Drogenkonsum am NeumarktAnwohner beschimpfen Runden Tisch als „Alibi-Veranstaltung“

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An den Büdchen nahe der KVB-Haltestelle Neumarkt sind Dealer am hellichsten Tag unterwegs.

An den Büdchen nahe der KVB-Haltestelle Neumarkt sind Dealer am hellichsten Tag unterwegs.

Köln – Es dürfte hart gestritten werden, wenn am heutigen Nachmittag im Rathaus über den geplanten Drogenkonsumraum am Neumarkt diskutiert wird. CDU und Grüne in der Bezirksvertretung Innenstadt haben eine Aktuelle Stunde anberaumt und nicht nur Anwohner der Bürgerinitiative „Zukunft Neumarkt“ eingeladen, sondern auch Sozialdezernent Dr. Harald Rau. Am Dienstagabend haben sich die Beteiligten schon einmal ausgetauscht – bei einem Runden Tisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Bei den Anwohnern herrscht Ernüchterung: „Wir halten den Runden Tisch für eine Alibi-Veranstaltung, weil die Stadt sich offenbar längst für den Standort am Neumarkt entschieden hat“, bemängelt Sabine Münch, Sprecherin der Initiative.

Reker und Sozialdezernent Rau wollen jedoch nicht nur am Neumarkt einen Drogenkonsumraum errichten, wo Abhängige unter hygienischen Bedingungen Heroin oder andere Substanzen zu sich nehmen können. „Auch an anderen Brennpunkten“ seien entsprechende Angebote geplant, es solle ein „umfangreiches Angebot“ geschaffen werden. Orte nennt die Stadt nicht.

Gesamtkonzept vermisst

Anwohner und Geschäftsleute vermissen bislang „ein Gesamtkonzept“ der Verwaltung zur Drogenproblematik. Dass sich die Lage am Neumarkt ändern muss, ist jedoch Konsens. Täglich belagern Junkies den Platz im Stadtzentrum und spritzen sich in aller Öffentlichkeit ihre Drogen. Anwohner klagen über Spritzen in Blumenkübeln und völlig enthemmte Personen. Als Ort für einen Konsumraum hat die Stadt offenbar eine Immobilie in der Thieboldsgasse ins Auge gefasst.

„Ein Betrieb des Raums könnte zu Beginn des Jahres 2018 aufgenommen werden“, schreibt die Stadt.

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Für den 3. Juli hat die Verwaltung eine weitere Informationsveranstaltung für Anwohner terminiert, Beginn ist um 19 Uhr in der Stadtbibliothek am Josef-Haubrich-Hof. Dies soll aus Sicht der Verantwortlichen wohl auch zur Beruhigung der Anwohner beitragen. „Von dem geplanten Raum erwartet die Stadt nach entsprechenden Erfahrungen anderer Städte keine zusätzliche Frequentierung des Areals durch Drogenabhängige“, beruhigt die Verwaltung. Doch genau dies ist die Sorge der Anwohner und Geschäftsleute. Sie befürchten eine Magnetwirkung des Drogenkonsumraums – und noch mehr Junkies. (tho)

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