FussbroichsDie einzig wahre Familienserie

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Nehmen noch immer kein Blatt vor den Mund:  (v.r.) Fred  und Annemie Fußbroich mit Schwiegertochter Elke und Sohn Frank.

Nehmen noch immer kein Blatt vor den Mund:  (v.r.) Fred  und Annemie Fußbroich mit Schwiegertochter Elke und Sohn Frank.

Köln – Einige Dinge ändern sich nicht. Andere schon. Fred und Annemie Fussbroich wohnen immer noch in Buchheim („Als wir hier eingezogen sind, war der Frank 14 Monate alt“), Fred (72) wäscht immer noch die Gardinen – „von jung an“, und Annemie (65) liebt es immer noch, die Wohnung zu verschönern („Ich hab’ keine Hemmung, Farben zusammenzustellen. Ich stell’ die Farben so zusammen, wie Sie mir gefallen!“). Aber beide haben aufgehört, zu rauchen, Fred hat keine Locken mehr und Annemie trägt nun eine Pagenfrisur.

Sohnemann Frank, inzwischen 44 Jahre alt, („Mir ging es eine Zeit lang sehr schlecht“) ist aus dem Gröbsten raus, in Friseurmeisterin Elke (46) hat er seine Traumfrau gefunden, beide sind verheiratet und leben mit Kücheninsel, Kamin und drei Katzen in einem Haus in Vettweiß im Kreis Düren. All das verrät die DVD „Die Fussbroichs – Heute: Der Film“, eine 97-minütige Doku, die seit heute in den Läden ist.

Nach zehn Jahren meldet sich die Familie Fussbroich zurück. Von 1989 bis 2001 lief die Dokumentarfilm-Reihe im WDR-Fernsehen. Sie brachte Autorin, Regisseurin und Produzentin Ute Diehl 1992 den Adolf-Grimme-Preis ein, und sie machte die kölsche Arbeiterfamilie zu Helden der „einzig wahren Familienserie“. Denn Drehbücher gab es damals nicht, Vater, Mutter und Sohn redeten so, wie ihnen der Schnabel gewachsen war, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Dass tun sie noch heute. Beim Pressetermin im MediaPark, wo alle vier - Fred, Annemie, Elke und Frank - darüber sinnieren, wie das jetzt wohl gleich auf dem roten Teppich zugeht, im Cinedome, wo die DVD präsentiert wird. „Das passt ja eigentlich gar nicht zu uns“, meint Annemie Fussbroich, und bei dem Gedanken, dass da rechts und links Leute stehen werden, weiten sich ihre Augen vor Schreck. „Ist doch bloß ein Teppich, da gehste drüber wie übern Teppich bei uns zu Hause“, wiegelt Fussbroich senior ab, „un ob da’n Teppich liegt oder nicht, is mir gleich. Wir brauchen keinen roten Teppich“. Fussbroich junior wendet ein: „Wenn Till Schweiger kommt, dann is das was anderes, ich bin aber nicht Till Schweiger.“ Und Schwiegertochter Elke fügt wahrheitsgemäß hinzu: „Wir sind ja keine Schauspieler!“

Nach mehr als zehn Jahre Doku-Alltag fiel es den Fussbroichs (damals noch ohne Elke) sehr leicht, sich von der Kamera zu verabschieden. „Wir hatten ja damit gerechnet, wir wussten vorher, wann Schluss ist – und irgendwann ist auch die Luft raus“, sagt Annemie. „Wir sind bodenständig, wir hatten unsere Arbeit“, meint ihr Mann. Und Frank ergänzt: „Es waren ja auch nur zehn Drehtage im Jahr.“

Die Idee zum Wiedereinstieg kam von ihm: „Ich wollte wieder ins Fernsehen.“ Das erneute Gefilmt-Werden erwies sich als völlig normal. „Man isset gewohnt, die Kamera im Gesicht und im Nacken zu haben – nur manchmal sind zuviel Leute im Raum“, sagt Fred. Für Schwiegertochter Elke war das Neuland, fast: „Für mich ist das ja immerhin meine Familie, ich bin da so mit reingewachsen. Ich hab’ da gar nicht drüber nachgedacht, dass uns hinterher fremde Leute sehen.“

So wie sich alle vier Fussbroichs „Die Geissens“ ansehen. Oder angesehen haben. Annemie findet die Millionärsfamilie klasse, Frank meint, die wären nett, und Elke hätte gern auch so viel Geld. Nur Fred verweigert inzwischen den Doku-Soap-Konsum: „Die sind mir zu protzig.“

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