Terror in ParisDas „Kitch“ hat zu - Pariser Partymeile im Ausnahmezustand

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Ein Geschäft im 10. Arrondissements in Paris hat am Sonntag geschlossen.

Ein Geschäft im 10. Arrondissements in Paris hat am Sonntag geschlossen.

Paris – Das „Kitch“ hat zu. Samstagabend. Die kleine Pariser Kult-Bar markiert den Anfang der Rue Oberkampf im Osten der französischen Hauptstadt. Die Straße ist sowas wie die Partymeile von Paris. Vergleichbar vielleicht mit der Simon-Dach-Straße in Berlin Friedrichshain, dem Münchner Glockenbachviertel, der Karl-Liebknecht-Straße in Leipzig oder Kölns Zülpicher Straße.

Der hier in Paris an Wochenenden sonst übliche Ausnahmezustand in Form einer Mischung aus Alkohol, exzessiven Partys und vielen jungen Leuten hat sich in dieser Nacht nach den jüngsten Terroranschlägen in angespannte Ruhe verwandelt. Viele Bars, Restaurants und Clubs an der Rue Oberkampf bleiben an diesem Samstagabend einfach zu.

Die Straße verläuft mitten durch das beliebte elfte Arrondissement der Stadt. Kaum einer der jüngsten Anschlagsorte ist weiter als ein paar Blocks von hier entfernt. Ein Besuch in einer der betroffenen Bars gehörte für viele trendige Besucher des Viertels zum Standardprogramm der hier sonst so fröhlichen Wochenenden.

Rue Oberkampf abgesperrt

Bei beliebten Konzerten im „Bataclan“ reicht die Schlange der Besucher mit einem der rund 1500 Tickets manchmal bis zum „Kitch“. Am Freitagabend war das Konzert der US-Band Eagles of Death Metal ausverkauft. Beim Anschlag auf das „Bataclan“ starben die meisten der mindestens 129 Opfer.

Die Rue Oberkampf ist hier heute abgesperrt. Es sind keine 60 Meter von der Kreuzung bis zum „Bataclan“. Viele Menschen kommen jetzt vorbei, um ihre Trauer zu verarbeiten. Sie legen Blumen an den Absperrungen nieder. Unzählige Kerzen brennen. Auch vor dem „Le Petit Cambodge“ oder dem „Café Carillon“, dem „Café Bonne Bière“ oder gegenüber am „Casa Nostra“. Die Namen der Bars und Restaurants stehen seit dem Wochenende auch für Anschläge von Islamisten, Terror und Tod.

Nur aus wenigen der umliegenden Kneipen ist die sonst hier so allgegenwärtige lärmende Musik zu hören. Wo sich meist Menschentrauben vor dem „l'Éventail“ am Boulevard Voltaire in Sichtweite des „Bataclan“ drängen, stehen heute kaum 30 Menschen in lockeren Grüppchen, um zu rauchen und zu reden. Von drinnen klingt ein gemeinsam gesungenes Lied auf die Straße. Irgendwas fröhliches. „Das interessiert die nicht“, sagte eine Frau in den Fünfzigern. Ihr Begleiter zeigt über Blumenmeer und Kerzen Richtung „Bataclan“. Dort ist er, der Ort des Schreckens. Die beiden schweigen.

An der Absperrung auf der anderen Seite der Straße stehen am Samstagabend auch sehr prominente Trauernde. Frontmann Bono sowie seine Partner David Howell Evans und Adam Clayton von der Rockband U2 blicken ähnlich fassungslos wie die unbekannteren Umstehenden auf die Szenerie. Die Band hatte ihr an diesem Abend geplantes Konzert in Paris abgesagt: „Wir sind am Boden zerstört angesichts der Toten beim Eagles-of-Death-Metal-Konzert.“ (dpa)

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