Butlers-InsolvenzHohe Mieten und Online-Konkurrenz belasten die Branche

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Butlers läuft das Geschäft in den Filialen und auch im Onlineshop weiter.

Butlers läuft das Geschäft in den Filialen und auch im Onlineshop weiter.

Köln – 100 Butler, die den Kunden ihre Einkäufe tatsächlich nach Hause trugen. Die Eröffnung der ersten Butlers-Filiale in Köln in der Mittelstraße/Ecke Apostelnstraße 1999 war etwas Besonderes, daran erinnert die Chronik der Firma stolz. Entstanden aus dem Ausverkauf des Familienunternehmens Wilhelm Josten, das 1829 in Neuss als klassisches Haushaltswarengeschäft gegründet worden war, erkannten die Brüder Wilhelm und Paul Josten 170 Jahre später die Zeichen der Zeit. Sie entstaubten das Image rund um Porzellan, Tischwäsche und Kerzenständer und entwickelten ein neues Einkaufskonzept.

„Versender des Jahres“

15 Jahre lang schienen sie genau den Nerv aller Trends zu treffen, Butlers war auf dem Erfolgskurs. Noch 2013 wurde das Unternehmen, das mutig auf den Onlinemarkt als zweites Standbein gesetzt hatte, als „Versender des Jahres“ ausgezeichnet. Aber die Konkurrenz ist groß geworden, in der Stadt wie auch online. Jetzt meldete das Kölner Unternehmen Insolvenz an.

Die Butlers-Grundidee zielte auf ein breites Kundenspektrum – vor allen Dingen die Käuferinnen sollten angesprochen werden. Und zwar sowohl junge Studentinnen, die die erste Einrichtung zusammenstellten, als auch ältere Frauen, die es sich Zuhause gemütlich machen wollten. Das Neue an dem Konzept waren die Themenwelten, die durch die Filiale führten. Vom gedeckten Kindergeburtstagstisch mit Kaugummi-Automat über die Windlichter und passenden Stuhlkissen für die Gartenparty bis zum Entspannungsbad mit Weinglashalter reichen bis heute die Einfälle. Und das Sortiment wechselt regelmäßig, immer wieder gibt es Neues zu entdecken – auch das eine Besonderheit, die die Kundinnen immer wieder ins Geschäft locken soll.

In den Filialen von Strauss herrscht Ausverkauf, alle Filialen schließen

In den Filialen von Strauss herrscht Ausverkauf, alle Filialen schließen

Der Erfolg sprach für sich. Nach fünf Jahren erhielt Butlers den Preis des Deutschen Einzelhandels für das beste Handelsmanagement. Da zählte das Unternehmen bundesweit 50 Filialen. 2007 ging der eigene Onlineshop an den Start. Besonderheit damals: Das gesamte Sortiment, das es in den Filialen gab, konnte auch online gekauft werden. Der Onlineshop wurde schnell auf Österreich, 2015 auch auf die Schweiz ausgeweitet. Filialen in Madrid, Luxemburg, auf Malta kamen hinzu.

„Für die Branche ist die Insolvenz von Butlers ein schwerer Schlag“, sagt Thomas Grothkopp, Geschäftsführer des Handelsverbandes Koch- und Tischkultur in Köln. Das Konzept mit Filialen in stark frequentierten 1a-Lagen der Städte mit extrem hohen Mieten sei eine schwere Belastung. „Für unsere Branche ist die Innenstadt vollkommen überteuert“, sagt Grothkopp.

Hinzu kommt, dass Butlers mit den Themenwelten rund ums Wohnen, den preisgünstigen Dekoartikeln, dem wechselnden Sortiment an Wohnaccessoires, aber auch dem einheitlichen Store-Auftritt schon lange nicht mehr allein ist. Die Konkurrenz ist groß geworden. Depot oder Strauss gehören zu den Unternehmen, die ebenfalls in den Innenstädten um diese Kundschaft buhlen und buhlten. Die Preise müssen eng kalkuliert werden. Kommt es dann zu einem Umsatzrückgang, „wird das Eis schnell dünn“, so Grothkopp.

„Inspiration auf zwei Etagen“ bietet die Handelskette Depot am 1a-Standort Neumarkt.

„Inspiration auf zwei Etagen“ bietet die Handelskette Depot am 1a-Standort Neumarkt.

Hinzu kommt die Onlinekonkurrenz. Hier stieg Butlers zwar frühzeitig mit ins Geschäft ein, aber der Druck ist groß. Mit dem Insolvenzverfahren will das Unternehmen nun versuchen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Alle Filialen und auch der Onlineshop sollen normal geöffnet bleiben, so Geschäftsführer Wilhelm Josten. Eine „nachhaltige Sanierung“ sei das Ziel, das nun mit Insolvenzverwalter Dr. Jörg Bornheimer angestrebt wird.

Ein Ziel, das beispielsweise Strauss Innovation nicht gelang. Drei Insolvenzanträge und entsprechende Versuche, einen neuen Investor zu finden, gab es dort in den vergangenen drei Jahren. Im Dezember erklärte der Insolvenzverwalter der Handelskette dann das endgültige Aus. Voraussichtlich bis Ende Februar soll die letzte Niederlassung schließen. Bei Butlers hingegen ist man noch optimistisch, so Wilhelm Josten. „Wir sind überaus zuversichtlich, dass Butlers auch weiterhin eine gute Zukunft hat.“

Einrichtungskette

Butlers hat 94 Filialen in Deutschland, dazu kommen Geschäfte in Österreich, Großbritannien und der Schweiz sowie 40 Franchise-Standorte im In- und Ausland. In jeder Filiale arbeiten 7 bis 10 Mitarbeiter, rund 1000 Mitarbeiter gehören zum Stammpersonal. Rund 40 000 Filialbesucher jährlich weltweit zählte das Unternehmen zuletzt. Der Umsatz lag bei etwa 95 Millionen Euro.

Depot hat 482 Filialen, davon 381 in Deutschland. Im Jahr 2005 waren es bundesweit gerade einmal 58. Die Mitarbeiterzahl wuchs von 420 im Jahr 2005 (in Deutschland, Österreich und der Schweiz) auf 7850 im Jahr 2016. Von Beginn an verzeichnete Depot jährlich Wachstumszuwächse, 2016 rechnet man mit einem Umsatzwachstum von 20 Prozent.

Die Unternehmenskette Strauss Innovation hatte zuletzt 77 Filialen mit rund 1100 Mitarbeitern.

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