Hummus-Liebe statt Heimat-Liebe„Die Partei“ unterwandert zahlreiche AfD-Gruppen

Lesezeit 2 Minuten
Die Partei

Ein Gruppenfoto der „Partei“: Wolfgang Wendland (l-r), Shahak Shapira, erdar Somuncu,  Martin Sonneborn,  Natascha, und  Mark Benecke

Berlin – Drei Wochen vor der Bundestagswahl hat die Spaßpartei des früheren „Titanic“-Chefredakteurs Martin Sonneborn mehrere geschlossene Facebook-Gruppen aus dem Umfeld der AfD infiltriert. „Die Partei“ habe die Kontrolle über 31 AfD-Gruppen mit insgesamt rund 180 000 Mitgliedern, teilten die Satiriker mit. Alle Gruppen seien von einem AfD-Mitglied aus Bad Dürkheim administriert und von einem AfD-Mitglied aus Speyer moderiert worden.

Den Initiatoren sei es gelungen, gutgläubige AfD-Mitglieder davon zu überzeugen, sich als Administratoren und Moderatoren zu engagieren, erklärte Jan Bollinger, Pressesprecher der Alternative für Deutschland (AfD) Rheinland-Pfalz, am Montag. „Die AfD als Partei hat mit diesen Gruppen nichts zu tun.“ Die Bundespartei habe nach Hinweisen von Mitgliedern die Löschung der Gruppen bei Facebook beantragt, „was aber leider nicht geschah“.

Am Sonntag war auf den Seiten der betroffen Facebook-Gruppen ein Post aufgetaucht: Dazu hieß es: „Diese Gruppe steht ab sofort unter der Kontrolle der sehr guten Partei Die PARTEI. Es folgt eine Botschaft von Ihrem Reichspropagandaleiter“. In dem dazugehörigen Video erklärte Satiriker Shahak Shapira: „Mein Team und ich haben die Gruppen vor elf Monaten infiltriert, nun übernehmen wir die Macht.“

Die vormals geschlossenen Gruppen wurden in offene Gruppen umgewandelt und unbenannt. So wurde aus der Gruppe „Heimat-Liebe“ die „Hummus-Liebe“ oder aus der „Gauland-Fangruppe“ die „Boateng-Fangruppe“.

Bollinger betonte, die Gruppen seien keine AfD-Gruppen, sondern von Außenstehenden gegründet worden. Viele AfD-Mitglieder seien den Gruppen einfach hinzugefügt worden. Die AfD-Bundespartei bestätigte, dass sich Unterstützer und einzelne Mitglieder der AfD in den geschlossenen Gruppen ausgetauscht hatten. „So ein alberner Scherz, das ist der Stil, den man von „Der Partei“ kennt“, sagte AfD-Sprecher Christian Lüth.

Einschleusen mit Fake Accounts

Aber wie konnte die Unterwanderung der Konten gelingen? Shapira und sein Team konnten sich nach eigenen Angaben mit Hilfe von Fake Accounts in die Szene einschleusen. „Durch Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen haben wir dann das Vertrauen der Gruppen-Administratoren gewonnen“, erklärt er. Als sie dann selbst Admin-Aufgaben übernommen hätten, „haben wir die Gruppen etwas aufgehübscht, umgewandelt und öffentlich gemacht“, sagte der 29-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

Die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel sagte, bei der Gründung einiger AfD-Gruppen seien Fake Profile im Spiel gewesen. Die Aktion der „Partei“ sei eine „witzige Idee, aber der Schuss, der geht so ziemlich nach hinten los“, sagte sie in Berlin.

Shapira betonte, dass bei allem Spaß ein sehr ernsthafter Ansatz hinter der Aktion stecke. „Alles, was ich mache, hat eine gewisse Portion an Humor, aber das hier ist sicher nicht nur ein Witz.“ (dpa)

Rundschau abonnieren