BäderkonzeptBonn will drei Bäder schließen

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Das Melbbad – die Bonner  Bäderlandschaft steht vor einer Umstrukturierung.

Das Melbbad – die Bonner  Bäderlandschaft steht vor einer Umstrukturierung.

Bonn  – Zwei Bäder sanieren, drei schließen – so lässt sich das am Donnerstag vorgelegte Bäderkonzept der Stadtverwaltung kurz zusammenfassen. Es sieht nämlich vor, das Frankenbad in der Nordstadt als „Citybad“ zu erhalten und für 20 Millionen Euro mit Saunalandschaft und Kinderschwimmbecken aufzurüsten, in das Kurfürstenbad in Bad Godesberg 11 Millionen Euro zu investieren und es um ein Lehrschwimmbecken zu erweitern und die Sauna zu vergrößern. Das Hardtbergbad, das als einziges Bonner Bad über Frei- und Hallenschwimmbecken verfügt, soll 2017 geschlossen und vermarktet werden. Bis dahin, so der Plan von Sportdezernent Martin Schumacher und seinem Amtsleiter Martin Herkt, sollen Franken- und Kurfürstenbad renoviert sein. Das Konzept sieht weiterhin das Ende von Melbbad und Freibad Friesdorf („Friesi“) vor, die im kommenden Jahr gar nicht mehr öffnen sollen.

Für Neubau ist kein Geld da

Das Papier der Stadtverwaltung, das bei einer Fraktionsvorsitzendenbesprechung am Mittwochabend bereits für Kontroversen gesorgt haben soll, verabschiedet sich von wesentlichen Aussagen des erst im März vorgelegten Gutachtens der Unternehmensberaterin Kim Adam (Hamburg), die unter anderem den Abriss des Frankenbades und den Verkauf des Grundstücks sowie den Neubau eines Familienbades links- oder rechtsrheinisch vorgeschlagen hatte. Linksrheinisch fehle dafür ein städtisches Gelände, rechtsrheinisch sei ein Neubau perspektivisch in der Beueler Rheinaue möglich, dann aber würden das Hallenbad „Beueler Bütt“ und das Ennertbad die Pforten schließen, sagt Schumacher.

Das Konzept trägt im wesentlichen die Handschrift von Herkt, der erst 80 Tage im Amt ist und an seinem zweiten Arbeitstag gleich in die „Beueler Bütt“ gerufen wurde, weil dort die Garderobe zusammengestürzt war. „Seit 20 Jahren wird über ein Bäderkonzept geredet, es ist aber nie erstellt worden. Wir brauchen jetzt Entscheidungen“, drängt Herkt.

Während Gutachterin Adam mit einem Investitionsbedarf von 48 Millionen rechnet, um die Schwimmbäder auf Vordermann zu bringen und konkurrenzfähig gegenüber 79 Einrichtungen in der Region zu machen, sieht die mittelfristige Finanzplanung ab 2015 nur 31 Millionen Euro vor. „Daraus ergibt sich, dass weder der visionäre Vorschlag der Gutachterin zu einer echten Neuordnung der Bonner Bäderlandschaft noch der Erhalt sämtlicher Bäder möglich ist“, heißt es in der Beratungsvorlage für den Projektbeirat Bäder, der am 22. November tagt.

Nach einer Vorgabe des Rates sind bei den Bädern ab 2013 jährlich 750 000 Euro einzusparen; die sollen durch die Schließung von Melbbad – das vor zwei Jahren erst für 2,8 Millionen Euro aufgehübscht worden ist – und „Friesi“ erbracht werden.

Dickster Brocken auf der Sparliste ist das Hardtbergbad, das nach bisheriger Lesart gerade als Kombibad wirtschaftlich hätte betrieben werden können. Schumacher und Herkt rechnen aber nun das Gegenteil vor: Der Investitionsbedarf liege bei 15 Millionen Euro, der jährliche Zuschuss bei 1 Million Euro. Zudem sei es aufgrund seiner peripheren Lage „nur schwer erreichbar“ und schließlich seien die Nutzerzahlen auch nicht gerade Mut machend: Im Jahre 2011 seien in das Hallen- und Freibad insgesamt 124 048 Besucher gekommen, während die Tür des Frankenbads, das im Sommer drei Monate geschlossen war, 118 514 Badegäste passierten. Selbst der Klettergarten auf dem Hardtberg habe nicht für Andrang gesorgt. „Die Leute klettern einmal und gehen dann wieder“, hat Herkt erfahren. Er weiß, das er jetzt viele gute Argumente braucht, um sein Konzept durchzubringen: „Ich stelle mich der Diskussion“.

Der Amtsleiter hat dabei die Unterstützung on Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch: „Das Konzept war überfällig.“ Dessen Kernaussage laute: „Wir schließen dort, wo die wenigsten hingehen“. Nimptsch macht gleichzeitig deutlich, wer das Ende von Melbbad und „Friesi“ noch abwenden könne: „Der Ball liegt jetzt bei der Politik“. Der Stadtrat habe ja den 750 000-Euro-Sparbeschluss gefasst. Wenn er jetzt sage, „das wollen wir nicht mehr, wir schwimmen lieber auf Kosten unserer Enkel . . .“ zieht der OB die Schultern hoch, als deute er an, dass er den Auftrag des Rates erwarte, die Stadtverwaltung möge bitte nach anderen Sparmöglichkeiten suchen.

Eine Bürgerbeteiligung bei der Umsetzung des Bäderkonzepts sehen Nimptsch und Schumacher nicht vor, weil es keine Alternativen zu ihrem Vorschlag gäbe.

Reaktionen der Kommunalpolitik

Dem widerspricht die schwarz-grüne Koalition: „Kein Beschluss ohne Bürgerbeteiligung“, heißt es bei CDU und Grünen. Sie gehen davon aus, dass ein Hallenbad geschlossen werden müsse und „Friesi“ und Melbbad nur offen bleiben könnten, wenn die Fördervereine maßgebliche Unterstützungsbeiträge leisteten. Die SPD nennt Bäderschließungen „Ausdruck einer uninspirierten Haushaltspolitik“ und fordert eine Bäder GmbH, die den Betrieb übernehme. Die FDP will die Freibäder erhalten, die Bürger müssten mitreden dürfen. Die Linken halten die Schließungspläne für „nicht nachvollziehbar“.

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