Comic-KünstlerCharakter entsteht beim Zeichnen

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Bei der Arbeit: Im eigenen Atelier fertigt Özi seine Entwürfe an. (Fotos: Homey)

Bei der Arbeit: Im eigenen Atelier fertigt Özi seine Entwürfe an. (Fotos: Homey)

Bonn – Irgendwann kommt der Punkt, an denen Kinder aufhören zu zeichnen. „Özi“ kennt die Gründe dafür nicht, aber er hat damals einfach weitergemacht. Mit 17 Jahren beschloss der Comiczeichner, der heute in Beuel am Konrad-Adenauer-Platz sein Atelier hat, das Erschaffen von Bildern zu seinem Beruf zu machen.

Aus der niederrheinischen Stadt Goch ging er zunächst nach Brüssel an die Kunsthochschule, aber nach anderthalb Jahren brach er ab, weil es nicht seine Welt war. Ihm fiel in Belgien die Decke auf den Kopf, also überlegte er, wo er hinkann. „Ich war mal für einen Nachmittag in Bonn. Das hat mir gefallen.“ Also zog er wieder an den Rhein, „den Entschluss habe ich nie bereut“. Mehr als zehn Jahre liegt das zurück.

Die Auftragsbücher sind derzeit voll, so dass der Traum vom eigenen Romancomic aus Zeitgründen bislang unerfüllt blieb. Alleine acht Figuren hat der 36-Jährige in den vergangenen Monaten erdacht. Das bei Bonnern wohl bekannteste Maskottchen aus Özis Feder dürften die Klimabotschafter Bonni und Bo sein, die seit zwei Jahren Hunderte Schüler darüber aufklären, was sie Gutes für die Umwelt tun können. Ein etwas vertrottelter Löwe (Bonni), der immer zum Schluss kommt: „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.“ Und ein Eisbär (Bo), der ihn ins Bild setzt. Ziel der Stiftung Bonner Klimabotschafter als Initiator ist es, dass jedes Schulkind in Bonn die Klimabotschafter kennenlernt, an einer internationalen Ausgabe für Bonns Partnerstädte wird gearbeitet. Von den Eltern, sagt Özi, gebe es „genervtes, aber positives Feedback“.

Zu Comics hatte der Zeichner schon einen Bezug, bevor er überhaupt lesen konnte. Die Geschichten von Asterix und Obelix standen daheim im Schrank und auch wenn er die Sprechblasen noch nicht entziffern konnte, „so verstand ich doch die Zeichnungen“. Menschen haben einen direkten Zugang zu Bildern, Kinder sowieso.

Özi beschreibt eine ihm bekannte, Tausende Jahre alte Höhlenzeichnung, die mehrere Tiere nebeneinander zeigt: „Forscher spekulieren, dass der, der das schuf, das Bild des Tieres verbessern wollte, aber ich glaube, es handelt sich um eine Sequenz.“

Man nehme zwei Bilder, die nichts miteinander zu tun haben, der menschliche Geist wird eine Geschichte dazu erfinden. Aus diesem Schluss folgert Özi, der in Wirklichkeit Sebastian Jenal heißt, dass jeder Comics zeichnen kann. In Brasilien hat der Weltenbummler, der mehrere Sprachen spricht, Workshops für das Goethe-Institut geleitet. Schülern zeigt er, dass sich nur mit Farben die Geschichte vom Froschkönig erzählen lässt. „Das Faszinierende an diesem Medium ist, dass es auf simpler Basis funktioniert.“

Seine Charakteren entwirft Özi während des Zeichnens: Für die Tropenwaldstiftung „Oro Verde“ kreierte er ein Äffchen, das noch keinen Namen trägt, für das LVR-Museum die „Jule“, mit der Kinder für die Ausstellungen des Museums begeistert werden sollen. Für den Überlebenskünstler Rüdiger Nehberg und dessen Menschenrechtsorganisation „Target“ illustrierte der Beueler ein mehrsprachiges Buch, das die weibliche Genitalverstümmelung als nicht mit dem Islam vereinbar darstellt. Seine Zeichnungen sind für die vielen Analphabeten in der islamischen Welt gedacht.

Der Comic in eigener Sache muss also noch warten, „obwohl schon Tausende Ideen da sind“.

www.oezicomix.com

www.comix-für-kids.de

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