Sprengung von GeldautomatenTrio aus Niederlanden in Bonn angeklagt

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Anfang November vorigen Jahres wurden in der Sparkassen-Filiale in Heiderhof zwei Geldautomaten gesprengt.

Anfang November vorigen Jahres wurden in der Sparkassen-Filiale in Heiderhof zwei Geldautomaten gesprengt.

Bonn – Wie immer kamen sie am frühen Morgen: Diesmal fuhren gegen 4 Uhr vier Männer auf Motorrollern vor die Sparkassen-Filiale auf dem Heiderhof, präparierten zwei Geldautomaten, füllten sie mit

Gasgemisch und sprengten sie erfolgreich. Die schwere Detonation schreckte Anwohner auf, aber bis einer begriff, was passiert war, waren die Sprenger längst über alle Berge. Von dem geknackten Geld jedoch hatten sie „nur“ 26 000 Euro mitgenommen, weitere 50 000 Euro aus einem zweiten Automaten hatten sie zurückgelassen, bestätigte gestern Dr. Sebastian Buß, Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft. Offenbar war den Tätern die Zeit zu knapp geworden.

Die Fahndung gegen eine Bande mit zahlreichen Mitgliedern, die von Holland aus ihre Feldzüge gegen Geldautomaten in ganz NRW geführt haben sollen (seit Mai 2015 sollen es knapp 150 sein), gestaltete sich zunächst schwierig. Einer der vier maskierten Täter vom Heiderhof jedoch konnte identifiziert werden: Die Bonner Staatsanwaltschaft hat den 27-Jährigen jetzt zusammen mit zwei weiteren Bandenmitglieder (26 und 24 Jahre) wegen des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und schweren Bandendiebstahls in zwei Fällen angeklagt. Neben dem Heiderhof-Fall am 2. November 2015 sollen sie zu dritt mit einem vierten Unbekannten einen Monat zuvor – am 21. September 2015 – eine Sparkassenfiliale in Wachtendonk gesprengt haben. Die Beute soll stattliche 99 470 Euro betragen haben. Der Schaden liegt bei 100 000 Euro; auf dem Heiderhof waren es 82 400 Euro.

Sonderkommission „Heat“ ermittelt

Das Landeskriminalamt (LKA) hatte bereits 2015 die Sonderkommission „Heat“ gebildet, die die niederländischen Grenzgänger mit marokkanischen Wurzeln immer engmaschiger observiert hat. So geht die Bonner Staatsanwaltschaft davon aus, dass die drei Angeklagten vor allem durch DNA-Spuren, aber auch durch Telefonüberwachung und Auswertung ihrer Handys zu überführen sind. Während der 27-jährige Angeklagte, der für die Heiderhof-Sprengung verantwortlich sein soll, fünf Monate später in einem Leverkusener Burger-Restaurant festgenommen werden konnte, wurde der jüngste Angeklagte im Ruhrgebiet auf frischer Tat ertappt und ist vom Landgericht Essen wegen zwei Sprengungen bereits zu sechs Jahren und vier Monaten Haft verurteilt worden. Diese Strafe könnte sich in Bonn noch erhöhen.

Der Prozess gegen das Trio findet demnächst vor der 1. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts statt.

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