40 JahreHaus Rupprechtstraße bietet Wohnraum und Begleitung nach der Haft

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Klein, aber mein: Nicola Lüdecke (links) freut sich über die Privatsphäre in seinem Einzelappartment, schätzt aber auch die Hilfe und Beratung von Sozialarbeitern wie Bertram Brocks.

Klein, aber mein: Nicola Lüdecke (links) freut sich über die Privatsphäre in seinem Einzelappartment, schätzt aber auch die Hilfe und Beratung von Sozialarbeitern wie Bertram Brocks.

Köln – „Ein Erfolgsprojekt, das mühsam auf die Beine gestellt werden musste.“ So beschreibt Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes den Werdegang von Haus Rupprechtstraße, das am Mittwoch Geburtstag feierte. Denn vor 40 Jahren habe man sich einfach nicht vorstellen können, „dass Straffällige in ihren eigenen vier Wänden wohnen wollen“.

Und das ist es, was Haus Rupprechtstraße von anderen Einrichtungen der Straffälligenhilfe unterscheidet: Die Bewohner, 27 Männer zwischen 21 und 55 Jahren, müssen sich mit niemandem das Zimmer teilen. Sie wohnen in Ein-Raum-Appartements mit Bad und Kochnische. Nur Gemeinschaftsräume wie Waschkeller und Kraftraum werden von allen genutzt.

Soziale Schwierigkeiten

„Selbstständiges Wohnen mit Beratung“, erklärt Sozialarbeiter Bertram Brocks das Konzept. Aufgenommen werden kann, wer in besonderen sozialen Schwierigkeiten steckt und straffällig geworden ist – wer also etwa nach der Haft oder in der Bewährungszeit keine Wohnung findet.

150 bis 180 Bewerber gibt es pro Jahr; viele schreiben noch aus der Haft heraus. In Bewerbungsgesprächen müssen sie vor allem ihre Einstellung zeigen. „Es kommt auf die Veränderungsbereitschaft an“, erklärt Brocks. Wer bereit ist, seine Probleme anzugehen – Schulden zu regulieren, eine Arbeit zu finden – ist im Haus Rupprechtstraße richtig. „Wenn jemand den ganzen Tag im Bett bleibt, kündigen wir ihm auch wieder.“

„Hier bekomme ich zu jeder Zeit Hilfe.“

Der 52-jährige Nicola Lüdecke lebt gerne im Haus Rupprechtstraße: „Hier bekomme ich zu jeder Zeit Hilfe.“ Dafür gebe es Regeln, auf die man sich einlassen müsse: regelmäßige Drogenscreenings und Kontrollen der Appartements zum Beispiel. 18 Monate dürfen die Männer hier wohnen. Lüdecke, der vor einem Jahr nach einer Drogentherapie eingezogen ist, arbeitet jetzt als Hausmeister in der Einrichtung. Er hofft, in einem halben Jahr auch außerhalb von Haus Rupprechtstraße Arbeit und Wohnung zu finden.

Die „intensive Begleitung auf dem Weg zurück ins wahre Leben“ ist es denn auch, wofür Elfi-Scho Antwerpes dem Leiter Karl-Peter Ochs und seinen Mitarbeitern dankt. Nach diesem Vorbild, so ihr Wunsch, sollte es weitere Häuser geben.

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