Am 1. Juli nimmt Europa Abschied von Helmut Kohl. Europäischer Staatsakt in Straßburg, Totenmesse in Speyer, militärisches Abschiedszeremoniell: Der am 16. Juni verstorbene Altkanzler wird auf breiter Ebene gewürdigt.

Wann findet was statt?

Insgesamt dauern die Trauerfeierlichkeiten samt Transportwegen knapp zehn Stunden:

• Der Europäische Trauerakt in Straßburg am 1. Juli soll von 11 Uhr bis 13 Uhr statt finden.
• Anschließend ist in Kohls Heimatstadt Ludwigshafen ein Konvoi mit dem Sarg geplant. 
• Nach dem Konvoi werden die die sterblichen Überreste des früheren Kanzlers ins rund 20 Kilometer entfernte Speyer gebracht, wo um 18 Uhr im Dom die Totenmesse stattfindet. Die wird nach Angaben des Bistums eineinhalb Stunden dauern. 
• Gegen 19.45 Uhr folgt dann auf dem Domvorplatz ein militärisches Abschiedszeremoniell der Bundeswehr, das sogenannte Große militärische Ehrengeleit.  
• Die eigentliche Beisetzung auf dem Friedhof des Domkapitels in Speyer am Abend um etwa 20.45 Uhr ist nur für den engeren Familien- und Freundeskreis vorgesehen.

Wer nimmt teil?

Anlässlich des Trauerakts kommen zahlreiche Politiker nach Straßburg. Zu den bekanntesten zählt sicher der frühere US-Präsident Bill Clinton. Auch  der frühere spanische Ministerpräsident Felipe González soll anwesend sein. Beide waren politische Weggefährten Kohls.

Kanzlerin Angela Merkel, EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron werden voraussichtlich Reden halten.

Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow kommt aus Gesundheitsgründen nicht zum Trauerakt für Altkanzler Helmut Kohl. Gorbatschow gilt wie auch Kohl als einer der Väter der deutschen Einheit. Er war Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, als die Berliner Mauer fiel.

Dafür wird der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew in Straßburg erwartet. Auch er soll eine Rede halten, um die besondere Rolle der damaligen Sowjetunion bei der Wiedervereinigung Deutschlands zu würdigen. Zugleich wird auch der ukrainische Präsident Petro Poroschenko nach Straßburg kommen. 

Während des Requiems im Dom zu Speyer um 18 Uhr sind ausschließlich geladene Gäste zugelassen.

Wie kommt der Sarg von A nach B?

Der Sarg mit Kohls Leichnam wird am Tag der Beisetzung Hunderte Kilometer zurücklegen – in der Luft, auf dem Land und auf dem Wasser. 

Nach dem europäischen Staatsakt in Straßburg bringt ein Hubschrauber den Sarg um 14 Uhr nach Ludwigshafen zum geplanten Konvoi durch die Stadt. 

Das Schiff MS Mainz soll dann am Nachmittag die sterblichen Überreste des früheren Kanzlers auf dem Rhein ins rund 20 Kilometer entfernte Speyer bringen.

Warum gibt es einen europäischen und keinen deutschen Staatsakt?

Ein europäischer Staatsakt für den „Kanzler der Einheit“: Zum ersten Mal in der Geschichte der EU findet ein solcher Trauerakt statt. Auf Wunsch der Witwe Helmut Kohls, Maike Kohl-Richter, wird es auch danach lediglich ein „staatliches Trauerzeremoniell“ und keinen deutschen Staatsakt geben. Helmut Kohl selbst habe es so gewollt.

Die „Bild“-Zeitung zitiert einen Vertrauten Kohls mit den Worten, es sei dessen Wunsch gewesen, „als deutscher Europäer und europäischer Deutscher seinen letzten Weg“ zu machen.

Wo sind die Trauerfeierlichkeiten zu sehen?

Die Trauerfeierlichkeiten für Helmut Kohl überträgt das Erste live. Am Samstag bietet die ARD ab 17.10 Uhr den Zuschauern damit die Möglichkeit, das Requiem im Speyerer Dom und das anschließende militärische Zeremoniell in voller Länge zu verfolgen. Außerdem blickt die Sendung auf den europäischen Trauerakt in Straßburg am selben Tag zurück.

Im südlichen Domgarten in Speyer wird das Programm übertragen. Dort gibt es nach Angaben des Bistums rund 3000 Stehplätze für Interessierte.

Warum wird Kohl in Speyer beerdigt?

Dass Altkanzler Kohl in Speyer und nicht im Familiengrab in Ludwigshafen beerdigt werden soll, hat viele überrascht. Im Familiengrab liegt auch Kohl erste Ehefrau Hannelore. Es soll Kohl Wunsch gewesen sein, in Speyer und nicht in Ludwigshafen die letzte Ruhe zu finden.

Die Wahl des Ortes hat Symbolkraft. Zwar liegt Kohls Grab nicht in der Nähe des Domes, dem er sich besonders verbunden fühlte. Aber eine Verbindung zu der fast 1000 Jahre alten Kathedrale gibt es trotzdem. 

Kohl wird auf dem Friedhof des Domkapitels beigesetzt. Hier liegen Männer, die mit der Verwaltung der Kathedrale oder dem Gottesdienst zu tun hatten. Die Grabsteine der zuletzt gestorbenen Geistlichen sind nur wenige Meter von Kohls letzter Ruhestätte entfernt, die direkt an den Park grenzt.

Damit Kohls Grab auf dem Gelände Platz findet, wurden einige Büsche und Teile eines Zauns entfernt, der den Friedhof vom Adenauer-Park abgrenzt. Auch drei Gedenksteine seien versetzt worden, berichtet der Sprecher des Bistums Speyer. „Man muss es als Ehrengrab betrachten“, sagt Stadtsprecher Matthias Nowack.

Was ist mit der Familie Kohls?

Die Vorbereitungen der Trauerzeremonien werden überschattet von heftigen Streitigkeiten zwischen der Witwe Maike Kohl-Richter und Kohls Sohn Walter. Ihr Verhältnis gilt seit langem als angespannt. 

Der ältere Sohn von Ex-Kanzler Helmut Kohl kritisiert die Pläne für die Trauerzeremonien und das Begräbnis seines Vaters. „Ich finde die bisherige Entwicklung unwürdig, für meinen Vater, für Deutschland und für Europa“, sagte Walter Kohl der „Zeit“. An der geplanten Beisetzung in Speyer werde er nicht teilnehmen, „auch um jeden Eindruck zu vermeiden, ich würde dies gutheißen“.

Zur Begründung sagte der Kohl-Sohn, es sei eine falsche Entscheidung, dass sein Vater nicht im Familiengrab beerdigt werde. „Mit der Entscheidung für ein Begräbnis in Speyer soll sein politisches Lebenswerk von seiner Frau Hannelore getrennt werden“, beklagte er.  „Er selbst hat immer betont, dass sein Lebenswerk ohne seine Frau Hannelore nicht möglich gewesen wäre.“ Deshalb fände Walter Kohl es richtig, wenn sein Vater an ihrer Seite im Familiengrab seine letzte Ruhe fände.

Der Kohl-Sohn würde sich außerdem einen Staatsakt am Brandenburger Tor wünschen. (dpa, rm)