Befürworter des Libertären ZentrumsAktivisten besetzen leerstehende Wohnungen in Bonn

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„Kein Schlaf ohne Libertäre Zentren“, liest man auf einem Abspanner in der Rathausgasse 6. Das „LZ“ will gegen weiteren Leerstand und möglichen Abriss der Gebäude im Viktoriaviertels kämpfen.

„Kein Schlaf ohne Libertäre Zentren“, liest man auf einem Abspanner in der Rathausgasse 6. Das „LZ“ will gegen weiteren Leerstand und möglichen Abriss der Gebäude im Viktoriaviertels kämpfen.

Bonn – Die Transparente flattern im Wind. Laut dröhnt Musik aus den Boxen, dazu tanzen die Besetzer ausgelassen.

Am Dienstag um 17 Uhr bezogen die Befürworter des Libertären Zentrums (LIZ) Stellung in den leerstehenden Wohnungen des Hauses an der Rathausgasse 6.

Sie fordern das sofortige Ende der Leerstandspolitik, wie sie ihrer Meinung nach die Signa Holding betreibt, um doch noch ein Einkaufszentrum im Viktoriaviertel realisieren zu können: „Wir würden hier gerne unser gefordertes LIZ sehen. Die restlichen Wohnungen ließen sich an Familien, Flüchtlinge und Studierende vermitteln“, erklärt Peter.

Rückhalt bei Händlern

Er ist der Pressesprecher der Aktivisten und hat am eigenen Leib erfahren, wie schwierig es für einen Studenten ist, im Zentrum bezahlbaren Wohnraum zu finden. Zudem wollen er und seine Mitstreiter kleine, einzigartige Geschäfte im Viertel erhalten. Der Rückhalt der Händler sei riesig, viele solidarisierten sich, da auch sie einen Abriss der jetzigen Häuser befürchteten, so Peter.

Mit dem LIZ wollen die Besetzer einen Ort schaffen, an dem sich Menschen auf Augenhöhe ohne finanziellen Hintergrund begegnen können. Ähnlich wie in der Kultkneipe Blow up, deren Pachtvertrag mit der Signa Holding am 30. Juni ausläuft und nicht verlängert werden soll .

Konflikt mit Interessen der Signa Holding

Peter sieht einen Konflikt zwischen den Interessen der Bonner und den langfristigen Interessen der Signa Holding: „Wir setzen uns zur Wehr, denn wir sehen, dass das Bürgerbegehren ausgebootet werden soll. Da springt unser Gerechtigkeitssinn im Dreieck“, sagt der 24-Jährige.

Blow-up-Geschäftsführer Daniel Christel hat eine eigene Sicht auf die Aktion: „Mit der Form kann ich mich nicht identifizieren, aber mit den Inhalten.“ Die Besetzer lassen es ruhig angehen. Peter steht im Austausch mit der Polizei, die sich mit zahlreichen Bereitschaftskräften rund um das Viertel positioniert haben.

Laut Polizeipressestelle hat eine Privatperson eine spontane Demonstration von 5.30 bis 18 Uhr angemeldet, darum sind die Beamten vor Ort. Sie lassen die Aktivisten im Dunkeln, wann und ob sie überhaupt einen Räumungsbefehl umsetzen. Just in diesem Moment ziehen einige Polizisten vorbei, Peter gibt die Info mit dem Walkie-Talkie weiter. Sie sind auf der Hut, wollen nicht überrascht werden. Darum bleiben auch mindestens 15 LIZ-Befürworter über Nacht vor Ort.

Positive Rückmeldungen von Passanten

Mit Passanten und Interessierten kommen sie immer wieder ins Gespräch und sammeln überwiegend positive Rückmeldungen: „Wir haben der Signa Holding unsere Absichten per E-Mail geschickt und eine Kontaktanfrage gestellt. Sie ist allerdings bislang nicht beantwortet worden“, sagt Peter verwundert.

Das liegt daran, dass dort bislang auch keine elektronische Post eingegangen ist, so die Holding auf Redaktions-Anfrage. Zur weiteren Vorgehensweise mochte sich das Unternehmen nicht äußern.

Die LIZ-Kampagne kooperiert mit dem Verein „Viva Viktoria!“, bezeichnet sich politisch aber als „weit linksaußen“. Aggressionen liegen den Mitgliedern fern: „Wir wollen unsere Absichten und Inhalte ohne Gewalt vertreten. Die Besetzung wird solange aufrechterhalten, bis es einen Kontakt mit der Signa Holding gibt“, verspricht Peter.

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