Am Anfang stand die Rettung eines BaumesHeimatverein Meckenheim kämpft im Jubiläumsjahr um seine Existenz

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Die Plombierung zur Rettung der alten Kastanie an der Stephanuskapelle und die Bepflanzung des Grundstückes mit anderen Bäumen war 1974 die erste und noch heute sichtbare Aktion des Heimatvereins Meckenheim

Die Plombierung zur Rettung der alten Kastanie an der Stephanuskapelle und die Bepflanzung des Grundstückes mit anderen Bäumen war 1974 die erste und noch heute sichtbare Aktion des Heimatvereins Meckenheim

In seinem 50. Jahr kämpft der Heimatverein Meckenheim mangels Vorstandsmitgliedern um seine Existenz. Aber jetzt soll erst einmal gefeiert werden.

Am 12. September 1973 schrieb Manfred Schaefer einen Leserbrief auch an die Bonner Rundschau. Darin hieß es unter der Überschrift „Gedanken zur Verschönerung Meckenheims“ unter anderem: „Bei aller Liebe und subjektiven Voreingenommenheit eines alteingesessenen Meckenheimers kann ich nicht umhin festzustellen, dass mein Heimatort nicht gerade reich an Dingen ist, die den Reiz eines Städtchens auszumachen pflegen.“

Diese Zeilen lösten seinerzeit bei Verwaltung, Stadträten und Bürgern ein großes Echo aus und führten schon 14 Tage später zu einem Treffen im Hause von Hans Velten (†) von zehn Personen. Leo Bräutigam (†), Marianne und Hans Offermann (†), Willi Piel (†), Rita und Peter Ruland, Hiltrud und Manfred Schaefer, Hubert-Josef Spilles und Franz-Josef Weyer (†) gründeten am 26. September 1973 den gemeinnützigen Heimat- und Verschönerungsverein Meckenheim, heißt es in der Übersicht des Vereins zur Jubiläumsfeier. Der aus diesem Gründungskreis gewählte Vorstand habe sich mit der Vereinssatzung natürlich nicht nur auf die Altstadt beschränkt, sondern von Anfang an das gesamte Meckenheim mit seinen Ortsteilen im Blick gehabt, heißt es weiter. Und auch noch heute sei die Verschönerung der Stadt ein Thema des Heimatvereins.

Erste Aktion 1974 an der Stephanuskapelle

Die erste Aktion von 1974 ist heute noch zu sehen. Die alte Kastanie auf dem Stephansberg an der Stephanuskapelle wurde durch Verplomben gesichert. Ein großes Loch am Stamm wurde versiegelt, um das Naturdenkmal zu retten. „Sie steht heute noch und beginnt gerade wieder zu blühen“, berichtet Helga Quantius, im Verein für Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Am 25. April 1974, dem Tag des Baumes, wurden auf Initiative des Heimatvereins noch Bäume auf dem umliegenden Gelände gepflanzt und später Bänke aufgestellt.

Auch für das Glockenspiel setzte sich der Heimatverein ein.

Auch für das Glockenspiel setzte sich der Heimatverein ein.

In den folgenden 50 Jahren gab es noch viele „gegenständliche“ und heute sichtbare Aktionen, die vom oder mit Unterstützung des Heimatvereins realisiert wurden: etwa den Gedenkstein am Ort der ehemaligen Synagoge, den Nachbau eines römischen Aquäduktpfeilers in Lüftelberg, die Zeittafel auf dem alten Friedhof oder das restaurierte Fliegerkreuz an der Oberen Mühle.

Auch unzählige Spenden wurden gesammelt und damit Aktivitäten zur Verschönerung Meckenheims und seiner Ortsteile unterstützt: Unter anderem Geldspenden an die Bonner Werkstätten, als Hochwasserhilfe an den Verein „Pro Obere Mühle“ und die Schützenbruderschaft Meckenheim, finanzielle Unterstützung für die Skulptur Kinder und Amsel, für den Brunnen auf dem Merler Dorfplatz oder an die Lüftelberger Dorfgemeinschaft für das „Johann Adam Schall von Bell-Denkmal“.

Mails halten die Mitglieder beisammen

Aber auch Geselligkeit und Gemeinschaft wurden und werden gepflegt. Jedes Halbjahr gibt es ein Programm mit Wanderungen, Besichtigungen Ausstellungsbesuchen, Tagesbustouren, Theaterbesuche, Führungen und vielem mehr. Auch in der Corona-Zeit, in der keine Ausflüge und Zusammenkünfte möglich waren, hat man sich um die Mitglieder gekümmert: Quantius schrieb die Mitglieder wöchentlich per Mail an, schickte interessante Berichte, Bastelideen und Kochrezepte. Dem Verein war es wichtig, Kontakt zu halten, insbesondere zu alleinlebenden Mitgliedern. Personen, die kein Internet hatten, rief Quantius an – das ist auch nach Corona bis heute so. Das halbjährliche Vereinsprogramm wird bei Veranstaltungen verteilt, liegt aber auch in Geldinstituten und im Rathaus aus.

Und ich bin auch bereits 85 und kann das nicht mehr lange machen
Helga Quantius zum schrumpfenden Vorstand

Die von den Mitgliedern eigenständig ausgearbeiteten und angebotenen Aktionen erfreuen sich großer Beliebtheit. 2023 nahmen über 430 Personen teil. „72 Personen kommen regelmäßig mit, und wir haben auch schon 36 neue Mitglieder auf diesem Wege gewonnen“, freut sich Helga Quantius. Vor gut zehn Jahren hatte der Verein mehr als 300 Mitglieder, derzeit sind es 220. Nur fünf Mitglieder sind unter 60 Jahre alt, lediglich zwei davon zwischen 30 und 40. 189 Mitglieder dagegen sind über 70 Jahre alt, davon zwölf gar zwischen 90 und 100. „Insbesondere suchen wir einen Vorstand. Im Augenblick bestehen wir als Kernvorstand aus Schriftführer, Kassierer und meinem Öffentlichkeitsthema“, berichtet Quantius. „Und ich bin auch bereits 85 und kann das nicht mehr lange machen“, sagt sie weiter.

Die Corona-Zeit und akute Krankheiten verhinderten Mitgliederversammlungen und bei der ersten nach Corona im Juni 2022 schieden fünf Vorstandsmitglieder alters- und krankheitsbedingt aus. Seitdem führen Helga Quantius, Schriftführer Jörg Hild und Kassierer Erwin Stroth als gemeinsam Vertretungsberechtigte den Verein, bis ein neuer Vorstand gefunden ist. Wer Interesse hat oder Mitglied werden will: Auf der Website des Vereins finden sich Mitgliederantrag und Kontaktangaben. „Ich bin frohen Mutes“, sagt Quantius im Gespräch mit der Bonner Rundschau. Immerhin seien Kassierer und Schriftführer jünger. Alle freuten sich auf die 50-Jahr-Feier des Vereins am Samstag mit Ehrungen, Buffet und Musik.

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