Generalmusikdirektor Dirk KaftanIn Erwartung des neuen Musikchefs

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Noch in Graz, 2017 in Bonn? Die Findungskommission hat sich für Dirk Kaftan als neuen GMD ausgesprochen. (Foto: Cecilia Music Concept)

Noch in Graz, 2017 in Bonn? Die Findungskommission hat sich für Dirk Kaftan als neuen GMD ausgesprochen. (Foto: Cecilia Music Concept)

Bonn – Die Stadtverwaltung bestätigte am Freitag, dass der musikalische Leiter der Oper Graz und Chef des Grazer Philharmonischen Orchesters, Dirk Kaftan (Jahrgang 1971), in der Nachfolge von Stefan Blunier ab 2017 Generalmusikdirektor (GMD) in Bonn werden soll. Jedenfalls hat sich die Findungskommission einmütig für Kaftan ausgesprochen und die Kulturverwaltung wird den Ratsgremien diesen Personalvorschlag unterbreiten.

Die Reaktionen aus der Politik waren – salopp formuliert – „verhalten freundlich“. SPD-Fraktionschefin Bärbel Richter ist erstmal glücklich, dass die Querelen bei der ersten „Kandidaten-Runde“ im vergangenen Jahr vom Tisch sind. „Dieses Mal war das Beethoven Orchester bei der Suche fest eingebunden, und das war gut so.“ Zur Erinnerung: Im Frühjahr 2015 war das Orchester in der Findungskommission so gut wie nicht gehört worden und hatte dementsprechend scharfe Kritik am Verfahren erhoben, dem sich die Ratsparteien anschlossen. Also musste Kulturdezernent Martin Schumacher eine neue Findungskommission berufen.

Beethoven-Orchester soll vorrangig Sinfoniekonzerten präsentieren

Zur Person des GMD-Favoriten wollte sich die SPD-Politikerin nicht weiter äußern. Sie freut sich jedenfalls auf den kommenden Montag, wenn Dirk Kaftan sich den Kultursprechern der Ratsfraktionen persönlich vorstellen wird.

Ähnlich äußert sich auch der Bürger Bund Bonn (BBB). In einer Presseerklärung heißt es: „Die BBB-Fraktion begrüßt es, dass die monatelange Hängepartie für das Beethoven Orchester beendet ist. Wir erwarten vom neuen Generalmusikdirektor, dass sich das Beethoven Orchester künftig vorrangig mit Sinfoniekonzerten präsentiert und nicht dem Opernbetrieb untergeordnet wird. Wir lehnen nach wie vor die Fusionspläne des Kulturdezernenten strikt ab und wollen, dass das Beethoven Orchester nicht zu einem Opernorchester ,gestutzt’ wird. Das Orchester muss in seiner bisherigen positiven Entwicklung gestärkt werden und sollte – auch vor dem Hintergrund des anstehenden Beethovenjahres 2020 – künftig wieder verstärkt mit Konzertreihen glänzen. “

Der Bürgerbund berührt damit einen wunden Punkt in der Diskussion um die Ausrichtung von Theater Bonn und Beethoven Orchester. Die angesprochenen Fusionspläne stoßen nicht nur beim Bürgerbund auf heftige Kritik. Auch CDU-Kultursprecher Markus Schuck sieht darin ein erhebliche Herabstufung des Orchesters der Beethovenstadt Bonn. „Gott sei Dank hat sich Oberbürgermeister Ashok Sridharan im Kulturausschuss ganz klar für die Eigenständigkeit des Beethoven Orchesters ausgesprochen“, erklärte Schuck gegenüber unserer Zeitung.

Mögliche Kollision mit Besetzung der Operndirigate

Schaut man genauer auf die „musikalische Vita“ von Dirk Kaftan, wird deutlich, dass der Dirigent und Orchesterchef besonders im Opernfach tätig war und ist. Die Liste seiner Operndirigate ist lang und liest sich wie ein „Who’s who“ der Opernliteratur: Wagner („Fliegender Holländer“, „Walküre“, „Tannhäuser“, „Lohengrin“) – Verdi („Aida“, „Don Carlos“, „Rigoletto“, „La Traviata“) – Tschaikowsky („Eugen Onegin“) – Richard Strauss („Arabella“) , aber auch ein Strawinsky-Ballett („Le sacre du printemps“) findet sich in der Werkliste. Nicht umsonst nominierte ihn die Zeitschrift „Opernwelt“ mehrfach in der Rubrik „Dirigent des Jahres“. Gut möglich, dass sich Generalintendant Bernhard Helmich, der in der Findungskommission saß, deswegen für Dirk Kaftan ausgesprochen hat.

Demgegenüber fällt Dirk Kaftans „sinfonische Vita“ kürzer aus. Zwar wird er in Graz für seine musikpädagogischen Projekte gelobt und auch Beethovens sinfonisches Ouevre ist breit in seinem Komponisten-Repertoire vertreten, aber Dirk Kaftan ist doch mehr ein „Mann vom Opernfach“. Für eine Stellungnahme war Kaftan gestern nicht zu erreichen.

Es fällt auf, dass sich in der Spielzeit 2017/18 eine mögliche Kollision bei der Besetzung der Operndirigate ergeben könnte. Schließlich hat Theater Bonn im vergangenen Sommer Jacques Lacombe für zwei Spielzeiten (2016-18) als Chefdirigenten für die Oper Bonn verpflichtet. Michael Seeboth, Pressesprecher von Theater Bonn, verneint eine Kollision: „Jacques Lacombe ist Chefdirigent und wird sich keinesfalls in die Kompetenzen eines Generalmusikdirektors einmischen“, erklärte Seeboth unserer Zeitung .

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