Frettchens sind. "Die muss man regelmäßig ausräumen, sonst hat man schnell mehr Tiere - in Form von Ungeziefer."

Außerdem sollten Halter Blumentöpfe mit großen Steinen auf der Erde sichern, damit die extrem lebendigen Frettchen sie nicht ausgraben. "Die kommen beinahe überall rein, rauf und drunter", warnt Henke. Vorsichtig sein müssen Halter auch mit herumliegenden Elektrokabeln und Reinigungsmitteln, die für die Frettchen tödlich sein können: "Alles bis auf Kniehöhe sollte man sichern", rät Rickert. Um den Bewegungsdrang der Tiere zu befriedigen, kann man sie auch an der Leine und mit einem speziellen ausbruchsicheren Geschirr Gassi führen.

Täglich muss der Halter seinen Frettchen mindestens zwei Stunden widmen. Dazu gehört, dass man bis zu fünfmal am Tag die Katzenklos säubert. Ihr Fell pflegen die Frettchen selbst, aber die Krallen müssen geschnitten werden. Auch das Füttern braucht Zeit. Frettchen sind Raubtiere und ernähren sich in erster Linie von Fleisch, beispielsweise Kaninchen, Rind und Fisch sowie tote ganze Futtertiere wie Eintagsküken, Mäuse und Ratten. Im Supermarkt bekommt man Hühnerinnereien und Gulasch. Dazu kommt Trockenfutter und eine standfeste Trinkschale mit Wasser. (dpa)

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