„Gamechanger für die Gesundheit“Warum wir am besten jeden Tag Fahrrad fahren sollten

Lesezeit 3 Minuten
Radfahrer fahren in der Morgensonne am Rhein entlang

Traumhaft schön: Mit dem Fahrrad in der Morgensonne am Kölner Rheinufer entlangfahren.

Die meisten von uns sollten sich mehr bewegen. Wie das sehr leicht im Alltag geht, erklärt unser Medizin-Kolumnist und empfiehlt das Fahrrad.  

Der vergangene Mittwoch war eine schlechte Werbung: Kaum war ich auf das Rad gestiegen, begann der Regen. Kaum stieg ich am Ziel wieder ab, brach die Sonne durch. Die gut neun Kilometer dazwischen reichten aus, um von der Hüfte bis zu den Füßen nass zu werden. Andererseits: Wenn man nach den ersten zwei, drei Kilometern wirklich nass ist, ist es eh egal. Mehr nass als nass geht nicht.

Magnus Heier

Magnus Heier

ist Autor und Neurologe und schreibt die wöchentliche Medizinkolumne „Aus der Praxis“.

mehr

Radfahren ist ein ziemlich guter Sport für den Alltag. Weil man ihn in den Beruf integrieren kann. Ich fahre täglich (mit Ausnahmen) in die Praxis und zurück. Zusammen etwa 19 Kilometer, je nach Strecke. Nach ein, zwei Wochen wird das Radfahren zur Gewohnheit. Man denkt morgens nicht mehr darüber nach, dass das Auto bequemer wäre, und schneller natürlich sowieso. Das Gute daran: Es geht nicht um die seltene Radtour am Wochenende, wenn es zeitlich mal passt. Es geht um die tägliche kurze Strecke. Es geht um den Alltag. Es geht um viel Bewegung, verteilt auf viele Tage. Der ehemalige Leichtathlet und Arzt Thomas Wessinghage hat es in einem gemeinsamen Interview sinngemäß so gesagt: Besser täglich ein bisschen Bewegung, als am Wochenende einmal viel. Besser in Scheiben, als am Stück.

Für viele ist Schwimmen der ideale Sport

Mit zunehmendem Alter wird bei sehr vielen Patienten der Bewegungsapparat anfälliger. Sie klagen über Schmerzen in der Hüfte, im Knie oder in den Achillessehnen. Plus in der Wirbelsäule, vor allem im unteren Drittel. Für viele dieser Menschen sind viele Sportarten gar nicht oder nur unter Schmerzen möglich. Joggen? Keine Chance! Leichtathletik auf dem Sportplatz, etwa beim Sportabzeichen? Schon gar nicht! Für viele ist Schwimmen der ideale Sport. Das Wasser trägt das Eigengewicht des Körpers, Gelenke und Wirbelsäule werden geschont. Leider gibt es nicht überall in akzeptabler Entfernung ein Schwimmbad. Und viele Menschen können sich auch nicht täglich aufraffen.

Das ist mit dem Fahrrad schon einfacher. Es lässt sich erstens in das tägliche Leben leichter einbauen: Die Fahrt zum Arbeitsplatz, zum Einkaufen, zu Freunden lässt sich auf das Rad verlegen. Es ist eine Frage der Gewohnheit. Das Fahrrad ist zweitens für Menschen mit Schmerzen im Bewegungsapparat gut geeignet, denn auch hier müssen die Gelenke nur einen kleinen Teil des Körpergewichts tragen. Radfahren ist eine sehr gut dosierbare Sportart, langsamer oder schneller. Wer unsicher ist, kann den Puls mit einer Smartwatch kontrollieren und so vermeiden, in den „roten Bereich“ zu kommen. Diesen Bereich – abhängig von Alter und Gesundheit – kann der Hausarzt einschätzen.

Radfahren trainiert Herz und Kreislauf – aber auch die Bein- und Gesäßmuskeln

Ob elektrisch oder ausschließlich noch per Muskelkraft ist eine Glaubens- und Konditionsfrage. Natürlich ist die sportliche Herausforderung ohne Strom größer. Andererseits verführt das E-Bike zahlreiche Menschen, die sich eigentlich für völlig unsportlich halten, zum Radfahren. Und trampeln muss man auf diesen Bikes ja auch. Radfahren trainiert Herz und Kreislauf – aber auch die Bein- und Gesäßmuskeln. Ein „Gamechanger“ für die Gesundheit – einfach eine gute Idee.

Rundschau abonnieren