Podiumsdiskussion Königswinter„Wir müssen Donald Trump ernst nehmen“

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Nachdenken über Amerika: (v.l.) Dr. Norbert Röttgen, Lisa Neunkirchen, Dr. Andrew B. Denison und Antje Passenheim.

Nachdenken über Amerika: (v.l.) Dr. Norbert Röttgen, Lisa Neunkirchen, Dr. Andrew B. Denison und Antje Passenheim.

Königswinter – Als US-Präsident Donald Trump im November gewählt wurde, dachten viele noch, er würde seine Wahlversprechen nicht einlösen. Jetzt, zwei Wochen nach seinem Amtsantritt, hat sich die Welt bereits verändert. Am Mittwoch gab es eine Podiumsdiskussion zum Thema „Reset USA – Das Weiße Haus unter Präsident Donald Trump“ der CDU Königswinter in Zusammenarbeit mit der CJD-Schule. Der Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Norbert Röttgen, sprach mit dem Politologen Andrew Denison und der Schülervertreterin Lisa Neunkirchen über Sorgen und Erwartungen an die Amtszeit Trumps.

Journalistin Antje Passenheim (WDR 2) moderierte die Diskussion in der gut gefüllten Aula der Jugenddorf-Christophorusschule. Sie hat selbst mehrere Jahre in den USA gelebt und berichtete von einem „differenzierten Bild der Amerikaner“. Sie seien eben nicht wie wir, das hätten sie mit der Wahlentscheidung deutlich gezeigt.

Röttgen betonte, es gebe immer noch mehr Fragen als Antworten in Bezug auf Donald Trump und im Hinblick darauf, welche Bedeutung diese Entwicklungen für uns in Deutschland und in der Welt haben könnte. Röttgen analysierte auch die Inaugurationsrede Trumps für die Innen- und Außenpolitik der USA. Nach innen habe Trump deutlich gemacht, dass das bisherige politische System die Bürger betrogen und sich selbst bedient habe – mit ihm solle eine Art „Reinigungsakt“ vollzogen werden, nicht er wolle die Macht haben, sondern das Volk. „Er sieht sich als Personifizierung des Volkes“, erklärte Röttgen. Aus deutscher Sicht sei dies eindeutig Populismus und Antipluralismus. Auf der Ebene der amerikanischen Außenbeziehungen erkannte er ein neues US-zentrisches Weltbild, der Rest der Welt werde von Trump als Konkurrenz angesehen. Noch habe Trump seine Programmatik nicht in Politik umgesetzt: „Das würde das Ende der US-Nachkriegspolitik bedeuten und damit auch das Ende der Nachkriegsweltordnung“, betonte Röttgen. Dennoch seien die USA für Deutschland und Europa als Partner nicht ersetzbar, es gebe kein anderes Land mit vergleichbaren Kapital- und Potenzialressourcen. Man müsse für die Partnerschaft mit den USA weiter kämpfen.

Denison, der selbst aus den USA stammt und in Königswinter lebt, betonte, dass Präsidenten kommen und gehen, die Interessen des amerikanischen Volkes jedoch bleiben würden. Wenn Trump nicht fähig sei, diese Wünsche zu erkennen und zu erfüllen, würde er nicht lange Präsident bleiben. Außenpolitisch müsse man mit Deals arbeiten, beispielsweise mehr Firmen in den USA ansiedeln, um den Wirtschaftssinn Trumps zu befriedigen, oder mehr aus den USA importieren.

Schülerin Lisa Neunkirchen hingegen betonte, dass die jahrzehntelange Freundschaft zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten nicht von einer höchstens achtjährigen Amtszeit eines Präsidenten zerstört werden dürfe.

Aus den Reihen des Publikums wurden vor allem Fragen zum Umgang mit diesem neuen Präsidenten gestellt. Norbert Röttgen brachte es schließlich auf den Punkt: „Wir haben gelernt, dass wir ihn ernst nehmen müssen.“

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