Stillstand in RheinbachSeit Monaten kein Handwerker auf der Pallotti-Baustelle

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Der Rohbau für „Das Pallotti“ ist eingerüstet, doch seit Monaten ist kein Handwerker zu sehen.

Der Rohbau für „Das Pallotti“ ist eingerüstet, doch seit Monaten ist kein Handwerker zu sehen.

„Das Pallotti“ steht seit Monaten im Rohbau verlassen im Zentrum von Rheinbach. Trotz der schwerfälligen Vermarktung soll es zu gegebener Zeit mit dem Zentrum für Gesundheit und Soziales weitergehen. Jetzt jedenfalls nicht.

Ein Abreibebrett liegt im Dreck, der Wind spielt mit der Plane, die für den Gerüstbauer von der Ahr wirbt. Doch seit Monaten ist auf der Baustelle an der Pallottistraße in Rheinbach, wo sich einst die Gärtnerei der Pallottiner befand, kein Handwerker gesehen worden. Die Miete für das Gerüst wird regelmäßig überwiesen. Ansonsten ist Stillstand angesagt, wo eigentlich Ende nächsten Jahres „Das Pallotti“ fertig sein soll, ein neues Zentrum mit Mietern aus dem Bereich Gesundheit und Soziales.

Wann es weitergeht, ist unklar

Warum schon so lange nicht gebaut wird, mag Wolfram Klein als Ansprechpartner für den Vertrieb beim Investor „Tecklenburg Bau“ eigentlich gar nicht in Worte fassen. „Miettechnisch“ und „bautechnisch“ seien die Probleme, lässt er sich ein. Immerhin ist er zuversichtlich, dass es weitergeht. Doch wann? Dazu könne er derzeit nichts sagen.

Dabei ist der Hintergrund gar kein Geheimnis: Das Projekt leidet – wie so viele – unter der Lage am Immobilienmarkt und der Zinsentwicklung. Denn wer, bitteschön, unterschreibt in der derzeitigen Wirtschaftslage einen langfristigen Mietvertrag? Sicher auch kein Apotheker. Für solch einen Nutzer müssten aber bautechnisch Vorkehrungen getroffen werden, die sich nur planen lassen, wenn der Mieter feststeht. So beißt sich die Katze gerade in den Schwanz.

Betroffen ist von all den Unwägbarkeiten, was als Projektbeschreibung noch auf der Seite des Projektentwicklers Weydeck zu lesen ist. Ein Kinder- und Jugendmedizinisches Zentrum ist dort beschrieben, mit Praxen für verschiedene Ärzte und Therapeuten für Kinder- und Jugendmedizin. Besagte Apotheke ist darin genannt und auch ein Mehrzweckraum mit Café.

Als „Jugendmedizinisches Zentrum“ ist das Vorhaben auf dem mehr als 2000 Quadratmeter großen Areal schließlich auch vom Stadtrat gebilligt worden. Das war im Sommer 2020, und da gehörte das Grundstück noch der Stadt. Argwöhnische Passanten wähnen bereits, dass sich hinter dem Zaun eine Bauruine etablieren könnte.

Investor bekräftigt Projektfortsetzung

Politische Gegner des Projekts, die vor allem mit dem zusätzlichen Verkehr an dieser Stelle der Innenstadt argumentierten, haben doppelt Grund zur Schadenfreude. Aktuell bekommen sie nicht, was sie nicht wollten, und der Verkehr ist gleich null. Aus Sicht des Investors besteht allerdings keine Veranlassung, an dem Projekt zu zweifeln. Er bekräftigt, dass er weiterhin das umsetzen will, was in seiner Projektbeschreibung im Internet zu lesen ist.

Die Bandbreite möglicher Mieter ist weit gefasst: „Dies können sowohl öffentliche und private Träger mit einem Betreuungsangebot, Praxen aus diversen medizinischen und therapeutischen Bereichen, damit zusammenhängende Dienstleister als auch Wohnraum-Mieter sein.“

Der erste Teil der Projektbeschreibung ist umgesetzt und entspricht der Beschreibung „ein Gebäude, dessen Baukörper sich aus Erdgeschoss, erstem Obergeschoss, einem ausgebauten Mansardendach als zweitem Obergeschoss und einer Tiefgarage zusammensetzt“. Und da heißt es auch: „Die Tiefgarage bietet Platz für 33 Personenwagen, im Außenbereich ist eine mehr als ausreichende Anzahl von Fahrrad-Stellplätzen vorgesehen.“

Ob das alles noch aktuell ist? Da muss die Firmenleitung drüber nachdenken. Gleich nebenan wird gebaut: das „Pallotti-Areal“. Das wurde an diesem Donnerstag erst mit der Grundsteinlegung eingeleitet. 17 Reihenhäuser, drei Stadtvillen, 31 Eigentumswohnungen, alles übernächstes Jahr fertig. Der Vergleich ist zugegebenermaßen unfair: Denn selbst die zentrumsnaheste gewerbliche Fläche kann in der Vermarktung nicht mit Wohnraum konkurrieren. Der geht selbst zu horrenden Preisen irgendwie immer weg. Die „kleine Anzahl von Wohnungen“, die in einem Atemzug mit dem Kinder- und Jugendmedizinischen Zentrum genannt wurde, ist also ganz sicher nicht das Problem.

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