IntegrationDr. Joachim Stamp informiert sich über Pilotprojekt für Büchereien

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Über ein Projekt zur Integration von Flüchtlingen informierte sich Dr. Joachim Stamp (2.v.l.) in der Bücherei Matthäikirche.

Über ein Projekt zur Integration von Flüchtlingen informierte sich Dr. Joachim Stamp (2.v.l.) in der Bücherei Matthäikirche.

Bonn – Für Dr. Joachim Stamp war der Besuch bei der Evangelischen Kirchengemeinde Hardtberg ein Heimspiel. Schließlich war der NRW-Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration , wie er erzählte, selbst einmal Mitglied der Gemeinde. Stamp war gekommen, um sich über das Pilotprojekt „Sprachräume – Büchereien und Integration“ zu informieren und im Café Nachbarschaft mit Deutschen und Flüchtlingen ins Gespräch zu kommen.

Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand begrüßte den Minister im Foyer des Gemeindezentrums an der Matthäikirche und erinnerte daran, dass die Sprache der Schlüssel zur Integration sei. „Ich freue mich sehr, dass die Bücherei hier eine von fünfen bundesweit ist, die von der Europäischen Union gefördert werden“, sagte Thorand. Helga Schwarze von der Büchereifachstelle der Evangelischen Kirche im Rheinland stellte anschließend das Projekt kurz vor, in dessen Rahmen Medienangebote und Serviceleistungen für Flüchtlinge aufgebaut werden sollen. „Auch ehrenamtlich geführte Kleinstbüchereien können einen Beitrag zur Integration leisten“, unterstrich Schwarze. Deshalb habe die Evangelische Kirche im Rheinland das Projekt mit der Büchereifachstelle entwickelt, das vom Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen wissenschaftlich begleitet wird.

Konzept mit fünf Elementen

Das Konzept besteht aus fünf Elementen: So soll der Medienbestand für die Anforderungen von Flüchtlingen und Multiplikatoren ausgebaut und der Spracherwerb mit Lesepaten unterstützt werden. Elektronische Sprachkurse sollen die Flüchtlinge an den Computer heranführen, damit sie beispielsweise später auch ihre Bewerbung selbst schreiben können. Außerdem sind interkulturelle Begegnungen und die Vernetzung mit anderen Personen und Organisationen, die in der Flüchtlingsarbeit tätig sind, wichtige Bestandteile des Projekts. Mittlerweile gebe es Bestrebungen, das Lesepatenangebot auf Godesberg auszudehnen. „In Deutschland gibt es rund 6000 ehrenamtlich geführte Büchereien. Das ist ein ungeheurer Schatz an Engagement“, warb Schwarze bei dem Minister dafür, dass die Einrichtungen auch künftig vom Land unterstützt werden. Sie hoffe ferner, dass auch ein Nachfolgeprojekt von „Sprachräume“ vom Land gefördert werde.

Oberkirchenrat Klaus Eberl hob hervor, dass die evangelische Kirche ein starker Partner des Landes in der Jugend- und Flüchtlingsarbeit sei. „Für das Projekt haben ganz viele Abteilungen perfekt zusammengearbeitet“, lobte Eberl. Stamp dankte allen Beteiligten, vor allem der Büchereileiterin Renate Bach und ihrem Team: „Das Projekt ist dank des Einsatzes der Gemeinde und des unentbehrlichen Engagements der Ehrenamtler ein Beispiel dafür, was Integrationsarbeit vor Ort leisten kann.“ Bach überreichte dem Minister als Dank für seinen Besuch die Bücher „Ankommen in Bonn“ und „Evangelisch in Bonn“.

Im Café Nachbarschaft begrüßte danach Evelyn Bischoff den Minister. „Der Sinn des Cafés ist die Integration, und die gelingt hier sehr gut“, sagte Bischoff. Das Motto laute „Geliebte Nächstenliebe“. „Ich freue mich über meine Kirche. Nächstenliebe sollte es über Religionen hinweg geben“, entgegnete Stamp. Bischoffs Ausführungen wurden von Selim Sabbagh, der aus Syrien kommt und seit 50 Jahren in Deutschland lebt, ins Arabische übersetzt. Eine der Flüchtlingsfrauen bedankte sich für die Unterstützung im Café: „Wir sind nicht alleine.“ Und Sabbagh fügte hinzu: „Viele Flüchtlinge sind aus vollem Herzen dankbar.“

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