Schlaf-RatgeberWas wir gegen Alpträume tun können

Lesezeit 3 Minuten
Alpträume sind eigentlich nicht schlimm, doch auf Dauer können sie der Gesundheit schaden. (Bild: dpa)

Alpträume sind eigentlich nicht schlimm, doch auf Dauer können sie der Gesundheit schaden. (Bild: dpa)

Als Marie (Name geändert) alleine im dichten Laubwald spazieren geht, fühlt sie sich plötzlich verfolgt. Sie dreht sich um und sieht eine große schwarze Kreatur auf sich zu rennen. Die junge Frau flüchtet sich ins Gestrüpp, den knurrenden Verfolger im Nacken. Der fängt sie schließlich in einer Sackgasse.

„Bei dieser Szene wache ich immer auf. Das ist dann ein totaler Schock“, sagt die Studentin. Schon als Kind plagte sie dieser Alptraum regelmäßig. Maries Angst ist real, auch wenn der Traum nur eine Illusion ist: „Beim Aufwachen bin ich nervös und habe richtig Herzklopfen, oft weine ich auch.“ Studien belegen, dass etwa fünf Prozent der Bevölkerung unter chronischen Alpträumen leiden.

Ängste, aber auch Ekel, Wut oder Scham

„Typisch für Alpträume ist, dass sie mit starken negativen Gefühlen einher gehen“, sagt die Diplom-Psychologin Johanna Thünker von der Uni Düsseldorf. Meist sind es Ängste, aber auch Ekel, Wut oder Scham. „Diese Emotionen werden im Verlauf des Alptraums immer stärker, so dass man in der Regel dadurch aufwacht.“

Weil Betroffene Alpträume sehr intensiv erleben, können sie sich oft genau an die Inhalte erinnern. „Möglicherweise wollen Alpträume die Probleme des Träumers deutlich darstellen, damit er sich in der Realität dann auch um Lösungen für diese Probleme kümmert“, sagt Prof. Michael Schredl vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim.

Gehäuft sind Alpträume gesundheitsschädlich

In der Regel handeln Alpträume von existenziellen Gefahren. Man selbst oder eine nahestehende Person wird mit dem Tod bedroht, man wird verfolgt, verlassen, oder der eigene Selbstwert wird angegriffen, etwa weil man kläglich versagt. Nicht selten kommen auch bizarre Szenarien vor, in denen Betroffene beispielsweise im freien Fall in einen endlos tiefen Abgrund stürzen.

Wann treten Alpträume auf? Alpträume entstehen vor allem in der zweiten Nachthälfte, den sogenannten REM-Phasen. Diese können bis 45 Minuten dauern und sind durch schnelle Augenbewegungen gekennzeichnet. „Häufig treten Alpträume bei Menschen auf, die etwas Traumatisierendes erlebt haben oder die sich in einer belastenden und stressigen Lebenssituation befinden“, erläutert ergänzt Brigitte Holzinger, Leiterin des Instituts für Bewusstseins- und Traumforschung in Wien.

Wer ist häufig betroffen? Wissenschaftler vermuten, dass vor allem sensible und kreative Menschen gefährdet sind. Auch Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren haben häufiger Alpträume als andere Vergleichsgruppen. „Vermutlich liegt es daran, dass sie eine aufregende Entwicklungsphase durchmachen, in der sie ständig etwas Neues lernen.“

„Alpträume an sich sind nichts Schlimmes“, sagt Psychologe Schredl. Treten sie allerdings gehäuft auf, können sie gesundheitsschädlich werden.

Kriterien, wann man etwas gegen seine Alpträume unternehmen sollte und welche Maßnahmen und Therapien helfen können, haben wir hier zusammengetragen.

  • „Wenn man mindestens einmal die Woche in einem Zeitraum von etwa sechs Monaten Alpträume hat, ist das ein Anhaltspunkt für eine mögliche Alptraumstörung. Dann ist Handeln angesagt“, sagt Prof. Michael Schredl. Entscheidend ist der persönliche Leidensdruck.
  • „Obwohl sie müde sind, zögern einige Betroffene das Einschlafen hinaus, weil sie Angst vor ihren Alpträumen haben“, ergänzt Brigitte Holzinger. Ein verminderter Schlaf drückt aber wiederum auf die eigene Stimmung, die Konzentrations- und die Leistungsfähigkeit und kann langfristig zu Herzkreislauferkrankungen führen. Ein Teufelskreis.
  • Oft treten Alpträume in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen auf. Dennoch bilden sie ein eigenständiges Krankheitsbild, das auch von den Krankenkassen anerkannt ist.
  • Eine häufig angewandte Behandlungsmethode ist die
  • Der Patient schreibt die neue Traumfassung auf und stellt sie sich zwei Wochen lang mehrmals am Tag vor, damit sich die neue Denkweise auf den Alptraum überträgt. „Die IRT-Methode hat bisher die höchste Erfolgsrate“, sagt Alptraum-Experte Schredl. Zwar passiert es selten, dass Patienten die neue Traumversion tatsächlich im Detail träumen und sich daran erinnern können. Aber der ursprüngliche Alptraum tritt nur noch in abgeschwächter Form und nicht mehr so häufig auf.
  • Eine zeitintensivere Methode ist das sogenannte Klarträumen. „Beim Klarträumen weiß man, dass man träumt, und dass man im Traum frei handeln kann“, sagt Brigitte Holzinger. „Betroffene können also direkt im Traum ihr eigenes Alptraumgeschehen beeinflussen.“Durch verschiedene Techniken kann man das Klarträumen erlernen: Betroffene können sich etwa mehrmals am Tag fragen: 'Bin ich wach oder träume ich?' Durch häufige Wiederholungen werde die Frage zur Gewohnheit, so dass man sie sich schließlich auch im Alptraum stellen könne.

(dpa)

Rundschau abonnieren