20. Schumannfest eröffnetDas Programm war der Star des Abends

Lesezeit 2 Minuten

Bonn – Kurz nach der Wahl in Frankreich konnte der französische Generalkonsul Vincent Muller seine Freude über das Bekenntnis seiner Nation zu Europa bei der Begrüßung zum 20. Schumannfest in Endenich trotz aller gebotener Neutralität des Amtes nicht zurückhalten. Für Muller war es ein geschickter Bogen, um auf das Motto „Freude“ des kleinen, aber feinen Musikfestivals in Endenich hinzuweisen.

Die Eröffnung fand mit einem gehaltvollen deutsch-französischen Liederabend im eng bestuhlten Schumannhaus statt, was Markus Schuck, Initiator des Schumannfestes, veranlasste, den anwesenden Kulturdezernenten Martin Schumacher in seiner Begrüßung am Rande daran zu erinnern, dass er sich für die Zukunft einen Anbau wünsche. Schumacher gratulierte den Initiatoren aufs Herzlichste. Vor allem hob er jedoch die Tatsache hervor, dass die Durchführung des Festivals ehrenamtlich über die Bühne gehe.

Die jungen Sänger beindruckten

Dann ging es um die Kunst des Liedes, die nicht zuletzt Paulina Tukiainen, künstlerische Leiterin, erläuterte. Auf den ersten Blick gebe es im deutschen Kunstlied nicht unbedingt Freude, meinte die frisch gebackene Professorin für Liedbegleitung am Mozarteum immerhin mit einem Augenzwinkern. Das zusammengestellte Programm belehrte dann gern eines Besseren und entließ das Publikum mit beschwingten Auszügen aus den „Liebeslieder-Walzer“ op. 52 von Johannes Brahms.

Die jungen Sängerinnen und Sänger, zwei deutsche, zwei Franzosen, beeindruckten allesamt: Marie-Laure Garnier mit samtweichen Mezzo, Samantha Gaul, eine flexible Sopranistin, der wendige Tenor Theodore Browne und Bariton Jean-Christophe Lanièce. Ihnen gegenüber standen vier profilierte Liedbegleiterinnen, neben Paulina Tukiainen auch Anne Le Bozec, Flore Merlin sowie Rebeka Stojkoska.

Lieder von Olivier Messiaen waren eindrucksvoll

Der Star des Abends war jedoch das abwechslungsreiche Programm, das selbst eingefleischten Liedkennern in Teilen unbekannt gewesen sein dürfte. Schuberts heitere Vertonung von Schillers „Ode an die Freude“ (übrigens acht Jahre vor Beethoven) gehörte sicher nicht dazu. Maurice Ravel war mit „Le Cygne“, Hugo Wolf mit Mörike-Vertonungen, Anton Webern mit einem eindrucksvollen Gedicht von Hildegard Jone vertreten.

Eindrucksvolll waren die Lieder von Olivier Messiaen, „Le Collier“ und „Prière exaucée“, einem inbrünstig psalmodierenden Gesang. Hector Berlioz und Claude Debussy war mit Vertonungen von Théophile Gautier und Tristan L’Hermite vertreten. Die extravaganten Apollinaire-Vertonungen von Francis Poulenc waren hinreißend, nicht zu vergessen Robert Schumann mit seinen Versionen von „Er ist’s“ und dem biederen Kerner-Gedicht „Er und Sie“ und „Unterm Fenster“ von Robert Burns.

Rundschau abonnieren