Aufstallung in NRWTierschutzbeauftragter Franz Nuber kritisiert die Stallpflicht

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Die Volieren bleiben geschlossen: Auch Franz Nuber folgt der Stallpflicht für Geflügel, die Umweltminister Johannes Remmel am 20. Dezember ausgesprochen hat.

Die Volieren bleiben geschlossen: Auch Franz Nuber folgt der Stallpflicht für Geflügel, die Umweltminister Johannes Remmel am 20. Dezember ausgesprochen hat.

Rheinbach – Das prächtige Shamo-Huhn, auch Japanischer Kämpfer genannt, ist ganz dankbar für die Abwechselung, wenn Züchter Franz Nuber bei den Volieren am Ortsrand von Wormersdorf vorbeikommt und nach dem Rechten schaut. Nachdem das Landesministerium eine flächendeckende Aufstallung für alle Arten von Geflügel in Nordrhein-Westfalen angeordnet hatte, darf auch das Kampfhuhn nicht mehr auf die Wiese. Zum Groll des Besitzers: „Die Maßnahmen schießen über das Ziel hinaus“, sagt der ehrenamtliche Tierschutzbeauftragte der Rassezüchter. Stallpflicht, das bedeute immer auch Stress für die Tiere.

„Es handelt sich um Puteninfluenza“

Was Nuber am meisten ärgert: Es werde permanent über die Geflügelpest gesprochen; allein schon der Begriff mache ängstlich. Man habe es aber eigentlich mit der Puteninfluenza zu tun, die in der Fachliteratur H5N8 genannt werde. H1N1 sei die eigentliche Geflügelpest, die Anfang des vergangenen Jahrhunderts erstmals aufgetaucht sei und die viele Abkömmlinge habe.

Es habe sich in den vergangenen Jahren ein starkes Bewusstsein für hochwertig produzierte Lebensmittel bei den Verbrauchern ausgebildet, das den Interessen der Massentierhalter entgegen stehe, sagt Nuber. In deren Ställen müssten Puten rund um die Uhr fast auf einer Stelle stehen, Hühner hätten Zeit ihres kurzen Lebens Platz in der Größe eines Din-A-4-Blattes. Die Frage sei, was zum Beispiel das Futter für die Tiere enthalte, ob der Virus nicht darüber in die Ställe gelange. Große Teile würden aus Asien importiert. Nuber sieht den „Schwarzen Peter“ hier bei der Massentierhaltung, Leidtragende seien Bio- und Freilandbetriebe und Züchter. Ihm scheint die Theorie, die Seuche sei mit Wildvögeln hierher gelangt, „doch sehr vage“. Wie sollten Wildvögel daran Schuld sein, dass Tiere in den wie Hochsicherheitstrakte gesicherten Mastbetrieben infiziert werden?

Der Virus, der in Asien gefunden worden sei, stimme mit dem in Deutschland aufgetretenen relativ überein. Damit Wildvögel ihn bis hierher transportieren, müssten sie über Russland fliegen. Die einzigen, die diese Strecke schafften, seien aber Langstreckenflugzeuge, sagt Nuber.

„Je dichter die Tiere sitzen, desto höher ist der Infektions- und Seuchendruck“

Es hilft nun nichts, an die Aufstallungspflicht müssen sich die Kleinbetriebe halten. Man sollte nicht gegen die Amtsveterinäre arbeiten, rät Nuber, der jetzt tagtäglich am Telefon oder per Mail von Züchtern um Rat gebeten wird. Fragen wie „Muss ich jetzt meine Hühner abschaffen?“ oder „Was ist mit der Anleinpflicht für Hunde?“ häufen sich. „Alles Quatsch“, sagt Nuber. Den typischen weißen Einmal-Overall zieht er beim Gang an die Volieren übrigens auch nicht an: Es reiche, wenn man immer dieselben Gummistiefel und dieselbe Oberbekleidung trage.

Einige Ratschläge hat er für seine Halterkollegen noch parat: Im Stall sollten die Tiere unbedingt ausreichend Platz und Frischluft haben, Stroh oder Hobelspäne sollten eingestreut werden, damit sie scharren können. Das Spritzwasser sollte unter den Tränken nicht ins Stroh gelangen, sondern ablaufen können. Tipps gibt auch der Landesverband Rheinischer Rassegeflügelzüchter auf seiner Homepage.

„Je dichter die Tiere sitzen, desto höher ist der Infektions- und Seuchendruck“, sagt Nuber, der sich auf Physiotherapie für Großtiere spezialisiert. Die Stallpflicht sei damit sogar kontraproduktiv. Gegen die Aufstallungspflicht wolle man jetzt auch gerichtlich vorgehen. Laut Nuber werde von Verbänden und Privatpersonen eine Klage vorbereitet; es müsse noch geklärt werden, ob die sich gegen den Bund oder gegen das Friedrich-Loeffler-Institut, das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit mit Hauptsitz auf der Insel Riems, richtet. Die Kläger halten dessen Risikoeinschätzung für falsch. Laut der Forscher ist „die Verbreitung des aktuell zirkulierenden H5N8-Virus durch Zugvögel aufgrund geographischer, zeitlicher und detaillierter molekularbiologischer Analysen die wahrscheinlichste Eintragsursache“.

Auch wenn Franz Nuber diese Einschätzungen nicht teilt, bis Ende Januar muss sein japanischer Kampfhahn noch in der Voliere ausharren.

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