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SchauspielDas Bonner Pantheon zieht in die Halle Beuel um

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Für dieses Bild in der Halle Beuel rief OB Ashok Sridharan (7. v. r.) viele Beteiligte des Projekts zusammen. )

Für dieses Bild in der Halle Beuel rief OB Ashok Sridharan (7. v. r.) viele Beteiligte des Projekts zusammen. )

Bonn – Die Plakate weisen schon die Richtung: „Ab auf die Sonnenseite!“ ist darauf zu lesen oder: „Überirdisch. Das Pantheon. Bald nicht mehr im Keller.“ Auf allen sind Fritz Litzmann und Hermann Schwaderlappen zu sehen, die Sitzungspräsidenten der Karnevalssitzung „Pink Punk Pantheon“, die einem unter der Überschrift „Zum Lachen in die Walachei“ fröhlich zuwinken.

Dabei war Rainer Pause, seit gut drei Jahrzehnten Darsteller des Fritz Litzmann, lange nicht nach Lachen zumute. Der Umzug seines Pantheons, des bundesweit bekannten Kabarett- und Musiktheaters, vom Domizil im Bonn-Center, das in der zweiten Jahreshälfte abgerissen wird, in die Halle Beuel, hatte sich verzögert, so dass Pause und die künstlerische Leiterin Martina Steimer am 4. Juli die Brocken hinwarfen und aus dem eigentlich schon festgezurrten Vertragswerk wieder aussteigen wollten.

Nach ihren damaligen Darstellungen hatte ihnen die Stadt immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen und den notwendigen Umbau der Halle Beuel, die bis zum Saisonende vom Theater Bonn bespielt worden war, verzögert. Die Architekten hatten den Pantheoniken erklärt, dass für eine vollständige Umgestaltung der Halle die Zeit zu knapp werde. „Ich dachte: Das schaffen wir nicht mehr bis zum Beginn der Spielzeit“, sagte Pause gestern. „Wir brauchen aber eine komplette Spielzeit zum Überleben“.

Nach dem Theaterdonner vom 4. Juli schaltete sich Oberbürgermeister Ashok Sridharan ein und machte die causa Pantheon zur Chefsache. Es wurde nachverhandelt, und am Dienstag nun konnte der Vertrag endlich unterzeichnet werden.

Die Akteure nahmen an einem langen schwarzen Tisch auf Theatergestühl in der sonst leeren 1100 Quadratmeter großen Halle Platz und griffen nacheinander zum Kugelschreiber (Pause: „Nach diesem Stift habe ich anderthalb Jahre lang gesucht“): OB Sridharan, Pause, Steimer. Kulturdezernent Martin Schumacher, der bisherige Hausherr Generalintendant Bernhard Helmich und der Kaufmännische Direktor von Theater Bonn, Rüdiger Frings. Alle machten einen entspannten Eindruck.

Sridharan: „Ich bin froh, dass wir zu einem für beide Seiten akzeptablem Ergebnis gekommen sind und so das Aushängeschild für qualitativ hochwertiges Kabarett- und Musiktheater, das seit knapp 30 Jahren untrennbar mit Bonn verbunden ist, hier halten können“. Der OB zeigte sich zuversichtlich, dass durch das Pantheon in der Schauspielhalle eine Initialzündung für die weitere Entwicklung des Quartiers zwischen Siegburger Straße und der Beueler Innenstadt ausgeht.

Aber das dauert noch. Die erste Premiere im neuen Pantheon feiert Comedian Dave Davis am 28. Oktober in einem Provisorium, das aber bei den Besuchern „Erstaunen“ hervorrufen werde, verriet Steimer. Vorhänge, viel Deko und „Schäbbi Schick“ sollen verdecken, was dringend renoviert werden muss: Kahle Wände, alter Fußboden, eine Decke mit dem Charme einer Werkshalle. Es wird eine neue Technik geben, die der Dimension des neuen Spielorts angepasst ist. „Stühle haben wir ja Gottseidank schon“, sagte Steimer.

Beim Umbau packen Freunde des Hauses kräftig mit: Piotr Macalla aus Amsterdam, Tzeslaw Swierkot aus Oberschlesen, Jaroslaw Pudelko und Pantheon-Mitarbeiter Thomas Malangeri. Als Martina Steimer durchs weitläufige Haus führte, stand Detlev Cremer in einem der Büros und schraubte irgendetwas. Er ist von Hause aus Elektromeister, aber ansonsten Musiker, der schon mit Udo Lindenberg zusammengearbeitet hat..

Umbau soll 2017 oder 2018 fertig sein

Es muss viel getan werden, um die Halle Beuel auf Vordermann zu bringen. Manche Räume sehen so aus, als sei seit Jahren nichts gemacht worden. 2017, vielleicht auch erst 2018 soll der Umbau fertig sein.

Geplant ist ein großer Saal mit rund 200 bis 450 Plätzen sowie ein kleiner Saal mit 150 Plätzen. Dafür stellt die Stadt einen rückzahlbaren Zuschuss in Höhe von bis zu 1,7 Millionen Euro zur Verfügung. Das Pantheon hat die Halle Beuel für 30 Jahre bis zum 31. Oktober 2046 angemietet.

Rainer Pause, mit 69 Jahren beinahe so alt wie seine Figur Fritz Litzmann, die schon immer alt war, nimmt ordentlich Geld in die Hand, um sein Werk am Leben zu halten. Es mag sein, dass er auch deshalb am 4. Juli aus dem Projekt aussteigen wollte. Viele Bonner befürchteten damals das endgültige Aus der renommiertenBühne. Nun soll es also weitergehen, zwar in der Walachei, aber immerhin . . .

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