Antoniter-QuartierSchmuckstück aus der Römerzeit entdeckt – 2.000 Jahre alt

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Archäologen haben in der Baugrube für das Antoniter-Quartier Gegenstände aus der Römerzeit gefunden.

Archäologen haben in der Baugrube für das Antoniter-Quartier Gegenstände aus der Römerzeit gefunden.

Köln – Archäologen haben in der Baugrube für das Antoniter-Quartier Gegenstände aus der Römerzeit gefunden. Darunter einen fast 2000 Jahre alten, geschnittenen Schmuckstein, eine Gemme.

Zwischen Daumen und Zeigefinger verschwindet der blau-schwarze Achat fast.

Zwischen Daumen und Zeigefinger verschwindet der blau-schwarze Achat fast.

Zwischen Daumen und Zeigefinger verschwindet der blau-schwarze Achat fast. Er ist an der Rückseite perfekt glatt geschliffen. Die Vorderseite ziert ein Fisch. Er ist in den Stein hineingraviert. „Ich hätte ihn weggeworfen“, sagt Pfarrer Markus Herzberg. „Also, weil ich das winzige Stück beim Schaufeln gar nicht bemerkt hätte.“

Schmuckstück vielleicht christliches Symbol

Nun ist der Rest eines Schmuckstücks, das womöglich mal in einem Ring gefasst war, geborgen und nummeriert: 19.831 steht auf dem Zettel, der nicht nur den 31. Mai als Fundtermin nennt, sondern auch den Eigentümer angibt: das Römisch-Germanische Museum. „Uns gehört hier nichts, was gefunden wird“, sagt Herzberg, der sich vor allem über das Motiv des Schmuckstücks freut. „Vielleicht hat er einer frühen Christin gehört, denn der Fisch ist ja ein altes christliches Symbol. Also mich würde es jedenfalls freuen, wenn es so wäre.“

Noch sind die Archäologen unter der Regie von Dr. Marcus Trier aber weit entfernt davon, ihre unterirdischen Funde zwischen Cäcilienstraße und Schildergasse zeitlich einordnen zu können. Abgesehen davon, dass derzeit in der Baugrube keine Arbeiten stattfinden, wollen sie bis zum Ende der Grabung im November mit einer Bewertung warten.

Querschnitt durch die Jahrhunderte

Schon 2013 hatte es wegen der geplanten Bauarbeiten eine Testgrabung gegeben, und ein alter Plan legt nahe, dass mit römischen Mauern zu rechnen sei. Nun haben die Archäologen nach etwa der Hälfte der für 28 Wochen angesetzten Grabungszeit einen Querschnitt durch die Jahrhunderte vorgefunden. „Es ging mit einer Plastikschaufel des früheren Kindergartens an dieser Stelle los, und wenig tiefer lagen schon vereinzelte Überreste eines vermutlich männlichen Skeletts“, so Herzberg.

Bis Mitte Juni 2019 soll das 25-Millionen-Euro-Projekt fertig sein.

Bis Mitte Juni 2019 soll das 25-Millionen-Euro-Projekt fertig sein.

Eine Kohlenrutsche, von der noch das Scharnier einer Metallklappe sichtbar war, führte vermutlich in den Keller des alten Antoniterklosters. In Straßburg schauen sich die Kölner gerade ein mittelalterliches Kloster des gleichen Ordens an, um Baumerkmale leichter erkennen zu können. „Es gibt für einige Epochen der Kölner Geschichte keine Vorstellung davon, wie die Stadt aussah. So wissen wir nicht einmal, ob eine Mauer, die gefunden wurde, vielleicht zu einem Kreuzgang gehörte, oder doch älter sein kann“, sagt der Pfarrer der City-Kirche.

2019 soll das 25-Millionen-Euro-Projekt fertig sein

Auf 1700 Quadratmetern wird gegraben, und Kameras dokumentieren, was auf dem Gelände geschieht. Der spätere Platz unmittelbar neben der Antoniterkirche ist zur „Schutzzone“ erklärt worden. Dort wird auch später weder in der Erde gebaut, noch weiter nach Altertümern gegraben – denn archäologisches Schätze sind am sichersten in der Erde. Auf der Baustelle aber müssen noch einige Bereiche erkundet werden, etwa unter der derzeitigen Ausfahrtrampe.

„Wegen des Klosters ist im Boden lange nicht viel verändert worden. Aber nach dem Krieg wurde weniger zimperlich ausgeschachtet, etwa für Öltanks“, sagt der Pfarrer.

Den Bau des Antoniter-Quartiers bringt die Suche der Historiker im Boden nicht durcheinander. Bis Mitte Juni 2019 soll das 25-Millionen-Euro-Projekt fertig sein. Neben einem „Citykirchenzentrum“ baut die Evangelische Gemeinde Köln dort Platz für Gastronomie, Wohnen, Handel und Dienstleistungen. Die Architekten Kay Trint und Hanno Kreuder zeigen in Kürze ein neues Bauschild. Darauf wird zu sehen sein, wie ein Stein mit dem Quartiersnamen den neuen Platz abschirmt. „Der Betonquader birgt auch einen Faltzaun, weil wir doch einsehen mussten, dass wir den Platz in der Nacht und an Karneval verschließen müssen“, erklärt Herzberg.

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