Bundeskunsthalle Bonn„Persischer Garten“ – Orientalisches Paradies lockt am Rhein

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Bonn – „Tulpen aus Amsterdam“ sangen einst Roy Black und die Fischer-Chöre. Schon richtig, das beliebte Zwiebelgewächs assoziiert man unweigerlich mit unseren holländischen Nachbarn, man denke nur an die Tulpenmeere in Keukenhof.

„Iran“-Ausstellung in Bundeskunsthalle

Doch, liebe Nachbarn, die Tulpen sind nur Importe aus dem alten Persien! Diesen botanischen Nachhilfeunterricht vermittelt ab heute ein „Persischer Garten“ auf dem Platz zwischen Bundeskunsthalle und Kunstmuseum, der die neue spektakuläre „Iran“-Ausstellung in der Bundeskunsthalle perfekt ergänzt.

Von außen bekommt der Gast zunächst nichts mit von orientalischer Blütenpracht und plätscherndem Wasser. Da steht nur ein sperriger Kubus, der einer Asservatenkammer der Kunsthalle ähnelt.

Jahrtausendalte Tradition

Doch bloß keine Schwellenangst, das Schöne liegt im Verborgenen! Im dunklen Vorraum des „Persischen Gartens“ wird der Besucher auf einer großen Leinwand auf die Gartenbaukunst im alten Persien eingestimmt.

Ausgerechnet in diesem kargen, dürregeplagten, heißen Hochland wurde schon vor gut 2500 Jahren – zur Zeit von Kyros dem Großen, Gründer des altpersischen Weltreiches – raffinierte Gartenbaukunst mit künstlich angelegten Wasserläufen gepflegt, die auch später von den islamischen Herrschern nahtlos übernommen wurde und bis in die Gegenwart reicht.

Ein Paradies auf Erden

So ganz nebenbei erfährt der westliche Laie, dass das Wort „Paradies“ altpersischen Ursprungs ist („pairidaeza“), was eigentlich „Umfriedung“ bedeutet, und liest das persische Sprichwort „Man muss nicht erst sterben, um ins Paradies zu gelangen gen, solange man einen Garten hat.“

Diese tröstliche Gewissheit im Hinterkopf, betritt man dann einen kleinen Duftgarten, in dem ein Brunnen plätschert. Ringsum sind Gewürzpflanzen und Bäumchen gepflanzt: Mandeln, Pistazien, Jasmin und Quitten kann man riechen, wie der Düsseldorfer Landschaftsarchitekt Georg Verhas verrät, der den „Persischen Garten“ angelegt hat.

Genug der Gerüche, jetzt betritt der Besucher den eigentlichen Garten, der laut Verhas dem „Archetyp“ eines persischen Hausgartens des 19. Jahrhunderts entspricht. Vier quadratisch angelegte Beete werden durch zwei Wasserläufe mit kleinen Springbrunnen geteilt.

„Inszenierte Atmosphäre“

Da sieht man jetzt im Frühling blühende persische Tulpen, persische Rosen – die alte Stadt Shiraz wird auch „Rosenstadt“ genannt – oder einen Judasbaum. An der Hauswand stößt man auf blühende Granatäpfel, Orangenblüten verbreiten ihren intensiven Geruch.

Bis Mitte Oktober werden die Pflanzen, den Jahreszeiten angepasst, mehrfach ausgetauscht. Alles in allem ist der Garten nach den Worten von Georg Verhas eine „inszenierte Atmosphäre.“

Schon Goethe wusste Persien zu schätzen

Wer sich abschließend einen Panoramablick auf den orientalischen Garten gönnen will, der begebe sich in die Loggia, setze sich auf einen mit Teppichen bedecktes Fauteuil, schlürfe ein Tässchen Tee und greife – hier ein literarischer Tipp – zu Johann Wolfgang von Goethes Gedichtsammlung „West-östlicher Divan“ frei nach den Poemen des persischen Dichters Hafiz.

Der Weimarer Dichterfürst kam da zu der Erkenntnis: „Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen – Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen!“

Besucherinformation

Friedrich-Ebert-Allee 4; bis 15. Oktober; Eintrittspreise für den Garten 8,50/ermäßigt 6,50 Euro; das Kombiticket für die „Iran“-Ausstellung und den „Persischer Garten“ kostet 14/ermäßigt 9 Euro. Geöffnet Di. und Mi. 10 bis 21 Uhr, Do. bis So. und an Feiertagen 10 bis 19 Uhr; das gilt auch für Karfreitag und die Ostertage.

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